Urlaub in Corona-Zeiten Hier kassieren Ferienhausvermieter die höchsten Übernachtungspreise

Quelle: dpa

Urlaub in Deutschland boomt. Vor allem an den heimischen Küsten muss man für die Übernachtung tief in die Tasche greifen. Wer sein Feriendomizil vermietet, kann davon profitieren.

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Die Sommerferien rücken näher – und damit auch die Frage, wo man dieses Jahr den Urlaub verbringt. Monatelanges Homeoffice und Home-Schooling haben den Reisehunger der Deutschen geschürt, man will raus aus den eigenen vier Wänden – aber nicht unbedingt raus aus dem eigenen Land. Auch wenn beliebte Urlaubsdestinationen wie Spanien, Italien oder Frankreich ihre Grenzen für Touristen wieder geöffnet haben, stehen die Urlauber vor etlichen Fragenzeichen: Muss ich am Strand eine Maske tragen? Kann ich den Pool benutzen? Muss ich am Hotelzimmer essen oder darf ich mich auf das Buffet-Restaurant freuen?

Zu viele Fragen, zu viel Stress. Die Lösung: Urlaub in Deutschland. Davon profitieren vor allem die Vermieter von Ferienimmobilien. Sie ersparen ihren Gästen nicht nur aufwendige Kontrollen am Flughafen, sondern auch nerviges Abstandhalten im Hotel. Dafür sind die Urlauber bereit, tief in die Tasche zu greifen. Eine Nacht als Selbstverpfleger im Ferienhaus kostet vielerorts mittlerweile fast genauso viel wie die Übernachtung in einem günstigen Hotel.

Das hat eine neue Auswertung von Ebay-Kleinanzeigen ergeben, die der Wirtschaftswoche exklusiv vorliegt. Das Online-Portal hat alle aktuell (Stichtag: 17. Mai 2020) auf der Plattform verfügbaren Anzeigen von Ferienhäusern und -wohnungen absolut sowie gewichtet nach Einwohnerzahl gezählt und für jedes Bundesland die Übernachtungspreise analysiert. Neben dem Durchschnitts- und dem Medianpreis, werden auch der niedrigste sowie der höchste Preis pro Übernachtung in den Bundesländern angeführt. Da die Miete für ein gesamtes Haus üblicherweise teurer ist als die für eine Wohnung, wurden die Preise für Ferienhäuser und Ferienwohnungen getrennt ausgewertet. So sollen so größere Verzerrungen im Preis vermieden werden.



Am meisten kostet die Übernachtung in einem Ferienhaus in Schleswig-Holstein, Hamburg und Bayern. 80 Euro zahlt man hier im Durchschnitt für eine Übernachtung. Mit 212 Euro für Schleswig-Holstein, 184 Euro für Hamburg und 108 Euro für Bayern liegen die Medianpreise nochmals deutlich höher.

Dafür verantwortlich sind unter anderem die bayrischen Nobel-Destinationen rund um Tegernsee und Chiemsee sowie Luxusbadeorte auf den Nordseeinseln Amrum, Föhr oder Sylt. Gerade Letztere entpuppen sich als wahre Preistreiber: In Schleswig-Holstein liegt der höchste auf der Plattform geforderte Preis bei 450 Euro pro Nacht.

Relativ teuer ist der Ferienhausurlaub auch in Brandenburg, Hessen und Rheinland-Pfalz. Mit Durchschnittspreisen von 79 Euro, 78 Euro und 70 Euro pro Nacht liegen die drei Bundesländer nur knapp hinter der Top 3.

Am günstigsten urlaubt man in einem Ferienhaus im Osten: Durchschnittlich 50 Euro pro Nacht verlangen Vermieter in Sachsen, 58 Euro sind es in Thüringen. Reisende, die auch diesen Sommer nicht auf den Strandurlaub verzichten wollen, finden in Mecklenburg-Vorpommern preiswerte Angebote: Mit 59 Euro pro Nacht schlafen Sparfüchse in Ferienhäusern an der Ostsee deutlich entspannter als auf den sündhaft teuren Nordseeinseln. 180 Euro verlangt der teuerste Vermieter in Mecklenburg-Vorpommern – also nur in etwa die Hälfte von dem, was ein Besucher des teuersten inserierten Ferienhauses in Schleswig-Holstein hinblättern muss.

Interessantes offenbart der Vergleich zwischen den Übernachtungspreisen von Ferienwohnungen und Ferienhäusern: Während Ferienhausvermieter in Schleswig-Holstein und Bayern ihre Gäste kräftig zur Kasse bitten, sind die Besitzer von Ferienwohnungen in denselben Bundesländern deutlich bescheidener. Mit durchschnittlich 45 Euro beziehungsweise 50 Euro pro Nacht schläft man in einem Apartment in Schleswig-Holstein und Bayern deutschlandweit mitunter am günstigsten. Preiswerter ist es nur im Saarland (40 Euro) und in Nordrhein-Westfalen (35 Euro).

Wenig überraschend: Am teuersten ist die Übernachtung in einer Ferienwohnung in Hamburg und Berlin. In der Hauptstadt verlangen die Eigentümer im Schnitt 65 Euro pro Nacht, in der Hansestadt sind es sogar 70 Euro.
Die Wohnungsknappheit in Deutschlands Großstädten macht sich auch in der Anzahl der auf Ebay-Kleinanzeigen geschalteten Anzeigen bemerkbar: Obwohl Berlin allein fast so viele Einwohner wie Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zusammen hat, liegen nur knapp zwei Prozent aller inserierten Ferienimmobilien in der Hauptstadt.

Noch eindrücklicher ist der Vergleich zwischen Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Beide Bundesländer machen jeweils etwa zwei Prozent der Gesamtbevölkerung Deutschlands aus. Während auf Hamburg jedoch nur 170 der insgesamt 17.928 Anzeigen entfallen, stammen aus Mecklenburg-Vorpommern rund 15-mal so viele. Mit 2.759 inserierten Ferienimmobilien gibt es hier sowohl absolut als auch gewichtet nach Einwohnerzahl die meisten Angebote.

Wie beliebt die Küstenregionen für die Vermietung von Ferienimmobilien sind, zeigen auch die Zahlen für Schleswig-Holstein. Das Bundesland belegt mit 2.629 Inseraten sowohl absolut als auch gewichtet nach Einwohnerzahl Platz zwei in der Rangliste der Anzeigenzahl. Anders das Bild bei Nordrhein-Westfalen: Das einwohnerreichste Bundesland liegt in der Rangfolge nach absoluten Zahlen noch auf Platz vier, betrachtet man die gewichteten Ergebnisse, fällt es jedoch auf den drittletzten Platz.

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