Offene Immobilienfonds Die Neulinge Swisslife und Crosslane im Check

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Großbritannien als Vorreiter

Morsch hat jahrelang Aktien- und Rentenfonds der US-Fondshäuser Fidelity und Janus vertrieben. In der Dot-com- und Finanzkrise hat er deren Kursabstürze erlebt und suchte nach Anlagealternativen mit stabileren Renditen. In Großbritannien war es damals schon verbreitet, dass sich Investoren bei Studentenwohnungen engagieren. Morsch kooperiert mit der Firma Horizon und dem seit vielen Jahren in diesem Gebiet spezialisierten Fondsmanager Crosslane. Im November 2016 bekam Crosslane die Genehmigung der Finanzaufsicht BaFin für einen offenen Immobilienfonds nach deutschem Recht. Beim Crosslane Student Real Estate Fund sind die Briten Bauherr und Betreiber der Immobilien.

Der Markt ist umkämpft. Spezialisierte Unternehmen wie die Aktiengesellschaft International Campus, die Kapitalverwaltungsgesellschaft Mondial oder Bouwfonds sowie der Immobilienkonzern Deutsche Real Estate Funds haben die Angebotslücke bei Studentenbuden entdeckt. Sie sammeln meist bei finanzkräftigen Versicherungen, Stiftungen und Altersvorsorgeeinrichtungen Geld für den Bau der Studentenherbergen ein.

Der neue Crosslane-Fonds hingegen ist für Privatanleger gemacht, die schon mit 100 Euro einsteigen könnten. Aber ob der Fonds die hohe Gesamtrendite von sechs Prozent nach Kosten (jährlich 1,8 Prozent) mit denen er wirbt, auf Dauer erzielen kann, wird nicht garantiert. Auch manche Großanlegerfonds wie der Bouwfonds European Student Housing kalkulieren mit einer hohen internen Rendite von 5,5 bis 6,5 Prozent. Völlig überzogen muss das nicht sein.

Geldanlage mit studentischem Flair: So können Anleger am Trend verdienen

150 Wohneinheiten für Studenten sind das Minimum

Allerdings sind die Anfangsrenditen für Studentenwohnanlagen in den letzten Jahren stark zurückgegangen, weil immer mehr Investoren in den Markt strömten. Im Durchschnitt liegen die Nettoanfangsrenditen in den sieben größten deutschen Studentenstädten derzeit bei 4,25 Prozent. Bei Alternativanlagen wie Mehrfamilienhäusern, Büros, Einzelhandelsflächen sind es nach Angaben des Immobilienspezialisten Savills nur um die 3,5 Prozent. Das kleine Renditeplus macht die Studentenwohnungen für Investoren attraktiv.

Die von Crosslane erwarteten, weit über den Nettoanfangsrenditen liegenden Renditen erklärt Morsch damit, dass die Briten nie schlüsselfertig kauften, sondern selbst bauen oder renovieren und die Wohnanlagen auch in Eigenregie durch eine Tochter betreiben.

Einkaufen geht Crosslane zudem nur in Städten, die mindestens 15.000 Studenten haben. Wenn eine Uni geschlossen würde, hofft man in solchen Städten darauf, dass die Objekte umgenutzt werden könnten. Alle Appartements sollen nur 15 Minuten per Rad von der Uni entfernt sein. Damit sich die Verwaltung lohne, werden nur Objekte mit mindestens 150 Wohneinheiten gekauft.

Bis die Briten hierzulande eine Größe erreichen, die eine effiziente Bewirtschaftung ermöglicht, kann es dauern. Mit dem derzeitigen Startvermögen von nur 500.000 Euro lassen sich noch keine großen Sprünge machen. Ein 300-Zimmer-Objekt sei aktuell reserviert, sagt Morsch. Auf Interesse soll der neue Fonds angeblich bei den Verkäufern von Sparkassen und Volksbanken gestoßen sein.

Eine Abwechslung zum Einerlei der offenen Immobilienfonds bietet der Fonds auf jeden Fall. Die traditionellen Fonds investieren vor allem in Bürogebäude, Einzelhandel und Hotels. Als offener Immobilienfonds ist die Anlage streng reguliert, Anleger müssen Mindesthalte- und Kündigungsfristen beachten, der Anbieter darf die Anlegergelder maximal mit 30 Prozent zusätzlichen Krediten aufblähen. Beim Ankauf und danach vier Mal jährlich  müssen Sachverständige die Immobilien bewerten, jährlich gibt es für Anleger zwei ausführliche Berichte über Kosten des Fonds und Fakten zum Immobilienbestand.

Aber Regulierung und Transparenz sind allein keine Gewähr für einen Erfolg. Es gab unter den offenen Immobilienfonds manchen Flop, der Anlegern hohe Verluste bescherte. Die Konzentration auf nur ein einzelnes Segment des Immobilienmarktes ist beim Crosslane-Fonds ein Risiko. Kauft der Fonds aktuell sein Portfolio zusammen, erwirbt er Immobilien teuer. Crosslane hat am deutschen Markt noch keine Netzwerke und ob Finanzverkäufer auf die neue Offerte anspringen, damit genug Geld eingesammelt werden kann, ist ungewiss.

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