Bei der Analyse der Wohnungsmärkte in Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg, Köln, München und Stuttgart kristallisierte sich für MMI-Direktor Brauckmann heraus: „Bei der Wohnsituation und den Wohnwünschen der jungen Menschen ist regelmäßig eine große Diskrepanz erkennbar.“ Im Hamburger Stadtteil Rotherbaum, auf dessen Gebiet die Universität steht, würden sicherlich gerne noch mehr junge Menschen leben. Doch die Wohnungen sind für junge Menschen überwiegend zu teuer.
Die grundsätzliche Lehren aus der Studie: Es fehlt insbesondere in den Universitätsstädten an Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen und an für Wohngemeinschaften geeigneten Wohnräumen. Das haben inzwischen auch große Vermieter erkannt. So kündigte etwa Rolf Buch, Chef von Deutschlands größtem Wohnungsvermieter Vonovia, bei der Vorstellung des Halbjahresberichts vor wenigen Tagen an: „Wir ändern Grundrisse für Studenten-WGs.“ Dahinter steckt ein einfaches Kalkül: Drei Studenten können häufig gemeinsam höhere Mieten zahlen als eine vierköpfige Familie, die womöglich mit dem Verdienst nur eines Elternteils auskommen muss.
Wie teuer Wohnen für Studenten geworden ist, zeigte kürzlich das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) für elf deutsche Universitätsstädte, darunter auch die sieben vom MMI analysierten Metropolen. Für eine Musterwohnung muss ein Berliner Student 386 Euro im Monat zahlen. In Berlin seien die Mieten für Studentenwohnungen von von 2010 bis 2015 um fast 30 Prozent gestiegen.
Die für Studenten teuersten Städte sind München, Frankfurt und Hamburg. Laut IW sinken die Mieten für Studentenbuden dort seit 2015 leicht. In München vermuten die Experten, dass Menschen mit mittleren und niedrigerem Einkommen ins günstigere Umland ausweichen und auf diese Weise Druck vom studentischen Wohnungsmarkt nehmen. In Hamburg würden die Mieten leicht sinken, weil sich das Wohnungsangebot erhöht hat.
Das Marktforschungsinstitut Empirica hatte zuvor die Monatsmieten für WG-Zimmer zum Sommersemester 2016 ausgewertet. Am meisten müssen WG-Wohner in München zahlen. Dort reichte die Spanne zu Beginn des Sommersemesters von 450 bis 635 Euro Miete im Monat. Die von den Analysten definierte Standard-WG-Unterkunft kostet dort jetzt 530 Euro im Monat, vor vier Jahren war sie noch für 435 Euro zu haben. Die hohen Mieten sind kein Zufall. Denn die Nachfrage in München konzentriert sich auf Uni-nahe und hochpreisige Wohngegenden, wie Altstadt-Lehel, Maxvorstadt und Schwabing-West.
Auch Hamburg-Eimsbüttel zählt nicht gerade zu den billigen Wohngegenden. Doch in den von Studenten-WGs bevorzugten Münchener und Hamburger Stadtteilen gibt noch relativ viele um die Jahrhundertwende errichtete Mehrfamilienhäuser, deren Wohnungen annähernd gleich große Zimmer haben und Küchen, die groß genug sind um sich dort gemeinsam aufzuhalten.
Das sind ideale Voraussetzungen für Wohngemeinschaften. Dass der Einzelhandel vor Ort alles bietet, was Menschen zum täglichen Leben brauchen, die Kneipen-Dichte hoch ist, die Wege zu Bus- und U-Bahnhaltestellen kurz sind und die Universität mit dem Fahrrad in weniger als zehn Minuten zu erreichen ist, lässt Studenten für ein WG-Zimmer dort auch etwas tiefer in die Tasche greifen.