WeWork-Rivale Finanzinvestoren wollen Londoner Platzhirsch IWG kaufen

Zwei kanadische Private-Equity-Fonds nehmen den britischen Büroflächenvermieter IWG ins Visier. Der biedere Marktführer ist zehnmal günstiger als der hippe US-Herausforderer WeWork. Die IWG-Anleger sind entzückt.

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IWG hat seine Erfahrungen mit einer platzenden Immobilienblase bereits hinter sich. Quelle: Reuters

London Im Oktober hatte IWG mit einer Gewinnwarnung die Märkte geschockt, nun treiben Übernahmefantasien den Kurs wieder steil nach oben. Um zwischenzeitlich fast 30 Prozent legte die Aktie des Büroflächenvermieters am Mittwoch zu.

Der Grund: IWG hatte Presseberichte vom Wochenende bestätigt, dass zwei kanadische Finanzinvestoren, Onex und Brookfield Asset Management, Interesse an einer Übernahme signalisiert hätten. Ob es am Ende tatsächlich dazu komme, sei aber nicht sicher, betonte das an der Londoner Börse gelistete Unternehmen. Die beiden Investoren hätten bis 20. Januar Zeit, ein Angebot vorzulegen. Über die Höhe wurde nichts bekannt.

Die Nachricht reichte für einen Kurssprung, IWG ist nun wieder umgerechnet 2,6 Milliarden Euro wert. Das ist immer noch wenig im Vergleich zum US-Konkurrenten WeWork: Das New Yorker Start-Up wird mit 20 Milliarden Dollar bewertet, seit im August der japanische Softbank Vision Fund mit 4,4 Milliarden Dollar eingestiegen ist.

IWG und WeWork sind in einem wachsenden Markt tätig: Sie mieten ganze Gebäude mit langfristigen Verträgen und vermieten dann einzelne Schreibtische, Büros oder Etagen für kürzere Zeiträume. Immer mehr Firmen setzen auf solche flexiblen Bürolösungen, die sie schnell erweitern und reduzieren können.

Das Interesse der Investoren an IWG ist auf den ersten Blick nachvollziehbar: Im Vergleich zu WeWork erscheint das Unternehmen extrem günstig. Die 1989 unter dem Namen Regus gegründete Firma hat 3000 Bürostandorte weltweit, WeWork hat 235. IWG machte 2016 einen Nettogewinn von 138 Millionen Pfund, WeWork schreibt rote Zahlen.

Doch hat WeWork das Geschäftsmodell revolutioniert: Statt lieblos eingerichtete Büros in teilweise heruntergekommenen Gebäuden anzubieten, wie Regus es seit Jahrzehnten macht, schafft der Herausforderer eine Start-Up-Atmosphäre: Es gibt Cafes, Musik, gemeinsame Events und eine App, mit der sich alle WeWork-Mieter vernetzen können. Das zieht nicht nur Start-Ups an, sondern auch etablierte Konzerne, die ganze Abteilungen in WeWork-Gebäude auslagern.

Während WeWork aggressiv Marktanteile erobert, kämpft Marktführer IWG mit widrigen Bedingungen. Der Umsatz in den ersten drei Quartalen 2017 sank um 1,9 Prozent. Im Oktober gab das Unternehmen eine Gewinnwarnung heraus: Man werde dieses Jahr deutlich hinter den erwarteten 160 bis 170 Millionen Pfund zurückbleiben. Das Unternehmen machte dafür die Hurrikane in den USA und die Brexit-Unsicherheit verantwortlich.

Auch WeWork dürfte die sich verschlechternden Marktbedingungen bald zu spüren bekommen. Gerade in London lauern viele Risiken, die Unternehmen halten sich wegen des anstehenden Brexits mit Investitionen spürbar zurück. WeWork hat seine langfristigen Mietverträge zu recht teuren Bedingungen abgeschlossen, die Büromieten dürften aber eher sinken. Scheinbar unbeirrt expandiert WeWork weiter, zu den 17 Standorten in London sollen bald zwölf weitere hinzukommen.

IWG hat seine Erfahrungen mit einer platzenden Immobilienblase bereits hinter sich. Nach rapider Expansion während des Dotcom-Booms musste das Unternehmen 2003 Insolvenz anmelden, als die Preise einbrachen. Und IWG will WeWork nicht kampflos das Feld überlassen. Gründer und Großaktionär Mark Dixon ist sich auch nicht zu schade, WeWork nachzuahmen. In einigen ausgewählten Gebäuden setzt das Unternehmen neuerdings auf ein Premiumkonzept namens „Spaces“: Hier gibt es auch ein Cafe mit Sofas und frischem Espresso.

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