Die versprochene Energieersparnis kann Fehrenberg zufolge allein durch die Außendämmung schon rechnerisch nie erreicht werden. „Über die Außenwand verliert ein Gebäude selten mehr als 25 Prozent seiner Wärmeenergie. Und auch diese Verluste kann ich nicht zu hundert Prozent verhindern“, argumentiert Fehrenberg. Also schafft es der Haussanierer durch eine Außendämmung auch nicht, den Energieverlust um ein Viertel zu verringern.“ Was schon theoretisch nicht geht, ist in der Praxis noch viel ernüchternder“, sagt Fehrenberg. „Wenn sie die Verbrauchswerte von Gebäuden in den Jahren vor der Sanierung mit den Jahren nach erfolgter Fassadendämmung vergleichen, liegt die tatsächliche Einsparung bei vielleicht gerade mal zehn Prozent.“
Derzeit wird eifrig an einer Verschärfung der gesetzlichen Vorschriften für energiesparende Bauweise und energetische Sanierungen gearbeitet. Die Regierung zieht insbesondere für Hausbesitzer die Daumenschrauben an. Die Novellierung des Energieeinsparungsgesetzes (EnEG) und der Energieeinsparverordnung (EnEV) soll die vorgeschriebenen Standards für energiesparende Bauweise nochmals verschärfen. Im Ergebnis werden so immer mehr Hausbesitzer gedrängt, teure Dreifachverglasung und dickere Dämmstoffschichten bei Neubau oder Sanierung einzusetzen. Ob sich die teils sehr hohen Investitionen der Immobilieneigner auch über die erzielte Energieersparnis irgendwann auszahlen, ist jedoch völlig ungewiss – und nahezu unkalkulierbar.
Fehrenberg hat sich intensiv mit der Wirtschaftlichkeit von energetischen Sanierungsmaßnahmen beschäftigt. Sein Fazit: Einige Maßnahmen rechnen sich bereits nach wenigen Jahren, etwa der Austausch der mehr als 20 Jahre alten Heizanlage. Aber gerade die Wärmedämmung der Fassade werde oft überschätzt. „Eine Fassadendämmung amortisiert sich anders als vielfach erwartet erst nach 30 bis 60 Jahren – und ist damit nicht wirtschaftlich.“
So finden Sie einen Sachverständigen
Ein Gutachter aus dem Handwerksbereich ist für die Beurteilung eines gesamten Gebäudes nebst Grundstück zu spezialisiert. Wenn es um die erste Einschätzung eines Kaufobjektes geht, sollte daher ein erfahrener Bauingenieur oder Architekt das Gutachten erstellen. Er kann auch die Haustechnik wie Heizung und Elektroinstallationen beurteilen. Dabei ist darauf zu achten, dass sich der Sachverständige insbesondere mit Ein- oder Zweifamilienhäusern bzw. Wohngebäuden auskennt. Weniger geeignet ist ein Sachverständiger für Immobilienbewertung. Diese sind eher mit den abstrakten Wertermittlungsverfahren im Erbrecht vertraut als mit Bauphysik und Gebäudetechnik.
Bei der Industrie- und Handelskammer sind im Sachverständigenverzeichnis geeignete Gutachter für alle Fachrichtungen nach Schlagwörtern
Der Verband privater Bauherren e.V. hat überwiegend freischaffende Architekten und Bauingenieure in seinem Sachverständigen-Netzwerk
Die Sachverständigengemeinschaft Bauwesen ist ein Zusammenschluss von Gutachtern, die vor allem in Nordrhein-Westfalen aktiv, aber über ein bundesweites Netzwerk verfügen. Per Telefon wird ein Sachverständiger vermittelt.
Die Architektenkammern der einzelnen Bundesländer bieten ebenfalls die Vermittlung Sachverständiger an. Eine Übersicht aller Landesarchitektenkammern findet sich auf der Seite der Bundesarchitektenkammer.
Dass die erhofften Einsparpotenziale ausbleiben, führt Fehrenberg auf die theoretische Ermittlung des Energieverbrauchs für die Zeit nach der Sanierungsmaßnahme zurück. „Die Regierung fordert in ihren Gesetzen die Erreichung bestimmter Dämmwerte, insbesondere anhand des so genannten U-Werts, des Wärmedurchgangskoeffizienten der verwendeten Bau- und Dämmmaterialien. Ich bezweifle jedoch, dass der U-Wert die Wirklichkeit trifft. Denn Einflüsse durch Wärme von außen oder die Wärmespeicherung des Mauerwerks spielen in der Berechnung keine Rolle. Um den geforderten U-Wert zu erreichen, müssen die Handwerker dann immer dickere Dämmstoffe einsetzen. Aber ein Dämmmaterial von 24 Zentimetern Stärke isoliert nicht doppelt so gut, wie Dammstoffe mit einer Dicke von 12 Zentimetern. Jenseits der Zwölf Zentimeter nimmt der Zusatznutzen für jeden zusätzlichen Zentimeter deutlich ab.“