Studie: Wohnen in Deutschland Speckgürtel wird attraktiver

Ausreichend Platz Im Umland der Großstädte finden Familien noch Bauland für Eigenheime Quelle: dpa

Wohnen im Speckgürtel der Großstädte wird attraktiver, zeigt eine aktuelle Studie. Vor allem Familien werden von günstigeren Preisen und mehr Wohnraum gelockt. Doch die Renaissance des Ländlichen kennt Grenzen.

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Ländliche Idylle oder hippes Großstadtviertel? Diese Frage stellen sich viele Familien, die ein bezahlbares Zuhause suchen. In den Metropolen Deutschlands sind Mieten oder Wohneigentum häufig kaum noch bezahlbar. Wer dagegen aufs Land zieht, muss lange Wege zum Arbeitsplatz in Kauf nehmen. Die Entscheidung zwischen dem Leben in der Stadt oder auf dem Land ist daher schwierig. 

Die Sparda-Banken und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) haben untersucht, auf welche Bedingungen Wohnungssuchende im ländlichen Raum und in den Großstädten treffen und wie sie darauf reagieren. Laut der Studie „Wohnen in Deutschland - Unterschiede zwischen Stadt und Land“ ist das Umland der Metropolen für Familien attraktiver geworden - trotz auch dort steigender Immobilienpreise. So seien dort die Kaufpreise und Mieten immer noch deutlich niedriger als in den Großstädten und das Angebot an größeren Wohnungen breiter.

„Bisher wurden Familien aus den Großstädten hinausgedrängt, weil das Wohnungsangebot nicht ihren Bedürfnissen entsprach“, sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte des IW. In Zukunft könnten sich jedoch mehr Stadtbewohner freiwillig für das Leben im Umland entscheiden. Der Zwang, pendeln zu müssen, habe als Kriterium für die Wahl des Wohnorts an Bedeutung verloren. Der durch die Coronapandemie ausgelöste Trend zum Homeoffice sollte diese Entwicklung unterstützen.

Vor allem die Landkreise um die Großstädte herum dürften von der neuen Lust auf das Leben auf dem Lande profitieren, sagt Voigtländer. Schon jetzt zeige sich, dass vor allem die Altersgruppe zwischen 30 und 50, viele davon Eltern, aus den Großstädten in den Speckgürtel ziehe. Besonders ausgeprägt sei das im Umland von Hamburg und Berlin. An eine Renaissance der ländlichen Regionen weit abseits der Ballungsräume glaube er derzeit jedoch nicht. Zu groß seien dort die Defizite in der öffentlichen Infrastruktur, beispielsweise bei Internetanschlüssen. 

Familiensache: Günstiger und großzügiger

Wie stark die Bereitschaft ist, ins Umland zu ziehen, hänge vor allem vom Preisniveau ab, so die Studie. Deutschlandweit seien die Kaufpreise für Eigentumswohnungen im hochverdichteten ländlichen Raum zwischen 2009 und 2020 im Schnitt um 66 Prozent gestiegen. In den Ballungsräumen haben sie dagegen im gleichen Zeitraum um 74 Prozent angezogen. Je höher die Kaufpreise und Mieten von Wohnungen in der Stadt sind, desto mehr Arbeitnehmer pendelten vom Umland ins Zentrum.

München beispielsweise habe eine der höchsten Pendlerquoten in Deutschland, so die Studie. Gleichzeitig seien die Kaufpreise für Eigentumswohnungen in den Landkreisen um die bayerische Hauptstadt herum deutlich angezogen. Die teuersten zehn Landkreise im Westen Deutschlands fänden sich alle um München herum. Spitzenreiter sei der Landkreis München mit 6314 Euro pro Quadratmeter, gefolgt vom Landkreis Starnberg mit 5939 Euro.  

Selbst solche Preise schrecken Umzugswillige nicht ab, denn in der Stadt müssten Familien laut Studie noch deutlich mehr für Wohneigentum zahlen. In München etwa kostet demnach eine Eigentumswohnung im Schnitt 7220 Euro pro Quadratmeter. Die hohen Preise in München und anderen Großstädten seien vor allem auf die geringe Bautätigkeit zurückzuführen, so Voigtländer. In Köln beispielsweise werde nur halb so viel gebaut wie nötig wäre. Deutschlandweit liegt die Quote laut Studie bei 83 Prozent.


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Im Umland der Großstädte finden Familien zudem häufiger Wohnungen, die ausreichend groß sind. Das ist das Ergebnis einer Analyse von Wohnungsinseraten im Rahmen der Spardabanken-Studie. Demnach werden in hochverdichteten ländlichen Räumen im Schnitt 110 Quadratmeter angeboten, in Ballungsräumen sind es dagegen nur 86 Quadratmeter. In München liegt der Schnitt bei lediglich 78 Quadratmeter. Das ist in der Regel zu wenig für Familien mit zwei und mehr Kindern. 

Mehr zum Thema: „Trotz Coronapandemie ist die Nachfrage ungebrochen hoch“ – gesucht: großes Haus im Speckgürtel.

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