Spektakuläre Baustelle Manhattan bekommt neues Wolkenkratzer-Viertel

Im Westen von Manhattan befinden sich die beiden spektakulärsten Baustellen in New York. Sobald die Projekte fertig sind, sollen dort 17 Wolkenkratzer stehen. Die Bauherren träumen schon vom neuen Herzstück New Yorks.

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In Sichtweite des Hudson River entsteht das neue Wolkenkratzer-Viertel. Quelle: ap

New York „Der bereitet mir schlaflose Nächte“, sagt Dennis Friedrich und zeigt auf einen großen Kran. Das sieben Millionen Dollar (fünf Millionen Euro) teure Ungetüm soll 16 rund 73 Meter lange Betonträger bewegen, die die Grundlage für die Plattform über dem Bahngelände zwischen der 32. und 33. Straße in Manhattan bilden sollen. Ein Großteil der Arbeit wird nachts gemacht, wenn nur wenige Züge, die den Bahnhof Penn Station bedienen, unterwegs sind.

Friedrich ist Chef des US-Immobilienunternehmens Brookfield Office Properties. Seine Firma ist Bauträger des Projekts Manhattan West, unmittelbar daneben befindet sich die Großbaustelle Hudson Yards. Im Jahr 2024 sollen beide Baustellen fertiggestellt sein und ein neues Zentrum bilden.

Jahrelang hatte das Gebiet in Manhattan den Spitznamen „Wilder Westen“ - wegen seiner geografischen Lage im New Yorker Stadtbezirk und weil sich dort, abgesehen von den Gleisanlagen, Lagerhäusern und ein paar verfallenen Industriekomplexen, nichts befand. Der neue Spitzname lautet jetzt: „Hongkong am Hudson River“.

Insgesamt 20 Gebäude sollen hier einmal stehen, davon 17 Wolkenkratzer. Nach ihrer Fertigstellung in zehn Jahren werden zwei Millionen Quadratmeter Wohn- und Bürofläche zur Verfügung stehen. Insgesamt sind 6000 Wohneinheiten geplant, die übrige Fläche werden Unternehmen nutzen.

„Es wird ein neues Herzstück von New York sein“, schwärmt Michael Samuelson, einer der Verantwortlichen für das 20-Milliarden-Dollar Projekt Hudson Yards, das von zwei Immobilienunternehmen getragen wird. Das Manhattan-West-Vorhaben hat einen Umfang von 4,5 Milliarden Dollar (3,3 Milliarden Euro). Bei den beiden Projekten handelt es sich um die ambitioniertesten privaten Bauvorhaben seit Errichtung des Rockefeller Centers in den 30er Jahren.


Nicht alle sehen die Entwicklung positiv

Der Plan für Hudson Yards sieht 16 Gebäude vor, davon 14 Wolkenkratzer. Sie werden auf einer Plattform gebaut, die die gesamte Gleisanlage überdeckt. 253 Stützen, die im Gestein von Manhattan verankert werden, sollen sie tragen.

Das erste Haus, ein 52 Stockwerke hoher Turm über den Bahnschienen, soll 2015 fertiggestellt werden. Einziehen werden unter anderem der Kosmetikkonzern L'Oreal USA sowie der Softwarehersteller SAP. Das höchste Gebäude wird 80 Stockwerke haben; die Bauarbeiten dafür haben bereits begonnen. Das Hochhaus soll eine Aussichtsplattform bekommen, die höher liegt als die des Empire State Buildings. In dem Gebäude will das Medienunternehmen Time Warner 2019 seinen Hauptsitz einrichten.

Der benachbarte Komplex Manhattan West umfasst drei Wolkenkratzer, zwei davon werden mehr als 60 Stockwerke haben. Sobald die für sie bestimmte Plattform über dem Bahngelände fertiggestellt ist - dies soll Ende des Jahres der Fall sein -, wird mit dem Bau des ersten Hochhauses begonnen. Geplant sind darüber hinaus ein Hotel, Geschäfte, ein Platz und Garagen. Wer in die Türme einzieht, ist noch nicht bekannt.

Zwischen den beiden Großbaustellen steht ein knapp 50 Jahre altes Gebäude mit gerade einmal 16 Stockwerken, das Brookfield als Teil des Komplexes Manhattan West betrachtet. Hier haben mehrere Firmen, darunter auch die Zentrale der Nachrichtenagentur Associated Press, ihre Räume. Das Haus wird derzeit renoviert. 2016 sollen die Arbeiten, die 200 Millionen Dollar kosten werden, abgeschlossen sein.

Der New Yorker Stadtplaner Mitchell Moss erwartet, dass sich das Wirtschaftszentrum Manhattans, das sich derzeit rund um das Rockefeller Center befindet, nach Fertigstellung der Bauvorhaben in den Westen verlagern könnte. Aber nicht alle sehen die Entwicklung positiv.

Zum Beispiel Ann Warren, die eine Bäckerei betreibt. Sie musste wegen der Bauprojekte ihre Wohnung verlassen. Es sei klar gewesen, dass etwas geschehen müsse, dass die Gleise überbaut werden müssten, sagt sie. „Es wäre eine schöne Gelegenheit gewesen, etwas für das Gemeinwesen zu tun. Aber den Bauträgern geht es nur ums Geld.“


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