Der Büroalltag hält wieder Einzug: Viele, die zur Pandemie-Hochzeit im Homeoffice waren, kehren zurück ins Büro. Damit steigt auch das Pendleraufkommen sowohl auf den Autobahnen als auch in den Zügen. Aber lohnt sich der Aufwand überhaupt, zumindest finanziell? Oder wäre es doch günstiger, in der Stadt zu wohnen? Der Wohnatlas 2021 der Postbank zeigt, wo sich das Pendeln lohnt und wo nicht.
Mit Hilfe des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) hat die Postbank verglichen, welche Option günstiger ist: der Kauf einer durchschnittlich teuren 70-Quadratmeter-Wohnung in einer der sieben größten Städte oder der Kauf einer ebenso großen Wohnung im Speckgürtel der jeweiligen Stadt plus die jährlichen Pendelkosten. Dafür wurden jeweils die vier bevölkerungsreichsten Städte der Landkreise einbezogen, ebenso wie alle weiteren Städte, die mehr als 20.000 Einwohner haben. Zu den Pendelkosten zählen das Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder die Kosten fürs Auto mit Benzin und der höhere Zeitaufwand.
Das Maß, mit dem der Pendleratlas misst, ist die Anzahl an Jahren, die es günstiger ist im Umland zu wohnen als in der Stadt. Als sinnvoll gilt Pendeln dabei als Faustregel, wenn es mindestens 40 Jahre lang weniger kostet als die vergleichbare Stadtwohnung.
So ist es beispielsweise für Pendler, die von Ahrensburg nach Hamburg mit dem ÖPNV fahren, 42 Jahre lang günstiger dort zu wohnen als in Hamburg selbst. Für Pendler von Pinneberg nach Hamburg sind es 45,3 Jahre mit dem ÖPNV und 21,9 Jahre mit dem Auto.
Vor allem das Umland rund um Frankfurt am Main bietet sich der Untersuchung zufolge für Pendler an. Allein in neun Städten können Pendler mit dem ÖPNV zwischen 41,2 Jahre (Eschborn) und 75,7 Jahren (Langen, Hessen) günstiger leben als in Frankfurt. Aber auch mit dem Auto kann im Speckgürtel von Frankfurt gepunktet werden, beispielsweise in Neu-Isenburg (50 Jahre) oder in Dreieich (40,4 Jahre).
Nur in Duisburg lohnt sich Pendeln mehr. Wer hier mit dem ÖPNV nach Düsseldorf pendelt, hat 60,9 Jahre lang einen finanziellen Vorteil. Neben Duisburg sind auch Erkrath und Neuss Alternativen zu Düsseldorf. Wer hier mit dem ÖPNV pendelt, kann 50,6 Jahre (Erkrath) oder 49,9 Jahre (Neuss) davon zehren. Mit dem Auto ist das Umland nicht so lange günstiger als die Metropole: 24,3 Jahre (Erkrath) und 27,9 Jahre (Neuss).
Auch München hat noch günstiges Umland: Wer aus Dachau mit dem ÖPNV nach München pendelt, lebt 59,7 Jahre lang günstiger. Mit dem Auto sind es 21,9 Jahre. Wer indes eine größere Wohnung sucht, für den braucht sich der Vorteil schnell auf.
Ein wesentlicher Faktor beim Pendeln ist neben den Fahrtkosten die Zeit, die man damit verbringt, von A nach B zu kommen. Dabei zeigt die Analyse des HWWI, dass Pendler vor allem dann profitieren, wenn die Strecke weniger als 20 Minuten beträgt. Gerade in und um Berlin scheint dies ein Problem zu sein: In der Analyse wurden 33 Städte im Berliner Speckgürtel untersucht. Nur aus Teltow schaffen es Pendler in unter 20 Minuten in die Stadt. Aus acht weiteren Städten brauchen sie mit Bus- und Bahn unter 30 Minuten pro Strecke.
Ganz anders erleben es die Frankfurter Pendler: Hier schaffen sie die 22 Kilometer aus Langen in Hessen mit der Bahn in neun Minuten, aus Offenbach und Dreieich sind es 14 Minuten. Auch aus Duisburg schaffen Pendler die 28 Kilometer nach Düsseldorf besonders schnell, nämlich in nur zwölf Minuten.
Besonders lohnenswert ist Pendeln demnach mit dem ÖPNV und das vor allem im Frankfurter Raum, bei Hamburg sowie im Norden Düsseldorfs. An den meisten anderen Orten bietet die Wohnung im Vorort zumindest keine finanziellen Vorteile – es sei denn, man hat sich mit seinem Chef auf eine großzügige Homeoffice-Regelung geeinigt.
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