Wo die Deutschen Wohnen wollen Haus im Speckgürtel wird wegen Corona beliebter

Die Immobilienpreise in den Speckgürteln um die Großstädte ziehen wie hier in Potsdam an.  Quelle: dpa

Mehr Deutsche wollen im Grünen wohnen, aber mit urbaner Infrastruktur. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Ifo-Institut und Immowelt. 

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Die Coronapandemie ändert die Wohnpräferenzen vieler Deutschen. Laut einer Studie des Ifo-Instituts und dem Internetportal Immowelt wollen 13 Prozent der Großstädter binnen zwölf Monaten aus der Metropole wegziehen. Am höchsten ist der Wille zum Umzug bei den 18- bis 29-jährigen ausgeprägt. Bei ihnen liegt der Anteil bei 18 Prozent. Bei Haushalten mit zwei und mehr Kindern beträgt die Quote sogar 22 Prozent.

Jeder zweite Befragte, der umziehen will, gibt als Grund Corona an. Einige Umzugsmotive haben sich wegen der Pandemie verstärkt. Weil sie wegen des Lockdowns mehr Zeit zu Hause verbracht hätten, wollten 62 Prozent von ihnen weniger Kompromisse bei den Wohnverhältnissen eingehen. Vieles, was Großstadtbewohner bisher hingenommen haben, wollen sie nicht mehr akzeptieren. So geben 58 Prozent von ihnen an, dass sie beispielsweise Lärm und Verkehr in der Großstadt mehr stört als bisher. Bei 57 Prozent ist der Wunsch nach mehr Wohnfläche größer geworden. 

Allerdings stützt die Studie keinesfalls die These, die Menschen wollten aus den überfüllten Städten aufs Land flüchten. Statt in absolute Abgeschiedenheit wollen die meisten Großstädter lieber in den Speckgürtel (30 Prozent) oder in eine kleinere Großstadt mit maximal 500.000 Einwohnern (38 Prozent) flüchten. Viele der befragten Umzugswilligen schätzen die gute Infrastruktur in der Großstadt. Auf die wollen die meisten nach dem Umzug nicht verzichten. 

Gewinner dieses Trends sind die umliegenden Landkreise der Großstädte. Dies belegt der Wohnatlas der Postbank am Beispiel Berlin. Danach stiegen in allen acht an die Hauptstadt angrenzenden Landkreisen die Immobilienpreise im Corona-Jahr 2020 im zweistelligen Prozentbereich. Im Landkreis Potsdam-Mittelmark lag der Zuwachs sogar bei einem Viertel. Derzeit lieg die Preisspanne im Speckgürtel von Berlin zwischen 2347 und 3327 Euro pro Quadratmeter. In Berlin, so die Postbank, liege das Niveau bei durchschnittlich 5000 Euro. Noch ist der Abstand groß, aber er schrumpft.

Wesentlich weiter als in Berlin ist die Entwicklung in den Landkreisen rund um München. Für das zweite Quartal 2021 hat der Berliner Immobiliendatendienstleister empirica beispielsweise für die Landkreise Starnberg und Miesbach Häuserpreise von mehr als 9000 Euro pro Quadratmeter ermittelt. Die fünf teuersten Landkreise finden sich alle rund um die bayerische Landeshauptstadt. Vergleichbar hohe Preise für Einfamilienhäuser gibt es sonst nur in Stuttgart.

Empirica analysierte auch, ob die im Corona-Jahr gesunkene Einwohnerzahl in Großstädten wie Köln oder Düsseldorf ein Indiz dafür sei, dass der Trend, in die Metropolen zu ziehen, brechen werde. Für einen Trendbruch spreche, dass Familien auf der Suche nach bezahlbarem zunehmend die Großstädte verließen und in die Speckgürtel der Metropolen zögen, so empirica. Zudem würden junge Menschen sich verstärkt in mittelgroßen Städten ansiedeln.

Abschließend ließe sich aber nicht beurteilen, ob eine Stadtflucht zu erwarten sei, so empirica. Unklar sei beispielsweise, wie viele Studenten zurückkehren würden, wenn sich der Betrieb der Universitäten wieder normalisiere. Es sei ebenfalls nicht absehbar, wie viele Arbeitnehmer aus dem Homeoffice ins Büro zurückkehrten und wie viele Migranten nach der Pandemie in deutsche Großstädte kämen. 

Mehr zum Thema: Eine eigene Immobilie ist kostspielig, aber wer ein Energiesparhaus kauft oder einen Altbau energetisch saniert, kann auf hohe staatliche Zuschüsse über die KfW hoffen. Bis zu 75.000 Euro sind drin.

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