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Studie zu Niedriglohnempfängern In Berlin bleiben Geringverdiener unter sich

Berlin, Hamburg und München ticken unterschiedlich - das zeigt nun auch eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Demnach siedeln sich Arbeitnehmer mit Niedriglöhnen in den Metropolen unterschiedlich an.

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Die besten Städte für die Karriere
10. BremenDie Hansestadt ist das Schlusslicht des Rankings. Vor allem das geringe Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren von gerade mal 1,07 Prozent, die hohe Arbeitslosenquote von mehr als zehn Prozent und der niedrige Zuwachs an Arbeitsplätzen wirken sich negativ auf die Platzierung der Stadt aus. Die Experten von Yourfirm setzen mittelfristig Hoffnung in die Entwicklung zukunftsträchtiger Industriezweige wie der Windenergie. Am häufigsten gesucht werden in Bremen Handwerker, Ingenieure und Manager. Quelle: dpa
9. KölnAuch die Stadt am Rhein schneidet überraschend schlecht ab, sie erreicht allenfalls Durchschnittswerte. Mit einem durchschnittlichen Gehalt von 3700 Euro pro Monat landen die Kölner im Mittelfeld des Rankings. Die Arbeitslosenquote von 9,6 Prozent ist ebenfalls mittelmäßig. Sowohl die Wirtschaft als auch die Zahl der Arbeitsplätze steigt nur zaghaft. Beste Chancen haben Arbeitnehmer, die im Dienstleistungsbereich tätig sind. Manager und Berater sind die meistgesuchten Berufsgruppen in der Domstadt. Auch der Handel bildet eine wichtige Säule der Kölner Wirtschaft. Denn nicht nur der zweitgrößte Binnenhafen Deutschlands, sondern auch der Umschlagbahnhof Köln Eifeltor sind zentrale Drehscheiben für den europäischen Güterverkehr. Quelle: dpa
8. StuttgartDie Großstadt in Schwaben gilt vor allem für Ingenieure als Paradies. Jede zehnte Stellenanzeige sucht einen Absolventen aus diesem Bereich. Sowohl der Maschinenbau als auch die Luft- und Raumfahrt sind Antrieb für einen starken Export. Dank der niedrigen Arbeitslosigkeit und den stabilen Beschäftigungszuwächsen – wenngleich auf niedrigem Niveau – ist es in Stuttgart leichter, einen neuen Job zu finden als in fast allen anderen untersuchten Großstädten, so das Urteil des Karriere-Atlas von Yourfirm. Das Wirtschaftswachstum liegt mit durchschnittlich 0,66 Prozent in den vergangenen Jahren aber relativ niedrig. Weiteres Manko: die hohen Mietpreise von im Schnitt 11,20 Euro pro Quadratmeter. Quelle: dpa
7. DortmundDie Ruhrpott-Stadt landet beim diesjährigen Karrierecheck auf dem siebten Rang. Zwar schlagen die hohe Arbeitslosenquote und ein relativ niedriges Durchschnittgehalt negativ zu Buche. Das starke Wirtschaftswachstum von 2,65 Prozent in den vergangenen Jahren sowie der stabile Zuwachs an Arbeitsplätzen lassen aber für die Zukunft hoffen. Der Karriere-Atlas attestiert Dortmund eine hohe Kontinuität und Stabilität, da die Wirtschaft der Stadt auf dem Mittelstand, neuen Technologien und der Dienstleistungsbranche fußt. Der Strukturwandel ist im vollen Gange. 41.000 Menschen sind bereits in Zukunftsbranchen tätig. Beispielsweise ist Dortmund der größte Standort für Mikrosystemtechnik in Deutschland. Quelle: dpa
6. Frankfurt am MainDie Bankenmetropole ist nicht nur für Arbeitnehmer aus der Finanzbranche interessant. Besonders gefragt sind in Frankfurt Manager, Berater und Ingenieure. Die hohe Arbeitsplatzdichte und das überdurchschnittliche Gehalt zählen mit Blick auf die Karriere zu den größten Pluspunkten der Stadt. Allerdings hat die wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Jahren an Dynamik verloren. Hohe Lebenshaltungskosten und eine hohe Kriminalitätsrate trüben den Blick. Quelle: dpa
5. LeipzigDie sächsische Stadt ist einer der Aufsteiger. Mit einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von knapp drei Prozent in den vergangenen Jahren und einem Zuwachs an Arbeitsplätzen von 2,32 Prozent unterstreicht Leipzig seine Dynamik. Zwar ist die Arbeitslosenquote weiterhin hoch und das Gehalt mit 2850 Euro pro Monat nicht gerade üppig, doch das könnte sich laut Yourfirm in den nächsten Jahren ändern. Vor allem junge Leute zieht es derzeit in die Universitätsstadt. Quelle: dpa
4. HamburgAuch in der Hafenstadt haben Arbeitnehmer gute Aussichten. „Die gute Arbeitsmarktlage und der weiterhin solide Beschäftigungszuwachs machen die Hansestadt äußerst attraktiv“, heißt es im Karriere-Atlas. Die Mietpreise sind mit 11,23 Euro zwar hoch, dennoch bleibt den Hamburgern nach Abzug der lebensnotwendigen Ausgaben mehr Geld übrig als allen anderen Großstädtern. Akademiker haben gute Chancen in Hamburg, richtet sich doch fast jede zehnte Stellenanzeige an einen Manager. Auch Ingenieure werden in der Hansestadt häufig gesucht.   Quelle: dpa

Das Arbeits- und Berufsforschungsinstitut in Nürnberg wollte der Frage nachgehen, wie sich Niedriglohnbezieher kleinräumig innerhalb einer Stadt verteilen. Das Ergebnis: Die räumliche Verteilung von Niedriglohnbeziehern ist in deutschen Großstädten sehr unterschiedlich ausgeprägt.

In Deutschland beziehen 25 Prozent der Arbeitnehmer Niedriglöhne. Das heißt, sie verdienen weniger als zwei Drittel des mittleren Lohns. Auffallend ist immer noch ein Einkommensgefälle zwischen Ost- und Westdeutschland. In Süddeutschland – in den Städten München, Stuttgart und Frankfurt, ist die geringste Zahl an Niedriglohnverdienern angesiedelt. Hohe Niedriglohnanteile gibt es allerdings in Berlin und Leipzig. Bremen und Hamburg liegen dazwischen.

Um die Segregation von Niedriglohnbeziehern sichtbar zu machen, berechneten die Forscher den Anteil an allen Beschäftigten innerhalb kleiner Stadtgebiete. Dabei zeigten sich zum Teil deutliche Unterschiede im Ausmaß der lokalen Segregation. Heißt konkret: In Berlin bleiben Geringverdiener unter sich, in München sind Stadtteile meist stärker durchmischt und in Hamburg gibt es punktuell ein hohes Aufkommen an Niedriglohnbeschäftigen.

"In München sind lediglich bestimmte Straßenzüge betroffen, in der Regel allerdings keine Stadtteile". Trotzdem ist im Norden Münchens ein erhöhter Anteil mit Niedriglohnbeziehern vorzufinden: Insbesondere Feldmoching-Hasenbergl, Milbertshofen-Am Hart, Berg am Laim, Ramersdorf-Perlach, Aubing-Lochhausen-Langwied und das Bahnhofsviertel im nördlichen Teil der Ludwigsvorstadt sind betroffen.

In Berlin sei der hohe Anteil an Niedriglohnbeziehern von 29 Prozent durch den Rückgang der Industrie begründet. Eine Akzentuierung liege stattdessen auf dem öffentlichen Dienst und dem Gastgewerbe. Außerdem seien in den letzten Jahren sozialer Wohnungsbau reduziert worden.

In den Bezirken Neukölln, Marzahn, Wedding/Gesundbrunnen wohnen überwiegend Niedriglohn-Beschäftigte. „In diesen Stadtteilen gibt es geschlossene Flächen von mehreren Quadratkilometern, wo mindestens jeder dritte Beschäftigte einen niedrigen Lohn bezieht.“, so eine Erkenntnis aus den Berechnungen der Forscher.

Der Niedriglohnanteil in Hamburg ist bei 20 Prozent angesiedelt und liegt somit im durchschnittlichen Bereich. Die Berechnung zeige hier eine eher ungleiche räumliche Verteilung der Niedriglohnanteile innerhalb der Stadt. Obwohl Hamburg die reichste Region Deutschlands ist, gibt es in den Bezirken ausgehend von Harburg über Teile von Hamburg-Mitte wie Wilhelmsburg und Horn, hin zum südlichen Teil des Bezirks Wandsbek (z. B. Jenfeld) Wohngegenden mit einem ausgeprägt hohen Niedriglohnanteil. „Aber auch in den anderen Bezirken gibt es punktuell hohe Niedriglohnanteile (z. B. Lurup im Bezirk Altona)“, so die Aussage der Forscher.

Vor allem die Qualität der öffentlichen Güter sei ein entscheidender Grund, in eine bestimmte Wohngegend zu ziehen. Ein Kriterium sei vor allem die Lebensqualität, die durch den Ruf der Schulen, Anbindung, kulturelle Einrichtung gekennzeichnet sei.

Mit dem Bezug eines Niedriglohns gehe gleichzeitig nicht auch immer ein Armutsrisiko einher, dennoch sind die Forscher überzeugt: „Eine Häufung von Niedriglohneinkommen kann auf Rückschlüsse eines gesteigerten Armutsrisikos von Teilen der Bevölkerung hindeuten.“

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