
Im kleinen Ort Ketsch unweit von Mannheim haben die Bewohner nochmal Glück gehabt: Als die Fassade des Doppel-Einfamilienhauses in einer Nacht Anfang April Feuer fing, wurden die Bewohner aus dem Schlaf gerissen und konnten sich in Sicherheit bringen. Auch die Freiwillige Feuerwehr war sehr schnell vor Ort und Schlimmeres verhindern. Geschätzter Schaden: 40.000 Euro.





Auslöser des Brandes war einem Bericht der Schwetzinger Zeitung zufolge vermutlich, dass ein Bewohner Asche, die noch nicht vollständig ausgekühlt war, in eine Mülltonne aus Kunststoff geleert hatte. Der Abfallbehälter fing an zu brennen, das Feuer griff laut Feuerwehr sofort auf die isolierte Hausfassade über und setzte die Fassadendämmung, Fensterrollläden und die Holzverschalung in Brand. "Dadurch, dass durch die Verklebung auch hinter der Dämmung Luft zirkulieren konnte, breitete sich der Brand rasend schnell aus", erklärt der Einsatzleiter der Feuerwehr. Der Kunststoff verflüssigte sich durch die hohen Temperaturen und tropfte nach unten. Das war schon ein kritischer Moment".
Kein Einzelfall
Der Fall in Ketsch ist bei weitem kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren wurden vermehrt Fassadenbrände bekannt, bei denen die wärmegedämmte Außenhülle der Gebäude wie ein Brandbeschleuniger wirkte. So gab es bereits vor drei Jahren einen tragischen Hausbrand in Berlin, bei dem die U-förmige Gebäudefassade im Rekordtempo abbrannte und sogar zwei Menschen ihr Leben verloren. In Delmenhorst brannten 2011 die gedämmten Fassaden nach einem Feuer in den Müllcontainern zwischen den Häusern im Eiltempo nieder. Es gab zum Glück nur einen Verletzten. Vor fast genau einem Jahr dann kam es zu einem spektakulären Fassadenbrand auf einer Baustelle in Frankfurt am Main. Dort fackelte in nur wenigen Minuten nach der ersten Notrufmeldung die gerade frisch gedämmte Hausfassade eines sechsgeschossigen Gebäudes nieder. Die Feuerwehr zeigte sich trotz Großaufgebot und schneller Reaktionszeit angesichts der schnellen Brandentwicklung relativ machtlos.
Die spannendsten KfW-Programme
Gefördert werden der Kauf oder Bau einer Immobilie mit einem Darlehen in Höhe von maximal 50.000 Euro zu Zinssätzen ab 1,97 Prozent. Kreditnehmer können bis zu hundert Prozent der Gesamtkosten finanzieren, die Zinsbindung beträgt fünf oder zehn Jahre.
Die Förderbank honoriert den Bau oder Kauf eines Energieeffizienz- oder Passivhauses mit günstigen Krediten und Zuschüssen. Bauherren müssen allerdings bestimmte Vorgaben erfüllen. Für einen Effektivzins ab 1,41 Prozent können Kunden bis zu 50.000 Euro leihen. Außerdem lockt ein Tilgungszuschuss von bis zu 5.000 Euro. Das Programm lässt sich mit weiteren Fördermitteln kombinieren.
Dieses Programm fördert Einzelmaßnahmen mit einem Darlehen in Höhe von maximal 50.000 Euro und einem Effektivzins ab einem Prozent. Geförderte werden Eigentümer, Käufer oder Mieter. Die KfW fördert energetische Sanierungen darunter unter anderem Wärmedämmung, Erneuerung von Fenstern und Türen oder eine neue Heizung. Kreditnehmer müssen einen Energieberater hinzuziehen. Das Programm lässt sich mit weiteren Fördermitteln kombinieren.
Hier profitieren Käufer oder Besitzer eines KfW-Effizienzhauses oder denkmalgeschützter Häuser. Auch Mieter können zugreifen. Die KfW vergibt Kredite bis zu 75.000 Euro zu einem Effektivzins ab einem Prozent. Zusätzlich lockt ein Tilgungszuschuss in Höhe von maximal 12,5 Prozent der Kreditsumme. Der Zuschuss steigt mit dem erreichtem Energiesparlevel.
Dieses Programm gilt bei umbauten, die Barrieren aufheben oder die Wohnqualität für Senioren steigern. Das Darlehen zu einem Effektivzins in Höhe von einem Prozent gilt für alle förderfähigen Kosten bis zu einer Summe von 50.000 Euro. Die Zinsbindung gilt für fünf oder zehn Jahre, die Laufzeit beträgt bis zu 30 Jahre. Es besteht außerdem die Möglichkeit, ein endfälliges Darlehen mit einer Laufzeit von maximal acht Jahren abzuschließen. Das Programm können Eigentümer, Vermieter oder Mieter nutzen.
Wer den Einbau einer Solaranlage oder Kraft-Wärme-Kopplung plant, sollte dieses Angebot nutzen. Regenerative Energien werden mit Darlehen in zu einem Effektivzinssatz ab einem Prozent gefördert. Interessant könnte für viele auch die Option von bis zu drei tilgungsfreien Jahren zu Beginn des Darlehens sein. Die Zinsbindung beträgt zehn Jahre, die maximale Laufzeit 20 Jahre. Der maximale Kreditbetrag liegt bei mehreren Millionen Euro.
Als die Feuerwehr nur wenige Minuten nach dem Notruf an der Brandstelle eintraf, gab sie umgehend Großalarm. Das hohe Tempo der Brandentwicklung erstaunte selbst die 80 Einsatzkräfte. Als das Feuer nach 40 Minuten unter Kontrolle war, war die Dämmfassade des sechsgeschossigen Gebäudes bereits nahezu vollständig abgebrannt. Dass es beim Sachschaden blieb, lag der Feuerwehr zufolge daran, dass das im Bau befindliche Gebäude noch nicht genutzt wurde und erste Einheiten der Feuerwehr bereits nach drei Minuten vor Ort waren. Zudem sorgte die Wetterlage für einen guten Abzug des giftigen Brandrauchs.
Die Wärmedämmbranche in der Defensive





Der Brand in Frankfurt machte Schlagzeilen und drängte auch die Wärmedämmbranche in die Defensive. Denn Kritiker machten für die dramatische Brandentwicklung vor allem die Dämmstoffe auf den Außenwänden verantwortlich. Hauptkritikpunkt ist dabei der Dämmstoff Expandiertes Polystyrol (EPS), landläufig auch als Styropor bekannt. Das Material wird aufgrund von Kostenvorteilen und guter Verarbeitbarkeit laut Branchenverband in 80 Prozent der Wärmedämmverbundsysteme verwendet. Polystyrol ist laut DIN schwer entflammbar. Das heißt, es ist grundsätzlich brennbar, wenn es auch nicht so leicht Feuer fängt wie Holz oder andere Baustoffe. Ausgelöst hatte das Großfeuer ein Stapel EPS-Dämmstoff, der vor dem Haus in Brand geraten war.
In einer Präsentation eines Frankfurter Branddirektors auf einer Fachplanertagung Brandschutz wurde nun, fast ein Jahr nach dem Frankfurter Großfeuer Resümee gezogen. Feuerwehr und Brandschutzexperten gelangten zu der Erkenntnis: Brände dieser Art werden zunehmen, die eingebauten Feuersperren - auch Brandriegel genannt - sind unter Umständen wirkungslos und untere schlechteren Rahmenbedingungen könnte es schlimmer ausgehen.
Während in den Fällen von Berlin und Delmenhorst Fachleute und Industrievertreter darauf abstellen konnten, dass das Dämmmaterial nicht den Vorschriften entsprach und auch nicht fachgerecht angebracht war, lag der Fall in Frankfurt etwas anders. Dort waren die Dämmstoffe korrekt verbaut und auch zugelassen. Auch die Brandriegel waren korrekt angebracht. Einzig die Tatsache, dass das Gebäude noch nicht vollständig fertiggestellt war, sprach für eine erhöhte Brandgefahr.
Schutzmaßnahmen unzureichend
Franz Schächer, Ingenieur für Baustatik und Brandschutz war jedoch beim Brand in Frankfurt als Fachberater vor Ort. Er stellte sich nach dem Ereignis die Frage, ob es bei den Polystyrol-gedämmten Fassaden ein systematisches Problem gibt. "Jeder brennbare Stoff ist ein Risiko, man muss ihn nur zünden", sagt Schächer. "Das gefährliche an Polystyrol ist, dass dieser Dämmstoff zu 90 Prozent aus Öl besteht. Bei einer Erhitzung über 130 Grad Celsius treten Gase aus und es bilden sich Tropfen. Gibt es eine Zündflamme, brennt es lichterloh. Die brennende Flüssigkeit kann sich dann wie ein brennender Ölsee auf den Brandriegeln hinter der halbzentimeterdicken Putzschicht sammeln, bis diese aufbricht und das Feuer am Gebäude runterläuft. Die Brandriegel sind dann nutzlos."´
Dabei galten gerade die Brandriegel, die laut Vorschrift aus einer zwanzig Zentimeter hohen Lage Mineralwolle bestehen, als wichtiger Schutz vor einer Brandausbreitung. Hartschaumhersteller und Fachverband Wärmedämmverbundsysteme verwiesen bei bekannten Brandfällen - insbesondere im Berliner Fall - immer wieder darauf, dass die Baubestimmungen diesbezüglich nicht eingehalten wurden. Auch das Doppelhaus in Ketsch hatte offenbar keine Feuersperren eingebaut. Vorgeschrieben sind die Streifen aus nicht brennbarem Material vor allem über Fenstern, damit Flammen bei Zimmerbränden nicht das nächsthöhere Geschoss erreichen. Bei mehrgeschossigen Bauten müssen sich die Brandriegel alle zwei Stockwerke über die gesamte Breite des Gebäudes erstrecken.
Typische Baumängel in Altbauten
Bis in die 60er und 70er Baujahre hinein finden sich noch unzureichend gegen Feuchtigkeit geschützte Kellerfundamente und Kellerwände. Bei Bauten aus den 20er Jahren finden sich teilweise sogar verrostete Stahlträger in Gewölbekellern. Muss ein Keller trocken gelegt und sogar ringsum ausgeschachtet werden, um ihn gegen Feuchtigkeit abzudichten, kostet das den Hauseigentümer schnell 20.000 Euro und mehr.
Bei Baujahren bis in die 70er Jahre finden sich noch ungedämmte Dachstühle, die die Energiekosten für ein Gebäude deutlich in die Höhe treiben. In den 70er und 80er Jahren gab dann zwar immer mehr gedämmte Dächer, doch oftmals wurde noch Mineralwolle verarbeitet, deren Fasern lungengängig sind und somit schädlich für die Atemwege sind. Ein komplett neues Dach mit Dämmung kostet schnell einen ordentlichen fünfstelligen Betrag. Sollte keine Dämmung vorhanden sein, sind Käufer heute zudem zur nachträglichen Dämmung verpflichtet. Für ein Einfamilienhaus muss der Bauherr mit Ausgaben im fünfstelligen Bereich rechnen. Die zeitweise modernen Flachdächer litten noch bis Ende der 70er Jahre unter oft fehlerhafter Ausführung, so dass früher oder später Wasser eindrang. Sie sollten vor einem Kauf genau geprüft werden, da Wasserschäden am Dach schnell Folgeschäden nach sich ziehen.
Holzfenster können bei sehr guter Pflege 50 Jahre und länger halten, oder schon nach zehn Jahren das Zeitliche segnen. Kunststofffenster halten generell eher 15 bis 25 Jahre. Sollen Fenster komplett erneuert werden, kommen auch hier schnell 20.000 Euro oder mehr zusammen.
Nicht selten finden sich in Altbauten veraltete oder korrodierte Leitungssysteme. So wurden etwa bis in die 60er Jahre noch Stromleitungen ohne Erdungskabel verlegt, die heutigen Sicherheitsstandards nicht mehr genügen. In noch älteren Gebäuden drohen auch undichte Gasleitungen oder alte Wasserleitungen aus Blei. Generell spricht man bei Wasserleitungen von einer Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren, nur Kupferleitungen halten noch zehn Jahre länger. Gleiches gilt für Leitungen für das Heizwasser. Die Kosten lassen sich pauschal kaum veranschlagen, aber der Installations- und Zeitaufwand ist hoch – insbesondere wenn viele Wände und Böden dafür aufgestemmt werden müssen. In einem Modellvergleich der Sanierung eines Altbaus durch den Verband privater Bauherren e.V. schlug die Erneuerung der Elektroleitungen in einem 60er-Jahre Einfamilienhaus mit einem niedrigen fünfstelligen Preis zu Buche. Für die Erneuerung der Sanitärleitungen muss mit einem Betrag in ähnlicher Größenordnung gerechnet werden.
Im Durchschnitt ist ein Heizkessel nach 20 bis 30 Jahren am Ende seiner Lebensdauer angelangt. Zudem ist die Technik oft veraltet, der Energiebedarf entsprechend hoch. Neueigentümer sind zudem unter bestimmten Bedingungen gesetzlich gezwungen ihre Heizungsanlage zu erneuern. Eine Umrüstung auf eine sparsamere Brennwertheizung ist mit rund 10.000 Euro zu veranschlagen. Soll es eine moderne Pellet-Heizung sein, kommen schnell noch ein paar tausend Euro hinzu. Müssen zudem Leitungen und Heizkörper erneuert werden, wird es nochmals deutlich teurer, da auch hier der Installationsaufwand vergleichsweise hoch ist.
Ab den 50er Jahren hielt die Bauchemie Einzug in den Hausbau. Leider wurden bis in die 80er Jahre noch Materialien verwendet, die heute als stark gesundheitsgefährdend gelten. So wurde bis in die 70er Jahre noch Asbest verbaut, etwa in Form von Asbestzementplatten. Die krebserregenden Stoffe zu ersetzen und zu entsorgen ist aufwändig und teuer, zudem ist während der Baumaßnahmen das Gebäude oftmals nicht bewohnbar. Auch finden sich etwa teerhaltige Parkettkleber, giftige Holzschutzmittel oder Formaldehyd in Holzbauteilen. Hier ist Vorsicht geboten.
Ist die Fassade sanierungsbedürftig, muss laut Energieeinsparverordnung auch gleich eine Wärmedämmung aufgebracht werden – denn werden Bauteile verändert, müssen sie auch energetisch verbessert werden. Bei einem Einfamilienhaus entstehen so für die Fassade schnell Kosten von 25.000 Euro und mehr.
"Die zunehmenden Brandkatastrophen an gedämmten Hochhausfassaden - jüngstes Beispiel in Grosny, letztes Jahr in Istanbul, aber auch im Einfamilienhausbereich - zeigen, dass die optimistische Einschätzung des Brandrisikos von brennbarem Dämmstoff nicht zutreffend ist. Hier muss dringend mehr Realitätsbewusstsein Einzug halten", konstatiert etwa der Architekt, Bauingenieur und bekannte Dämmkritiker Konrad Fischer.
Energetisch und bauphysikalisch Unfug





Laut Schächer nehmen die Brandgefahren der EPS-Dämmung mit steigender Dicke der Dämmschicht zu. Lange waren Dämmschichten bis zu einer Stärke von sechs Zentimetern üblich. Aber seit etwa fünf Jahren sei die Dämmung auf den Häusern mindestens zehn Zentimeter dick. "In Frankfurt waren sogar 22 Zentimeter dicke Platten auf der Fassade. Umgerechnet auf den Ölanteil im Polysterol entspricht das pro Quadratmeter Fassadendämmung viereinhalb Liter Öl, statt wie früher ein Liter Öl bei sechs Zentimeter Dämmschicht", sagt der Brandschutzexperte. "So viel Öl bekommt man nicht gelöscht, wenn es einmal brennt. Die Brandriegel werden einfach überlaufen. Das einzige, was den Brand in Frankfurt kontrolliert hat, war der Wind." Schächer geht wegen des Trends zu immer dickerer Wärmedämmung davon aus, dass die Zahl dramatischer Fassadenbrände weiter ansteigen wird.
Realitätsferne Prüfung
Die Dämmindustrie zieht sich darauf zurück, dass die Dämmstoffe den Vorschriften und Prüfnormen entsprechen und einer fortlaufenden Qualitätskontrolle unterliegen. Dabei werden auch die bestimmungsgemäßen Brandtests durchgeführt. Aber erhebliche Zweifel an der Tauglichkeit der Prüfnormen gibt es bereits seit einigen Berichten des NDR aus dem Jahr 2011. Ingenieur Schächer kann das bestätigen: "Die einschlägige Vorschrift ist abenteuerlich. Geprüft wird nur mit einer Dämmstoffdicke von sechs Zentimetern und einem 'bestimmungsgemäßen' Brand. Wie eine dickere Dämmschicht reagiert, wird nur rechnerisch ermittelt. Und typische Brandfälle wie etwa die brennende Mülltonne - also ein Brandherd außerhalb des Gebäudes - bleiben bei den Prüfungen außen vor. Dort geht es nur um Zimmerbrände, bei denen Flammen aus den Fenstern schlagen."





Schächer, zugleich Vorsitzender der Fachgruppe Brandschutz in der Hessischen Ingenieurkammer, hat deshalb vor kurzem die Oberste Bauaufsicht aufgefordert, Prüfverfahren und Anwendungsvorschrift zu ändern. Aber er macht sich auch keine Illusionen - das kann Jahre dauern. Gebäudesanierern rät er deshalb, die Brandriegel - insbesondere zusätzlich einen Meter hoch unterm Dach - statt der üblichen zwanzig zu vergrößern. Alternativ sei eine Gebäudedämmung aus Mineralwolle in jedem Fall vorzuziehen. Im Brandfall würde die nur glimmen und die brennbaren Anteile lediglich verdunsten - mit weit weniger giftigen Stoffen, als der Qualm brennenden Polystyrols. Auch andere Faserstoffe würden nicht derart gut brennen wie EPS-Material.
Bauherren und Sanierer, die nun aber auf alternative Dämmstoffe wie Mineralwolle oder Faserplatten setzen, müssen deutlich höhere Kosten für die Wärmedämmung veranschlagen. Einer Untersuchung im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums zufolge können die Kosten für eine Mineralfaserdämmung pro Quadratmeter schnell 20 bis 40 Euro über denen einer typischen EPS-Dämmung liegen. Bei durchschnittlichen Zusatzkosten für eine energetische Optimierung einer ohnehin zu sanierenden Fassade von durchschnittlich 51 Euro pro Quadratmeter droht der Mehraufwand die Maßnahme endgültig unwirtschaftlich werden zu lassen.
Ist die Außenhülle eines Gebäudes zum Beispiel aus erhaltenswerten Backstein oder steht sogar unter Denkmalschutz, bleibt als Alternative für eine Wärmedämmung ohnehin nur das Aufbringen von Dämmstoffen in den Innenräumen. Architekt Fischer sieht in der Innendämmung sogar den überhaupt einzigen Weg, mittels Dämmung etwas Energie zu sparen. Eine Außendämmung hält er aus energetischen und bauphysikalischen Gründen ohnehin für Unfug. "Durch eine Außendämmung wird die Wärmegewinnung im Gebäude durch Sonneneinstrahlung verhindert, die Fassade kann die Sonnenwärme nicht mehr speichern. Studien haben bereits gezeigt, dass Häuser mit nachträglicher Außendämmung deshalb sogar mehr Heizenergie verbrauchen können als ungedämmte. Zugleich beschert eine Außendämmung zahlreiche neue Probleme, etwa durch die zusätzliche Brandgefahr, hohen Wartungs- und Pflegeaufwand, eindringende Feuchtigkeit in der Isolierschicht, Veralgung und Verschimmelung der Oberfläche, im Extremfall bis hin zum Schimmelpilz im Innenraum durch Feuchteeinwanderung aus durchnässter Außendämmung."
Nichts überstürzen bei Wärmedämmmaßnahmen





Eine Innendämmung hingegen verringere hingegen den Heizaufwand, da sie sich schneller erwärmt - und die Sonne trotzdem wirken kann. In denkmalgeschützten Gebäuden habe Fischer zum Beispiel Rohrmattenputz verwendet. Bei dieser jahrhundertealten Technik werden Schilfrohrmatten mit modernen Wärmedämmdübeln innen an den Wänden und Decken angebracht und verputzt. Schilf hat den Vorteil, dass es feuchtestabil ist und die Matten nicht einmal einen Zentimeter dick sind. "Im Denkmalschutz muss so etwas mit Augenmaß erfolgen. Ich rate deshalb generell auch von der Innendämmung ab", sagt Fischer. "Es gibt immer bauliche Probleme, etwa durch Anschlüsse an Fenstern, Innenwänden, Türen, Steckdosen oder Heizkörpern. Ein Fachwerkhaus kann durch eine Innendämmung, die auch Feuchte sammeln kann und die Wandaustrocknung verschlechtert, sogar zerstört werden. Außerdem sind auch Innendämmungen in aller Regel unwirtschaftlich - schon wenn man die Energieersparnis nur theoretisch durchrechnet." Das gelte selbst dann, wenn der Bauherr oder Energieberater für seine Berechnung den laut Fischer unbrauchbaren, aber üblichen Wärmeleitwiderstand der verwendeten Materialien und vorhandenen Wände (U-Wert) zugrunde legt.
Heizenergie erst woanders sparen
"Wenn wir im Gebäudebestand Energie sparen wollen, müssen wir komplett umdenken. Vor allem müssen wir bei der Wärmeerzeugung, also bei der Heizung ansetzen und die Wärme direkter und ohne große Wärmeverluste dorthin bringen, wo wir sie brauchen", lautet das Credo des Architekten. Fischer zufolge geht ein Großteil der Energie schon auf dem Weg zum zu erwärmenden Raum verloren. "Die Heizungsrohre wurden in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend unter Putz gelegt - oder gleich als Fußbodenheizung eingebaut. Bis sich der Raum erwärmt, haben wir auf dem Wärmetransport schon 30 oder mehr Prozent der Energie verloren", so Fischer.
Als Architekt, berichtet Fischer, habe er auch einmal eine Beratung für ein Hochhaus in Neubrandenburg übernommen. Der Besitzer plante die Wärmedämmung der Fassade für rund 400.000 Euro. Eine Überprüfung des bisherigen Verbrauchs vor Beginn der Baumaßnahme ergab jedoch, dass der Heizenergieverbrauch pro Quadratmeter bereits nur 50 kWh betrug. Damit erreichte das ungedämmte Hochhaus bereits den 5-Liter-Haus-Standard, der bei modernen Niedrigenergie-Neubauten üblich ist. Grund dafür sei vor allem ein offenes Heizungssystem gewesen, bei dem die Heizungsrohre offen auf den Wänden verlegt waren. So heizten die Rohre schon beim Wärmetransport den Raum und nicht vorrangig den Außenwandquerschnitt.
Auch die Sonnenenergie sollten Hausbesitzer nutzen. Selbst wenn weiterhin eine systematische Untersuchung der tatsächlichen Verbrauchsersparnis durch Wärmedämmmaßnahmen auf sich warten lässt, lieferte doch eine Studie aus Meran in Südtirol deutliche Hinweise darauf, dass ungedämmte Fassaden die Energie der Sonne besser nutzbar machen. "Viele Hauseigentümer planen eine Wärmedämmung, weil sie auf versprochene Einspareffekte aus den Bedarfsrechnungen von Handwerkern und Energieberatern vertrauen", weiß Fischer aus der Erfahrung mit seinen Kunden. Da werde der Energiehunger eines Gebäudes für die Heizung theoretisch ermittelt - anhand von Kennzahlen, die den tatsächlichen Energieverbrauch und die Wärmeeinstrahlung durch die Sonne unberücksichtigt lassen.
"Hausbesitzer sollten die Bedarfsrechnungen vergessen und auf ihren tatsächlichen Verbrauch schauen. Der liegt meist viel niedriger als der theoretische Bedarfswert. Davon ausgehend können gezielte und im Betrieb gegengeprüfte heiz- und bautechnische Maßnahmen den Energieverbrauch stufenweise optimieren", so der Architekt.
Es gibt also gute Gründe, bei Wärmedämmmaßnahmen an Gebäuden nichts zu überstürzen. Als Maßnahme zur Einsparung von Heizenergie sollte die Fassadendämmung allenfalls die letzte Optimierungsmaßnahme sein - aus ökonomischen, ökologischen sowie brandschutztechnischen Gründen. Schließlich ist nicht auszuschließen, dass technischer Fortschritt noch viele Probleme bei der Wärmedämmung löst.