Immobilienblase Sandkasten-Spiele in Dubai

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Grafik: Verteilung der ausländischen Direktinvstitionen in Dubai

Beispiel China: Die Kommunistische Partei braucht, um ihre Macht zu halten, Wachstum um jeden Preis. Rund 1,3 Billionen Dollar neue Kredite haben die Staatsbanken in den ersten neun Monaten 2009 verteilt. Etwa ein Viertel floss in Aktien- und Immobilienmärkte. Immer neue Wohnkomplexe, Bürotürme und Kaufhäuser werden gebaut – obwohl viele leer stehen. Doch China nimmt den Fuß nicht vom Gas.

In den USA wiederum sind die Probleme, die in die Finanzkrise führten, noch längst nicht gelöst. Trotz eines Notprogramms über 75 Milliarden Dollar zur Stützung überschuldeter Privathaushalte werden bis zum Jahresende erst 375 000 statt wie geplant vier Millionen notleidende Hypotheken umstrukturiert sein. Überdies schlingert der Gewerbeimmobilienmarkt immer stärker. Amerikanische Banken halten fast 1100 Milliarden Dollar Gewerbehypotheken, 700 Milliarden sind in Giftpaketen verschnürt, die sich – genau wie die berüchtigten Subprime-Kredite der Privathaushalte – auch in Bilanzen der deutschen Banken wiederfinden, insbesondere bei den Landesbanken.

Hilfe von anderen Emiraten

Sechs Tage nach Ausbruch der Krise legte Dubai World den Umstrukturierungsplan für die 26 Milliarden Dollar Schulden vor. Dubai-Herrscher Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum schwadronierte darüber, dass „wir sicherer werden über unsere Vision und Einstellung, einiger, integrierter und würdiger unserer Mitgliedschaft in der Union der Emirate“. Soll heißen: Die anderen sechs Emirate müssen Dubai aus der Patsche helfen.

Weltweit würden die Finanzmärkte eine Rettungsaktion des Emirs von Abu Dhabi für seinen Zocker-Kollegen in Dubai begrüßen: Scheich Chalifa Al Nahyan könnte sich das mit der Kontrolle über die bisherigen Dubai-Ports-Häfen oder auch über die Fluglinie Emirates belohnen lassen. Abu Dhabi gilt als geradezu weise wirtschaftendes Gemeinwesen. Von Dubai unterscheidet sich Abu Dhabi überdies durch immensen Ölreichtum. Allerdings leidet auch Abu Dhabi unter der Finanzkrise. Die Büromieten etwa fielen binnen zwölf Monaten um 39 Prozent, so die Zahlen des Maklers Richard Ellis. Jetzt ließ Dubais Finanznot in Abu Dhabi die Aktienkurse dramatisch fallen, schneller noch als in Dubai selber.

Zu viele Untertanen von Abu Dhabi haben ihr Geld in Dubai angelegt, viele fürchten, dass die Hilfe ihres Emirats für Dubai den Gesamtstaat ins Wanken bringt. Wer kann, zieht sein Geld ab. Auch aus dem gasreichen Katar, das ökonomisch und politisch mit Dubai wenig zu tun hat. Ähnliches wird aus Kuwait und sogar aus Jordanien berichtet. „Dieser Zusammenbruch lässt sich mit Wirtschaftsargumenten nicht rechtfertigen“, sagt Wajdi Makharmeh von der Finanzholding Sanabel in Amman.

Dauerhafter Schaden für Dubai

Fließt aber kein Kapital mehr in die Golfregion, gehen Gelder aus dem Ölgeschäft wieder in andere Weltgegenden, wie im Boom vor 30 Jahren, dann blieben die Golfstaaten ewige Schwellenländer. Ist das Öl dann versiegt, wird es kritisch.

Der Standort Dubai gilt schon jetzt als dauerhaft beschädigt. „Der Zahlungsausfall stellt deren ganzes Geschäftsmodell infrage“, sagt ein Investmentbanker. Selbst Scheich Mohammed scheint am bisherigen Kurs zu zweifeln. Zum Nationalfeiertag am 2. Dezember rief er seinen Untertanen zu: „Nehmt euren Verstand in Betrieb, krempelt die Ärmel hoch, arbeitet hart und entfaltet Initiative!“ Das mit der harten Arbeit ist neu.

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