Versorger drehen an der Preisschraube Strom und Gas verteuern sich um weit über 50 Prozent

Strom ist für Privathaushalte zuletzt deutlich teurer geworden.  Quelle: dpa

Strom und Gas werden im Januar für private Haushalte deutlich teurer, meldet die Vergleichsplattform Check24. Betroffen ist die Grundversorgung. 

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Die Ampelkoalition verschiebt den Beschluss zur zweiten Stufe der Strompreisbremse. Zu kompliziert seien die Details, heißt es aus Berlin. Eigentlich sollte der Strompreis für Privathaushalte ab 1. Januar auf 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt werden. Nun wird allerdings weiter verhandelt. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Denn Anfang Dezember soll der Bundesrat die Strompreisbremse beschließen.    

Derweil drehen die Versorger an der Preisschraube. Laut der Vergleichsplattform Check24 erhöhen die Grundversorger im Januar bei sechs Millionen privaten Haushalten den Strompreis um durchschnittlich 62 Prozent gegenüber dem Stand von Ende September. Umgerechnet auf einen Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden entspricht das Mehrkosten von 986 Euro.      

Überall dort, wo die Versorger ihre Tarife zeitnah erhöhen dürfen, kassieren sie deutlich mehr. Möglich ist das bei Stromtarifen mit auslaufender Preisgarantie oder in der Grundversorgung ohne Garantie. Der Grundversorger ist in der Regel der Stromanbieter mit dem höchsten Marktanteil in der jeweiligen Region. In der Grundversorgung kann der Stromanbieter den Preis mit entsprechendem Vorlauf jederzeit erhöhen. Der Kunde kann den Vertrag im Gegenzug schnell kündigen. Normalerweise ist Strom in der Grundversorgung teurer als in Tarifen mit Preisgarantie und fester Laufzeit. 

Grundversorgung: Einst teurer, jetzt oft günstiger

Durch den Ukrainekrieg ist der Energiemarkt allerdings in einer Ausnahmesituation. Zuletzt zahlten viele Haushalte in der Grundversorgung weniger, weil Preisgarantien für Energieversorger derzeit sehr teuer sind. Oft sind sie für Neukunden daher nur auf wenige Monate befristet anstatt wie sonst üblich auf ein bis zwei Jahre. Allerdings ziehen viele Grundversorger bei den Preisen inzwischen nach, weil Strom im Großhandel derzeit sehr teuer ist.      

Ablesbar sind die höheren Einkaufspreise am Spotmarkt der Leipziger Strombörse (EEX). Derzeit kostet die Megawattstunde im täglichen Handel 267 Euro. Im vergangenen Jahr lag der durchschnittliche Preis bei 93 Euro. Das entspricht einem Preissprung von 145 Prozent. Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24, macht den hohen Anteil der Gaskraftwerke an der Stromproduktion mitverantwortlich für den Preissprung.    

1262 Euro an Mehrkosten beim Gas

Da viel Gas für Strom verbrannt wird, müssen Privatkunden auch beim Gas in der Grundversorgung von Januar an tiefer in die Tasche greifen. Check24 meldet Preiserhöhungen für 2,7 Millionen Haushalte um durchschnittlich 56 Prozent. Bei einem Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden in einem Reihenhaus belaufen sich die Mehrkosten auf 1262 Euro. Bei einem Großteil der Erhöhungen handelt es sich jedoch um Nachzieheffekte. Denn der durchschnittliche Gaspreis für alle Haushalte ist gegenüber September um 27 Prozent auf zuletzt 16 Cent pro Kilowattstunde gesunken.

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Vergleichsplattformen wie Check24 oder Verivox verdienen am Tarifwechsel von privaten Haushalten aus der Grundversorgung in andere Tarife. Wegen der hohen Kosten für Preisgarantien schwächelt das Geschäft dieser Plattformen derzeit. Ob ein Tarif mit Preisgarantie oder die Grundversorgung günstiger ist, hängt vom jeweiligen regionalen Angebot ab. Derzeit nehmen viele Anbieter keine neuen Strom- oder Gaskunden an. Insofern ist der Zeitpunkt für einen Tarifwechsel nicht optimal. 

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