Wohnraum KfW warnt vor überhöhten Immobilienpreisen in Großstädten

In Groß- und Mittelstädten könnten die Immobilienpreise überteuert sein. Quelle: dpa

Die Förderbank KfW sieht Hinweise auf regionale spekulative Preisübertreibungen bei Immobilien. Als Ursache machen die Experten zwei Gründe dafür aus.

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Die staatliche Förderbank KfW warnt vor überhöhten Immobilienpreisen in deutschen Großstädten. „Es wäre Spekulation, in ohnehin schon teuren Städten auf weitere Steigerungen der Wohnungspreise und Mieten zu setzen. Angebracht wäre stattdessen, auch mögliche Rückgänge einzukalkulieren“, heißt es in einer Marktanalyse des Instituts laut einem Vorabbericht der „Welt am Sonntag“.

Als wesentliche Gründe nennt die KfW eine nachlassende Zuwanderung nach Deutschland und in die Ballungszentren sowie ein zunehmendes Angebot an Wohnraum durch Neubau. Von 2004 bis 2019 seien die Durchschnittspreise für Wohnimmobilien in Deutschland um fast 70 Prozent gestiegen. Gleichzeitig seien die verfügbaren Einkommen um 41 Prozent gestiegen und die Bauzinsen von 4,7 auf 1,5 Prozent gesunken. Der Immobilienkauf sei deshalb im bundesweiten Schnitt erschwinglich geblieben.

Die Zuwanderung aus dem Ausland habe für eine steigende Nachfrage nach Wohnraum gesorgt. Diese lasse nun jedoch nach. Es gebe daher Indizien für regionale spekulative Preisübertreibungen, vor allem in Groß- und Mittelstädten, wie Berlin, Frankfurt/Main, München und Stuttgart.

Die Zahlen sind bekannt. Und doch ist es ein Grundsatzstreit, ob Kauf oder Miete günstiger ist. Studien widersprechen sich. Der ultimative Faktencheck.
von Niklas Hoyer

Auch die Postbank, mit fachlicher Unterstützung vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI), rechnete in ihrem Wohnatlas 2020 vor: Nur in 84 von 401 Kreisen und kreisfreien Städten, etwa 21 Prozent, sei Wohneigentum günstiger als die Miete. Auch die WirtschaftsWoche gibt im jährlichen Immobilienatlas eine Empfehlung auf Basis von detaillierten Vergleichsberechnungen für Selbstnutzer ab. Unser Ergebnis: Nur in 21 der 50 größten deutschen Städten ist der Kauf noch lohnend. Überall sonst lautet die Empfehlung: mieten. 

Dennoch scheint das Interesse daran, Immobilien zu kaufen, ungebrochen. Nicht nur als eigenes Wohn-, sondern auch als Anlageobjekt. „Wenn ich nur das kleinste Signal sende, dass eine Immobilie zu verkaufen wäre, dann steht das Telefon nicht mehr still. Das ist regelrecht eine Hysterie“, sagte Oliver Moll, Makler und Hausverwalter in Hamburg, im Interview mit der WirtschaftsWoche. Interessenten seien bereit, auch „aberwitzige Preise“ zu zahlen. „Rendite lässt sich mit solchen Zinshäusern kaum noch machen“, so Moll.

Im Jahr 2015 wurden erstmals seit 1997 wieder mehr Wohnungen in Mehrfamilien- als in Ein- und Zweifamilienhäusern gebaut, wie das Statistischen Bundesamt Ende Februar mitteilte. Im Bestand dominieren allerdings die Einfamilienhäuser. Zwei Drittel (66,7 Prozent) aller Wohngebäude waren den Angaben zufolge 2019 Einfamilienhäuser. Sie sind wegen der Platzbedarfs vor allem auf dem Land verbreitet.

An der Spitze liegen die ostfriesischen Landkreise Aurich (Anteil: 86,1 Prozent) und Leer (85,9 Prozent) sowie Dithmarschen (85,5 Prozent) im Westen Schleswig-Holsteins. Deutlich seltener sind Einfamilienhäuser in Großstädten, in denen Bauland in der Regel auch mehr kostet als auf dem Land. Am geringsten ist der Anteil in Stuttgart mit gut 35 Prozent, gefolgt von Düsseldorf, Frankfurt am Main und Gelsenkirchen (jeweils rund 40 Prozent).

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Der Trend zum Mehrfamilienhaus setzte sich im vergangenen Jahr fort. Von den 288.000 Wohnungen, die von Januar bis November 2020 genehmigt wurden, sollen 169.000 in diesen Gebäuden entstehen. Das entspricht einem Anteil von 59 Prozent. Demgegenüber standen 109.000 genehmigte Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern – ein Anteil von 38 Prozent. Die übrigen Genehmigungen betrafen Wohnheime.

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