Mietpreisbremse, Baugenehmigungen auf einem 16-Jahres-Hoch, immer mehr fertig gestellte Wohnungen - doch den Aufwärtstrend am deutschen Immobilienmarkt scheint all das kaum dämpfen zu können. Mieten und Preise steigen vielerorts immer höher, als gäbe es von Natur aus nur eine Richtung.
Der Maklerverband IVD hat die Immobilienpreise in 370 deutschen Städten ausgewertet. Ein Ergebnis: In keiner der Städte in den fünf Größenklassen ab 30 000 bis mehr als 500 000 Einwohnern sind die Preise für Wohnungen mit mittlerem Wohnwert im Schnitt weniger als fünf Prozent geklettert. In Städten mit mehr als einer halben Million Einwohner waren die Preissteigerungen am heftigsten. Für Bestandswohnungen mussten 2016 dort fast 9,5 Prozent mehr bezahlt werden, für Neubauten 7,6 Prozent. Was sich dramatisch liest, ist aber nur eine Fortsetzung der Trends aus den Vorjahren. Für Bestandswohnungen kletterten die Preise von 2014 auf 2015 um 7,5 Prozent und für Neubauapartments um knapp 7,7 Prozent.
Seit Jahren steigen die Preise für Eigentumswohnungen stärker als für Einfamilienhäuser. Daran hat sich auch in diesem Jahr nichts geändert. Der nachvollziehbare Grund: Wohnungen werden sowohl von Eigennutzern wie von Kapitalanlegern nachgefragt. Viele Menschen schwenken auf der Suche nach der richtigen Altersvorsorge von Staatsanleihen auf Beton und Steine um. Sie wollen Miete statt Zinsen kassieren und erleben gerade, wie die Wohnungswerte schnell steigen.
Welche Städte Investoren 2016 favorisieren
Region Nürnberg/Erlangen/Fürth (B-Standort): 8 Prozent.
Quelle: Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt 2016 (EY Real Estate)
Köln (A-Standort): 9 Prozent.
München (A-Standort): 10 Prozent.
Düsseldorf (A-Standort): 10 Prozent.
Leipzig/Dresden (B-Standort): 11 Prozent.
Frankfurt (A-Standort): 12 Prozent.
Hamburg (A-Standort): 13 Prozent.
Berlin (A-Standort): 16 Prozent.
„Die Preise sind stärker gestiegen als in den vergangenen fünf Jahren“, sagt Jürgen M. Schick, Präsident des IVD. „Je grösser die Stadt, desto höher sind die Preise.“
Zahlen des Marktforschungsinstituts Empirica belegen diesen Trend. Das Institut hat Indizes für die Preisentwicklung von Eigentumswohnungen, Einfamilienhäusern und Mieten gebildet. Der Index für Eigentumswohnungen stieg im dritten Quartal 2016 gegenüber dem Vorquartal um 2,2 Prozent, der für Einfamilienhäuser um 1,8 Prozent und der Mietindex um 0,9 Prozent. Das bedeutet aber auch, dass sich die Käufer von Eigentumswohnungen von sinkenden Mietrenditen nicht bremsen lassen. Ob Eigennutzer oder Vermieter – alle müssen mit dem Phänomen leben, dass die Wohneigentumspreise schneller steigen als die Mieten und Einkommen.
Inzwischen warnen Experten vor einer Überhitzung. „Der Immobilienboom nimmt immer mehr Züge einer Blase an“, sagt Ralph Solveen von der Commerzbank. Problematisch sei, dass die Preise sich von anderen wichtigen Faktoren abkoppelten. „Seit 2010 steigen die Preise schneller als Mieten, Verbraucherpreise und das Einkommen der privaten Haushalte.“ Und am billigen Geld der EZB werde sich wohl in absehbarer Zeit nichts ändern, meint Solveen. Da aber die Zinsen für Hypothekenkredite kaum noch fallen könnten, nehme bei weiter steigenden Preisen die Gefahr einer Korrektur zu.