Spurensuche Wie kann so viel schmutziges Geld in Immobilien fließen?

Geldwäsche mit Immobilien: So soll sie gestoppt werden Quelle: imago images

Finanzämter können bei Immobilienkäufern nach der Herkunft des Geldes fragen. Aber wieso fließt dann in Deutschland angeblich viel schmutziges Geld in Immobilien? Eine Spurensuche.

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Als eine gelernte Bankerin und ein Jurist vor einigen Jahren ein Reihenendhaus im Taunus kauften, flatterte ihnen bald ein Schreiben des neuen Finanzamtes ins Haus. Darin wurden sie aufgefordert, genau über die Herkunft des Geldes Auskunft zu geben, mit dem sie die Immobilie gekauft hatten. Das Paar folgte der Aufforderung und listete akribisch den aufgenommenen Kredit auf sowie die Summen, die von Konten und aus Wertpapierdepots stammten. Dann vergaßen sie die Sache.

Erst kürzlich dachten sie wieder an den Brief vom Finanzamt, als sie immer wieder Berichte über Geldwäsche durch Immobilienkäufe hörten. Wie konnte es sein, dass offenbar in großem Stil Gelder aus kriminellen Geschäften unbehelligt in Immobilien fließen konnten, während normale Arbeitnehmer wie sie sofort Post vom Finanzamt bekamen?

Dieses Problem ist offenbar auch der Bundesregierung bewusst, verschärfte sie doch erst kürzlich das Geldwäschegesetz. Damit hat sie jedoch nicht das Problem behoben, sondern es lediglich abgeschoben auf Immobilienmakler, Steuerberater und Notare. Die wurden zur Mitarbeit bei der Verbrechensbekämpfung verpflichtet: Immobilienmakler müssen ihre Mitarbeiter schulen sowie die Identität ihrer Kunden dokumentieren und den Behörden im Verdachtsfall Auskunft geben.

In einem Interview mit dem Handelsblatt warf der Chef der Zentralstelle für Geldwäschebekämpfung, Christof Schulte, Maklern unlängst Untätigkeit vor, wenn es um Immobilienkäufe mit Geldern aus kriminellen Quellen gehe. Schulte leitet die sogenannte Financial Intelligence Unit (FIU) seit August. Die ist angesiedelt bei der Oberzolldirektion in Köln und schien lange das Problem Geldwäsche nicht in den Griff zu bekommen.

Bei der FIU sollen sich insgesamt 1998 mit Immobilienverkäufen betraute Einheiten melden, wenn sie den Verdacht auf einen Fall von Geldwäsche haben. Davon sind 1491 Kreditinstitute und 44 Immobilienmakler. Von den 59.845 Verdachtsmeldungen, die im Jahr 2017 über die Software goAML eingingen, stammten über 48.000 aus Kreditinstituten und nur 21 von Immobilienmaklern.

Gerade Großimmobilienmakler wie BNP Paribas Real Estate sowie der Immobilienmakler Engel & Völkers tun dabei nach eigenen Angaben viel, um nicht auf Geldwäsche-Kunden hereinzufallen. Sie hätten ihre Mitarbeiter zu Geldwäsche-Fragen geschult und die notwendigen Abläufe festgelegt, heißt es auf Anfrage. Bei Verdachtsfällen muss der Berater die jeweilige Geschäftsführung informieren, die dann eine Meldung nach dem Geldwäsche-Gesetz macht. 

Ulrich Dahl ist mit sechs Büros des Maklerhauses Engel & Völkers im Rheinland vertreten. Sein Unternehmen wickelte im Jahr 2018 rund 200 Immobilien-Transaktionen ab – bei einer hat er eine Verdachtsmeldung an die zuständige Stelle beim Landeskriminalamt weitergegeben. Makler müssen ihre Kunden zwar nicht darüber informieren, wenn sie eine Verdachtsanzeige weitergeben. Dahl tat es aber trotzdem - ansonsten hätte er sich während der oft Wochen dauernden Prüfung immer wieder neue Ausreden ausdenken müssen, um den Kunden hinzuhalten. Am Ende wurde der Kunde als unbedenklich eingestuft. Für Dahl war das Geschäft allerdings geplatzt, denn der Kunde war über die Anzeige erbost.

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