Wohnungsunternehmen Vonovia eilt von Rekord zu Rekord

Die Dividende für 2016 ist noch nicht gezahlt, da kündigt Deutschlands größter Wohnungsvermieter eine noch höhere für 2017 an. Die aktuelle Parole heißt: Wohnungen clever verwalten statt spektakulär neue hinzukaufen.

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Deutschlands größter Wohnungsvermieter macht glänzende Geschäfte. Quelle: dpa

Düsseldorf Dass Vorstandschef von Dax-Unternehmen im März von den Gewinnen des Vorjahres berichten, ist normal. Dass sie aber das Ergebnis des gerade angelaufenen Jahres vorhersagen, ist außergewöhnlich. Vonovia-Lenker Rolf Buch, gerade für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt, tut es. Er kündigte am Dienstagvormittag einen operativen Gewinn – ohne Gewinne aus Wohnungsverkäufen (FFO) – von 890 bis 910 Millionen Euro des deutschland- und europaweit größten Wohnungsvermieters für 2017 an. Es wäre der nächste Ergebnisrekord, nachdem Vonovia auch 2016 mehr verdiente als je zuvor. Bei seiner Gewinnprognose hat Buch den Ergebnisbeitrag des gerade übernommenen Wettbewerbers Conwert eingerechnet.

Ein höherer operativer Gewinn bedeutet für die Aktionäre, dass die Dividende quasi automatisch steigt. Denn wie andere Wohnungsunternehmen auch hat sich Vonovia gegenüber den Aktionären verpflichtet, einen nahezu fixen Anteil des FFO – bei Vonovia 70 Prozent – als Dividende an die Aktionäre auszuzahlen. Für 2016 zahlt Vonovia 1,12 Euro Dividende aus 761 Millionen Euro operativen Gewinn. Der Aktienkurs legte am Dienstagvormittag aber nur leicht um 0,3 Prozent auf knapp 33 Euro zu.

Die Zeit der großen Wachstumssprünge der Bochumer durch Übernahmen ist vorüber, nachdem vor gut einem Jahr der Kauf der Nummer zwei im Markt, Deutsche Wohnen, scheiterte. Die 24.500 Wohnungen der Conwert, die nun hinzugekommen sind, gleichen lediglich die Verkäufe des vergangenen Jahres in fast gleicher Höhe aus, so dass Vonovia 2017 wieder auf etwa 365.000 Wohnungen kommen wird. Buch will den Vonovia-Gewinn durch effiziente Bewirtschaftung und aufgrund steigender Mieten erhöhen.

Große Portfolio-Käufe stehen nicht auf seiner Agenda für die künftige Amtszeit, auch kein neuer Anlauf, die Deutsche Wohnen zu übernehmen, obwohl darüber immer wieder spekuliert wird. Andererseits schließt Buch nicht aus, interessante Angebote anzunehmen, betonte aber: „Wir haben es nicht nötig, zu überhöhten Preisen zu kaufen.“ Wo für ihn die Preisgrenze ist, lässt  Buch offen. Am Montag hatte Deutsche Wohnen angekündigt, in Berlin 3.900 Wohnungen für 655 Millionen Euro zu kaufen und dabei fast 2.400 Euro pro Quadratmeter zu zahlen. Die Berliner geben damit etwa das 30-Fache einer Jahresmiete für ihre Neuerwerbung aus. Buch betonte, er werde Entscheidungen von Wettbewerbern nicht kommentieren, aber die eigenen Ankaufkriterien würde das von der Deutsche Wohnen gekaufte Wohnungspaket nicht erfüllen.


Hauptsache zufriedene Kunden

Auf seiner Prioritätenliste stehen die Verbesserung der Kundenzufriedenheit, serielles Bauen und wachsende Präsenz in den Ballungsgebieten. Hörbar stolz berichtete er von einer im dritten Jahr hintereinander gestiegenen Zufriedenheit der Vonovia-Mieter. Die Beurteilung der Vonovia-Dienstleistungen wird von einem externen Institut eingeholt.

Für Neubau, Instandhaltung und Modernisierung will Vonovia in den nächsten Jahren im Schnitt eine Milliarde Euro im Jahr investieren. Neue Vonovia-Wohnungen entstehen durch die Aufstockung bestehender Gebäude und Nachverdichtungen auf eigenen Grundstücken in modularer Bauweise. Dazu bieten sich die teils großzügigen Grünflächen in den nach dem zweiten Weltkrieg errichteten Mietwohnungssiedlungen im Vonovia-Bestand an. Vor wenigen Wochen errichtete Vonovia in Bochum einen Mietwohnblock aus in der Fabrik vorgefertigten Zimmern, die per Tieflader zur Baustelle geliefert wurden. Die reinen Baukosten, also ohne Grundstück gerechnet, seien um 30 Prozent geringer gewesen als bei herkömmlicher Bauweise, berichtete Buch.

Die Konzentration auf Ballungszentren hat dazu geführt, dass der Leerstand weiter auf 2,4 Prozent gesunken ist. Diesen Leerstand schaffe sich Vonovia quasi selbst, weil Wohnungen während Sanierungsmaßnahmen nicht vermietet seien, sagte Buch. Freie Wohnungen gebe es nicht. „Wir sind ausvermietet.“

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