Wirtschaft im Weitwinkel

Im deutschen Immobilienmarkt steigen die Risiken

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Gift für den Markt

Einen leichten Vorgeschmack auf diese Kräfteverschiebung am Immobilienmarkt lässt sich aus den Preisdaten des vierten Quartals herauslesen. Denn im Gegensatz zur ausgeprägten Verteuerung von Wohnimmobilien im Gesamtjahr sind die Preise gegenüber dem Vorquartal nur mäßig gestiegen. Auf Quartalsbasis stiegen die Preise für selbstgenutztes Wohneigentum mit einem Prozent deutlich langsamer als in den ersten drei Quartalen. Die für Mehrfamilienhäuser stagnierten mit einem Plus von 0,3 Prozent schon fast. Lediglich Gewerbeimmobilien konnten sich noch kräftig verteuern.

Grundsätzlich ist ein Nachlassen der insgesamt hohen Preisdynamik zu begrüßen. Das dämpft die Gefahr, dass aus den bereits bestehenden lokalen Preisübertreibungen eine flächendeckende Immobilienblase entsteht. In 2017 sollte sich der Preisauftrieb zwar etwas verlangsamen, aber ich rechne nicht mit einem kräftigen Abbremsen: Die Bandbreite des Preisanstiegs sollte im Jahresdurchschnitt für 2017 zwischen 4 bis 6 Prozent liegen. Eine ausgeprägtere Verlangsamung ist angesichts des immer noch positiven Immobilienmarktumfeldes weniger wahrscheinlich. Gleiches gilt aber auch für ein weiteres Beschleunigen aufgrund der schon angesprochenen allmählichen Verschiebung der Relation von Angebot und Nachfrage.

Insofern dürfte der verlangsamte Preisauftrieb im vierten Quartal nicht auf eine generelle Nachfrageschwäche hindeuten. Er sollte aber als Hinweis verstanden werden, dass es keine Garantie auf ein anhaltendes Aufwärts am deutschen Immobilienmarkt gibt, zumal die Risiken eher zahlreicher werden. Dazu zählen zunehmend politische Risiken wie etwa der wachsende Protektionismus nach den Wählervoten für Brexit und Trump. Auch die anstehenden Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland haben das Potential, konjunkturelle Risiken heraufzubeschwören und Unsicherheit zu vergrößern. Beides ist Gift für die Nachfrage nach Immobilien, deren Kauf sich durch die wirtschaftliche Tragweite und die langfristige Ausrichtung von anderen Gütern unterscheidet. Auch wenn der deutsche Immobilienmarkt bislang von ausländischen Krisen als „Safe Haven“ profitiert hat; verlassen kann man sich darauf nicht. Und gegen Preiskorrekturen ist der Markt keineswegs immun.

Kaufpreise und Mieten In diesen Stadtteilen sind Haus und Wohnung noch bezahlbar

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