Der Brand in Frankfurt machte Schlagzeilen und drängte auch die Wärmedämmbranche in die Defensive. Denn Kritiker machten für die dramatische Brandentwicklung vor allem die Dämmstoffe auf den Außenwänden verantwortlich. Hauptkritikpunkt ist dabei der Dämmstoff Expandiertes Polystyrol (EPS), landläufig auch als Styropor bekannt. Das Material wird aufgrund von Kostenvorteilen und guter Verarbeitbarkeit laut Branchenverband in 80 Prozent der Wärmedämmverbundsysteme verwendet. Polystyrol ist laut DIN schwer entflammbar. Das heißt, es ist grundsätzlich brennbar, wenn es auch nicht so leicht Feuer fängt wie Holz oder andere Baustoffe. Ausgelöst hatte das Großfeuer ein Stapel EPS-Dämmstoff, der vor dem Haus in Brand geraten war.
In einer Präsentation eines Frankfurter Branddirektors auf einer Fachplanertagung Brandschutz wurde nun, fast ein Jahr nach dem Frankfurter Großfeuer Resümee gezogen. Feuerwehr und Brandschutzexperten gelangten zu der Erkenntnis: Brände dieser Art werden zunehmen, die eingebauten Feuersperren - auch Brandriegel genannt - sind unter Umständen wirkungslos und untere schlechteren Rahmenbedingungen könnte es schlimmer ausgehen.
Während in den Fällen von Berlin und Delmenhorst Fachleute und Industrievertreter darauf abstellen konnten, dass das Dämmmaterial nicht den Vorschriften entsprach und auch nicht fachgerecht angebracht war, lag der Fall in Frankfurt etwas anders. Dort waren die Dämmstoffe korrekt verbaut und auch zugelassen. Auch die Brandriegel waren korrekt angebracht. Einzig die Tatsache, dass das Gebäude noch nicht vollständig fertiggestellt war, sprach für eine erhöhte Brandgefahr.
Schutzmaßnahmen unzureichend
Franz Schächer, Ingenieur für Baustatik und Brandschutz war jedoch beim Brand in Frankfurt als Fachberater vor Ort. Er stellte sich nach dem Ereignis die Frage, ob es bei den Polystyrol-gedämmten Fassaden ein systematisches Problem gibt. "Jeder brennbare Stoff ist ein Risiko, man muss ihn nur zünden", sagt Schächer. "Das gefährliche an Polystyrol ist, dass dieser Dämmstoff zu 90 Prozent aus Öl besteht. Bei einer Erhitzung über 130 Grad Celsius treten Gase aus und es bilden sich Tropfen. Gibt es eine Zündflamme, brennt es lichterloh. Die brennende Flüssigkeit kann sich dann wie ein brennender Ölsee auf den Brandriegeln hinter der halbzentimeterdicken Putzschicht sammeln, bis diese aufbricht und das Feuer am Gebäude runterläuft. Die Brandriegel sind dann nutzlos."´
Dabei galten gerade die Brandriegel, die laut Vorschrift aus einer zwanzig Zentimeter hohen Lage Mineralwolle bestehen, als wichtiger Schutz vor einer Brandausbreitung. Hartschaumhersteller und Fachverband Wärmedämmverbundsysteme verwiesen bei bekannten Brandfällen - insbesondere im Berliner Fall - immer wieder darauf, dass die Baubestimmungen diesbezüglich nicht eingehalten wurden. Auch das Doppelhaus in Ketsch hatte offenbar keine Feuersperren eingebaut. Vorgeschrieben sind die Streifen aus nicht brennbarem Material vor allem über Fenstern, damit Flammen bei Zimmerbränden nicht das nächsthöhere Geschoss erreichen. Bei mehrgeschossigen Bauten müssen sich die Brandriegel alle zwei Stockwerke über die gesamte Breite des Gebäudes erstrecken.
Typische Baumängel in Altbauten
Bis in die 60er und 70er Baujahre hinein finden sich noch unzureichend gegen Feuchtigkeit geschützte Kellerfundamente und Kellerwände. Bei Bauten aus den 20er Jahren finden sich teilweise sogar verrostete Stahlträger in Gewölbekellern. Muss ein Keller trocken gelegt und sogar ringsum ausgeschachtet werden, um ihn gegen Feuchtigkeit abzudichten, kostet das den Hauseigentümer schnell 20.000 Euro und mehr.
Bei Baujahren bis in die 70er Jahre finden sich noch ungedämmte Dachstühle, die die Energiekosten für ein Gebäude deutlich in die Höhe treiben. In den 70er und 80er Jahren gab dann zwar immer mehr gedämmte Dächer, doch oftmals wurde noch Mineralwolle verarbeitet, deren Fasern lungengängig sind und somit schädlich für die Atemwege sind. Ein komplett neues Dach mit Dämmung kostet schnell einen ordentlichen fünfstelligen Betrag. Sollte keine Dämmung vorhanden sein, sind Käufer heute zudem zur nachträglichen Dämmung verpflichtet. Für ein Einfamilienhaus muss der Bauherr mit Ausgaben im fünfstelligen Bereich rechnen. Die zeitweise modernen Flachdächer litten noch bis Ende der 70er Jahre unter oft fehlerhafter Ausführung, so dass früher oder später Wasser eindrang. Sie sollten vor einem Kauf genau geprüft werden, da Wasserschäden am Dach schnell Folgeschäden nach sich ziehen.
Holzfenster können bei sehr guter Pflege 50 Jahre und länger halten, oder schon nach zehn Jahren das Zeitliche segnen. Kunststofffenster halten generell eher 15 bis 25 Jahre. Sollen Fenster komplett erneuert werden, kommen auch hier schnell 20.000 Euro oder mehr zusammen.
Nicht selten finden sich in Altbauten veraltete oder korrodierte Leitungssysteme. So wurden etwa bis in die 60er Jahre noch Stromleitungen ohne Erdungskabel verlegt, die heutigen Sicherheitsstandards nicht mehr genügen. In noch älteren Gebäuden drohen auch undichte Gasleitungen oder alte Wasserleitungen aus Blei. Generell spricht man bei Wasserleitungen von einer Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren, nur Kupferleitungen halten noch zehn Jahre länger. Gleiches gilt für Leitungen für das Heizwasser. Die Kosten lassen sich pauschal kaum veranschlagen, aber der Installations- und Zeitaufwand ist hoch – insbesondere wenn viele Wände und Böden dafür aufgestemmt werden müssen. In einem Modellvergleich der Sanierung eines Altbaus durch den Verband privater Bauherren e.V. schlug die Erneuerung der Elektroleitungen in einem 60er-Jahre Einfamilienhaus mit einem niedrigen fünfstelligen Preis zu Buche. Für die Erneuerung der Sanitärleitungen muss mit einem Betrag in ähnlicher Größenordnung gerechnet werden.
Im Durchschnitt ist ein Heizkessel nach 20 bis 30 Jahren am Ende seiner Lebensdauer angelangt. Zudem ist die Technik oft veraltet, der Energiebedarf entsprechend hoch. Neueigentümer sind zudem unter bestimmten Bedingungen gesetzlich gezwungen ihre Heizungsanlage zu erneuern. Eine Umrüstung auf eine sparsamere Brennwertheizung ist mit rund 10.000 Euro zu veranschlagen. Soll es eine moderne Pellet-Heizung sein, kommen schnell noch ein paar tausend Euro hinzu. Müssen zudem Leitungen und Heizkörper erneuert werden, wird es nochmals deutlich teurer, da auch hier der Installationsaufwand vergleichsweise hoch ist.
Ab den 50er Jahren hielt die Bauchemie Einzug in den Hausbau. Leider wurden bis in die 80er Jahre noch Materialien verwendet, die heute als stark gesundheitsgefährdend gelten. So wurde bis in die 70er Jahre noch Asbest verbaut, etwa in Form von Asbestzementplatten. Die krebserregenden Stoffe zu ersetzen und zu entsorgen ist aufwändig und teuer, zudem ist während der Baumaßnahmen das Gebäude oftmals nicht bewohnbar. Auch finden sich etwa teerhaltige Parkettkleber, giftige Holzschutzmittel oder Formaldehyd in Holzbauteilen. Hier ist Vorsicht geboten.
Ist die Fassade sanierungsbedürftig, muss laut Energieeinsparverordnung auch gleich eine Wärmedämmung aufgebracht werden – denn werden Bauteile verändert, müssen sie auch energetisch verbessert werden. Bei einem Einfamilienhaus entstehen so für die Fassade schnell Kosten von 25.000 Euro und mehr.
"Die zunehmenden Brandkatastrophen an gedämmten Hochhausfassaden - jüngstes Beispiel in Grosny, letztes Jahr in Istanbul, aber auch im Einfamilienhausbereich - zeigen, dass die optimistische Einschätzung des Brandrisikos von brennbarem Dämmstoff nicht zutreffend ist. Hier muss dringend mehr Realitätsbewusstsein Einzug halten", konstatiert etwa der Architekt, Bauingenieur und bekannte Dämmkritiker Konrad Fischer.