Wohnungssuche Der gläserne Mieter

Alter, Haustiere, Familien- und natürlich Kontostand: Wer eine Wohnung sucht, gibt eine Menge privater Daten preis, um den Vermieter von der eigenen Seriosität zu überzeugen. Dabei wäre so viel Offenheit gar nicht nötig.

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Wohnungssuche: Der gläserne Mieter Quelle: dpa

Bei der Wohnungssuche geben viele Mieter in Deutschland ihre persönlichen Daten früher und öfter preis, als sie müssen. Das zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YougGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem stuften mehr als acht von zehn Menschen die Mieten als zu teuer ein.

In der Befragung zeigte sich gut die Hälfte bereit, dem Vermieter schon vor einer Wohnungsbesichtigung die jüngste Einkommensbescheinigung vorzulegen. Ein Empfehlungsschreiben oder eine Zahlungsbestätigung vom bisherigen Vermieter würde ebenfalls die Hälfte der Befragten übergeben, noch bevor sie die Wohnung gesehen haben.

Dabei widerspricht das dem, was das Bundesdatenschutzgesetz für den Normalfall einer Vermietung vorsieht. So dürfe der Vermieter zwar konkrete Gehaltsnachweise wie etwa einen – teilweise geschwärzten – Kontoauszug verlangen, erläutert eine Broschüre des sogenannten Düsseldorfer Kreises. Dies aber erst dann, wenn er sich schon für einen Bewerber entschieden hat. Dem Kreis gehören die obersten Datenschutzaufsichtsbehörden für den nicht-öffentlichen Bereich in Deutschland an.

Wenig Probleme haben die Befragten damit, Daten über Alter, Haustiere und den Familienstand abzugeben, ohne zu wissen, ob die Wohnung nach einer Besichtigung überhaupt infrage kommt. Am schwersten tun sie sich mit der Schufa-Auskunft über die finanzielle Zuverlässigkeit: Mit 45 Prozent war der Anteil derjenigen, die diese schon früh übermitteln würden, geringer als bei vielen anderen Daten. Menschen in Ostdeutschland zeigten sich in manchen Bereichen vorsichtiger: So waren sie seltener als Westdeutsche bereit, Fragen nach Alter, Familienstand, Kindern und dem Rauchen früh zu beantworten.


Viel Verständnis für Vermieter

Immerhin 40 Prozent der Befragten gaben in der repräsentativen, online durchgeführten Umfrage an, dass zu viele Informationen vor einer Besichtigung verlangt würden. 37 Prozent allerdings meinten, die Zahl der Fragen an die möglichen Mieter sei „genau richtig“. Und sechs Prozent fanden sogar, es würden noch zu wenig Informationen verlangt.

Druck auf Wohnungssuchende entsteht auch durch steigende Mieten. In der am Freitag veröffentlichten Befragung bewerteten 48 Prozent die durchschnittlichen Mietpreise als zu hoch. Und mehr als jeder Dritte urteilte sogar, die Mieten seien „viel zu teuer“.

Hierzulande klettern die Mietpreise in den Ballungsräumen zum Teil stark. Die Nachfrage nach Wohnraum ist dort höher als das Angebot. Die Politik hat deshalb eine sogenannte Mietpreisbremse für Gebiete mit angespanntem Wohnungsmarkt eingeführt.

Sie soll helfen, sprunghafte Erhöhungen vor allem in Großstädten zu vermeiden. Die Preisbremse gilt in vielen Gegenden aber wegen Ausnahmeregelungen und Schlupflöchern als gescheitert.

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