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USA Platzt die Preisblase für Agrarland?

Die Preise für Agrarland in den USA sind durch vielfältige Faktoren zuletzt regelrecht explodiert. Experten sehen aber das Ende des Ackerland-Booms voraus - mit guten langfristigen Aussichten.

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Schluss mit dem Agrarland-Boom - Nachdem im vergangenem Jahr die Preise für fruchtbares Land in den USA in ungeahnte Höhen stiegen, prognostizieren Experten nun ein Ende des Aufschwungs. Quelle: REUTERS

An solche Boomzeiten können sich die meisten Profis wie Agrarhändler und Farmer kaum erinnern: 2011 stiegen die Preise für Land in den fruchtbarsten Regionen der USA im Schnitt um über 20 Prozent, so stark wie seit den Siebzigern nicht mehr. Bald ist es vorbei mit dem rasanten Auftrieb, meinen Experten. Ein Crash, wie beim Platzen der Dotcom-Blase oder am Häusermarkt 2008, ist aber unwahrscheinlich. Die Preise dürften wieder in ein moderateres zyklisches Auf und Ab münden. Haupttriebkräfte für den Agrarland-Boom waren die hohe Nachfrage nach Nahrungsmitteln, vor allem aus China, und der vermehrte Einsatz von Ethanol als Benzinzusatz in den USA. Mit den Agrarpreisen stiegen meist auch die der Äcker. Dazu kamen eine starke Binnennachfrage nach Agrarprodukten sowie staatliche Agrarsubventionen, die das Einkommen der Farmer trieben. Die investieren Überschüsse traditionell gern in Land.

Die Folgen des Einkommensrückgangs der Farmer

Langfristig werden Lebensmittel zwar teuer bleiben und weiter für hohe Landpreise sorgen; aber die extremen Preissteigerungen 2008 bis 2011 erklären die Lebensmittelpreise nicht. An denen waren Anleger schuld, die sich auf der Suche nach Sicherheit in der Finanzkrise auf die Ackerscholle besannen – und das waren nicht wenige. „Family Offices, Hedgefonds und reiche Einzelinvestoren sind seit 2009 vermehrt auf der Suche nach Farmland“, sagt Jose Minaya, Leiter Rohstoff- und Infrastrukturinvestments beim Pensionsfonds TIAA-CREF. „Deren Nachfrage lässt nach, denn die hohen Preise schrecken viele ab“, meint Minaya.

Die Profis waren schon länger draußen: Zu Beginn des Booms hätten noch viele Farmer ihre guten Ernteerträge umgehend wieder in neuen Grund und Boden investiert, sagt Minaya. Vance Ehmke, Geschäftsführer der Vance and Louise Ehmke Farms in Kansas, der rund 3.600 Hektar Land besitzt, bestätigt das: „Landpreise profitieren von dem, was dem Bauern vom Nettoeinkommen übrig bleibt. Wenn nichts übrig bleibt, kauft man kein Land.“ Aber ein Einkommensrückgang der Farmer sollte noch keine Land-Krise wie in den Achtzigern nach sich ziehen. Die Verschuldungsquoten der Farmer sind historisch tief. Außerdem, so der Agrarhändler Karl Setzer, hätten viele Farmer ihr Korn bereits zu besseren als den aktuellen Preisen über Terminkontrakte verkauft. „Stoff für einen neuen weinerlichen Blues über das Elend im Mittelwesten à la John Cougar Mellencamp dürfte das nicht bieten“, witzelt Setzer, „aber wenn das Einkommen der Farmer sinkt, dämpft das ihren Appetit auf Land.“

Momentan lohnt sich der Einstieg für Investoren nicht

Übersicht zum Preisanstieg für Farmland in den USA (zum Vergrößern bitte Bild anklicken).

Farmer kaufen gern Land statt Aktien und Anleihen, hatten aber in den vergangenen zwei Jahren keine Lust mehr auf die hohen Preise: 2002 bezahlte man für ein Acre (4.047 Quadratmeter, etwas größer als ein Morgen oder Tagwerk) in Iowa 2.083 Dollar, 2011 bereits 6.708 Dollar. Minaya rät Nichtbauern aktuell nicht mehr zum Einstieg: „Die Preise müssen erst mal den Anstieg verdauen; Land ist ein sehr illiquider Markt mit einem unfreundlichen Klima für branchenfremde Investoren.“ Er selbst hat von den 464 Milliarden Dollar, die er verwaltet, etwa 2,5 Milliarden in Agrarland investiert.

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