
Steigende Mieten, Mietpreisbremse und sozialer Wohnungsbau spielen im Wahlkampf zur Bundestagswahl eine große Rolle. Deutschland erlebt einen Immobilienboom, manche Beobachter fürchten sogar eine Immobilienblase. Belastbare Anhaltspunkte gibt es dafür jedoch nicht. Weil das in den begehrten Wohngegenden - allen voran in den Metropolen München, Hamburg und Berlin - zu massiv steigenden Immobilienpreisen und damit auch drastischen Mietpreiserhöhungen geführt hat, gingen in manchen Großstädten bereits Mieter auf die Straße, um gegen den Mietpreiswucher und für bezahlbaren Wohnraum zu demonstrieren. Um Wählerstimmen bemüht, versprechen nun viele Parteien Linderung, wenn sie gewählt werden.





Was Hausbesitzer in den Boomregionen freut, hat andernorts jedoch fatale Konsequenzen. Eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) kommt zu dem Schluss, dass Deutschland vielmehr ein Wohnungsleerstand droht, der in den betroffenen Kommunen und Kreisen zu fallenden Mieten und Wertverlust bei Häusern und Wohnungen führt. Immer mehr, vor allem junge Menschen zieht es in die boomenden Städte. "Die jungen Leute schätzen sie, weil sie dort mobiler sind und bessere Ausbildungs- und Jobchancen haben", betont Michael Voigtländer vom IW. Auch für ältere Menschen seien Städte attraktiv, weil sie dort mehr Freizeiteinrichtungen, Gesundheitsversorgung und Kulturangebote vorfänden. Damit aber stehen auf dem Land viele Wohnungen und Häuser leer. Die haben ohnehin oft ein Problem, wenn sie strukturschwach sind. Schon der Ausfall eines größeren Arbeitgebers kann einen Teufelskreis auslösen: Arbeitsplätze fehlen, die Bewohner schränken entsprechend den Konsum ein, Geschäften und dem Gewerbe vor Ort bleiben die Kunden weg, noch mehr Arbeitsplätze gehen verloren. Weil die Steuereinnahmen der Kommune ebenfalls sinken, fehlen die Mittel, um effektiv gegenzusteuern. Letzten Ende ziehen die Leute weg. "Der Run auf die Großstädte wird das Überangebot an freien Wohnungen in den ländlichen Regionen noch verstärken", prognostiziert Voigtländer.
Zurück bleiben nur die Alten. Die Hauptprobleme liegen somit einerseits in der Landflucht - die den Wohnungsmarkt in den begehrten Großstädten weiter anheizt - und andererseits in der demografischen Entwicklung, die langfristig zu Bevölkerungsschwund und zunehmender Überalterung der Einwohner führt. Das Problem nimmt der Analyse zufolge weiter zu, und zwar nicht nur für ländliche Regionen im Osten, sondern auch für manche darbende Großstadt im Westen. Essen und Dortmund etwa haben bereits Leerstandsquoten um die vier Prozent und die Nachfrage nach Wohnraum wird laut IW-Prognose dort bis 2030 aufgrund dieser Entwicklung noch weiter deutlich zurückgehen.