Übernahme in der Immobilienbranche TLG will Wettbewerber übernehmen

Die lange erwartete Fusionswelle in der Gewerbeimmobilien-Branche kommt offenbar in Gang. Der Berliner Immobilien-Investor TLG Immobilien steht Finanzkreisen zufolge unmittelbar vor dem Einstieg beim Konkurrenten WCM.

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Das auf Ostdeutschland fokussierte Berliner Unternehmen will nach Westen expandieren und will jetzt offenbar Nägel mit Köpfen machen. Quelle: dpa

Frankfurt Unter deutschen Wohnimmobilienunternehmen hat es bereits eine Reihe großer Fusionen und Übernahmen gesehen. Jetzt kommt Bewegung in die Gewerbeimmobilienbranche. Deren Firmen sind spezialisiert auf Investitionen in Bürohäuser oder Einzelhandelsgebäude. Die Berliner TLG Immobilien sei dabei, sich rund 40 Prozent der Anteile am Wettwerber WCM zu sichern, sagten drei mit den Plänen vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Damit würde ein Übernahmeangebot an die übrigen WCM-Aktionäre fällig. Dieses könnte bereits am Donnerstag vorgelegt werden, sagten die Insider.

Den Informationen zufolge verhandelt TLG mit DIC Asset, die 25,9 Prozent an der ebenfalls in Berlin ansässigen WCM halten, und mit der Familie Ehlerding, denen 14 Prozent gehören, über eine Übernahme der WCM-Anteile. Ein Insider sagte, DIC werde sein WCM-Paket zum Preis von rund 3,55 Euro je Aktie verkaufen. An der Börse wäre das Frankfurter Unternehmen damit knapp 470 Millionen Euro wert.

Die Informationen trieben die WCM-Aktie am Mittwoch um neun Prozent auf 3,50 Euro nach oben. TLG verloren dagegen ein halbes Prozent auf 19,20 Euro. DIC Asset legten 1,65 Prozent zu. Der Frankfurter Investor hatte mit seiner WCM-Beteiligung eigentlich strategische Pläne. „Wir wollen über Kooperationen und mögliche Kombinationen sprechen“, hatte Vorstandschef Aydin Karaduman vor knapp einem Jahr zu Reuters gesagt.

Er spekuliert schon länger auf eine Konsolidierung unter börsennotierten Gewerbeimmobilien-Firmen. Der Markt ist – anders als bei den Wohnungskonzernen – immer noch sehr zersplittert. Doch die Gespräche mit dem WCM-Vorstand um Stavros Efremidis verliefen offenbar zäh. „Wir sind mit WCM im Austausch über mögliche Optionen“, bekräftigte ein DIC-Asset-Sprecher. Die übrigen Beteiligten wollten sich nicht zu den Informationen äußern.

WCM hatte 2014 einen Neuanfang gestartet und ein Portfolio im Wert von knapp 800 Millionen Euro zusammengekauft – der Immobilienbesitz der TLG ist etwa drei Mal so viel wert. WCM ist wie DIC Asset und TLG Immobilien im Kleinwerteindex SDax gelistet. Das Unternehmen profitiert von Verlustvorträgen, die aus der Zeit vor der Insolvenz im Jahr 2006 stammen.

TLG Immobilien ist aus der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft (TLG) hervorgegangen. Büros, Geschäfte und Hotels der DDR-Treuhand waren bei der Privatisierung an den US-Investor Lone Star verkauft worden. Er brachte die TLG 2014 an die Börse. Im vergangenen Jahr expandierte sie wie zuvor angekündigt zum ersten Mal in den Westen Deutschlands und kaufte zwei Bürogebäude im Frankfurter Stadtteil Niederrad. Die Expansion in den Westen würde nun über die Beteiligung an der WCM deutlich an Fahrt gewinnen. Ende Januar hatte die TLG 116 Millionen Euro für weitere Zukäufe eingesammelt.

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