Spekulative Neubauten Bei Gewerbeimmobilien droht der Absturz

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Keine Anzeichen für Überhitzung

Auch für Logistikimmobilien sieht Christopher Garbe, Vorstand des Marktführers Garbe Logistic in Hamburg, weiter gute Chancen: Übergeordnete Trends wie der Boom im Online-Handel und die anhaltende Tendenz zum Outsourcing dürften „die Nachfrage beflügeln“. Das Geschäft mit Logistikimmobilien wuchs 2013 um 57 Prozent auf rund 2,76 Milliarden Euro. Das Segment war damit dynamischer als der Markt für Büroimmobilien (plus 27 Prozent) und für Einzelhandelsobjekte (plus 13 Prozent). Auch seine durchschnittliche Bruttoanfangsrendite – das Verhältnis der Mieteinnahmen zum Kaufpreis – liegt mit sieben Prozent vorn.

Womit Gewerbeimmobilienprofis für das künftige Halbjahr rechnen:

Manche Stimmen im Markt wollen von einer drohenden Krise nichts wissen. DTZ-Deutschland-Chef Yvo Postleb etwa kann sich angesichts der „enorm hohen Nachfrage und des starken Anlagebedarfs internationaler Investoren“ allenfalls vorstellen, „dass sich der Markt nicht mehr so rasant entwickelt“. Er sehe aber „keine Anzeichen für eine Überhitzung und auch keinen Anstieg spekulativer Neubauten“.

Auch die Immobilienberatung Savills bestätigt, der deutsche Büroimmobilienmarkt sei mit dem niedrigsten Leerstand und den höchsten Spitzenmieten seit zehn Jahren „in blendender Verfassung“.

Doch ob die neu entwickelten Projekte, die in den kommenden Jahren fertig werden, dann auf ein günstiges Konjunkturumfeld treffen, dahinter macht Savills ein Fragezeichen. Savills-Analyst Matthias Pink warnt, ein konjunkturell bedingter Nachfragerückgang nach Büroflächen käme ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, „zu dem die Bau- und Projektentwicklung deutlich angestiegen ist“. Auf Gedeih und Verderb sei die Immobilienwirtschaft „von der Situation in den Unternehmen abhängig“.

Ungute Symptome registriert auch Zech-Manager Eichholz: Zwar steige aufgrund der hohen Liquidität im Markt die Nachfrage nach Immobilien, aber „der erzielbare Mietzins steigt nicht in gleicher Weise“. Das werde „zur Abkühlung der Märkte“ führen.

Die Immobiliengeschäfte laufen blendend mit guter Rendite, aber für 2015 ist die Branche skeptisch (zum Vergrößern bitte anklicken)

In der Null-Zins-Ära, warnt der Pforzheimer Volkswirtschaftsprofessor Hanno Beck im Interview mit WirtschaftsWoche Online, würden „Investments getätigt, die man bei normalen Zinsen nicht umgesetzt hätte“. Möglich sei, „dass übermorgen die Blase platzt und Preise erodieren“.

Folgt jetzt der Tsunami?

Lorenz Reibling, Mitgründer des Immobilienfonds-Anbieters Taurus Investment, zieht Parallelen zum Desaster vor sechs Jahren, als überbewertete Immobilienpakete die Investmentbank Lehman Brothers in die Insolvenz trieben und Staaten zur Bankenrettung zwangen. „So nachvollziehbar wie der Zusammenbruch 2008, so klar folgt diesmal der sich bereits abzeichnende Tsunami.“ Die Anleger würden „schmerzhafte Erfahrungen“ machen, so Reibling, etwa mit „Core-Immobilien“, auf die sich alle stürzten.

Tsunami? Angesichts der fröhlich plätschernden Branchen-Gegenwart scheint eine Katastrophen-Neuauflage schwer vorstellbar. Aber sogar die Deutsche Bundesbank sorgt vor, damit Immobilienkredite nicht wieder Banken ins Wanken bringen, sagt deren Vizepräsidentin Claudia Buch: „Wir arbeiten an Instrumenten, die im Notfall eingesetzt werden könnten.“ Dass damit schärfere Eigenkapitalvorschriften bei Immobilienkrediten gemeint sein könnten, will die Bundesbank nicht bestätigen.

Bei der Expo Real hinterlässt das Krisenumfeld bereits Spuren. So sagten reihenweise russische Unternehmen ihre Teilnahme ab. Den 500 Quadratmeter großen Russland-Gemeinschaftsstand wird es nicht geben. Die Ausstellerzahl, teilen die Messe-Organisatoren auf Anfrage mit, „geht nach derzeitigem Stand auf 1641 zurück“. Damit zieht das Stimmungsbarometer der Branche ein Dutzend Aussteller weniger an als 2013.

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