Umstrittene Ersparnis Kostenfalle Wärmedämmung

Seite 4/4

Langlebigkeit entscheidet über Wirtschaftlichkeit

Arbeiten an Hausfassade Quelle: dpa

Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit einer Wärmedämmung entscheidet sich somit auch nicht nur durch die Einsparung an Heizenergie, sondern auch durch die Folgekosten. Damit die Dämmeigenschaften dauerhaft wirken, darf keine Feuchtigkeit in das System gelangen. Gedämmte Fassaden sind aufgrund ihrer Bauweise jedoch generell anfälliger für Bauschäden als massive Ziegelmauern. Daher liegt der Wartungsaufwand für gedämmte Fassaden auch deutlich höher. Risse und Löcher sind nicht tolerierbar, da sonst Wasser eindringt, das im Verbundsystem nicht mehr ausdunsten und trocknen kann. Im Schadenfall verkürzt sich dann die Lebensdauer der Dämmfassade von den meist angestrebten 40 Jahren mitunter schon auf wenige Jahre. Eine bautechnische wie auch finanzielle Katastrophe für den Hauseigentümer.

Die Kosten für eine Außendämmung der Fassade betragen laut Umfragen unter Bauherren im Mittel 17.000 Euro. Damit werden durchschnittlich 15 Prozent der Heizenergie gespart. Somit rechnet sich die Investition erst nach 30 Jahren. Korrekt rechnet, wer dann noch berücksichtigt, dass mit der wärmegedämmten Fassade auch höhere Instandhaltungskosten verbunden sind. Laut Konrad Fischer hat das Institut für Bauforschung Hannover in Vergleichsuntersuchungen festgestellt, dass die Instandhaltung von Dämmfassaden über neun Euro mehr pro Quadratmeter im Jahr kostet als eine herkömmliche Putzfassade.

Andererseits steigt der Wert der Immobilie bzw. wird erhalten. Und wer dann lediglich die Mehrkosten gegenüber einer ohnehin fälligen Sanierung zugrunde legt und von den günstigen Finanzierungsangeboten für energetische Sanierungen - etwa bei der staatlichen KfW-Bank –Gebrauch macht, kann unter Umständen wirtschaftlich dämmen. Entscheidend ist dabei die Wahl der richtigen Sanierungsmaßnahmen und Materialien sowie eine gründliche Planung. Zu diesem Ergebnis kam auch die Deutsche Energieagentur dena in ihrer Sanierungsstudie von 2011: „Die energetische Sanierung von selbst genutzten Einfamilienhäusern rechnet sich bei Gebäuden, die ohnehin instand gesetzt werden müssen. Das bedeutet, dass die Kosten der Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz über die eingesparten Energiekosten finanziert werden können. Voraussetzung ist, dass die energetischen Maßnahmen mit sowieso anstehenden Modernisierungs- und Instandhaltungsarbeiten gekoppelt werden.“

Professor Jens Fehrenberg von der Fachhochschule Hildesheim rät daher, nicht nur die Außendämmung im Blick zu haben, sondern das Gebäude als Ganzes in die Sanierung einzubeziehen und gezielt und ökonomisch vorzugehen. Und die Fassadendämmung hat nach allen bekannten Erfahrungen eine sehr lange Amortisationszeit. Den besten Effekt im Bereich der energetischen Gebäudesanierung versprechen immer noch die Modernisierung der veralteten Heizungsanlage sowie die Dämmung von Kellerdecken. Beide Maßnahmen sind in der Regel mit einem überschaubaren Budget verbunden und sollten sich durch die Energieersparnis nach spätestens zehn Jahren bezahlt gemacht haben.

Liebe Leser, wie sind Ihre Erfahrung mit der Wärmedämmung von Gebäuden im Hinblick auf Ihre Wirtschaftlichkeit? Die Redaktion freut sich auf Ihre Zuschriften. Bitte nutzen Sie dazu unsere Kommentarfunktion am Seitenende oder schreiben Sie an aktion@wiwo.de.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%