Bonus-Exzesse Investmentbanker zu Marktpreisen

Die aberwitzigen Gehälter der Investmentbanker müssen sinken. Das geschieht aber nur, wenn die Zahlmeister der Bonus-Exzesse aus dem Tiefschlaf erwachen: die Aktionäre.

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Es kommentiert WirtschaftsWoche-Redakteur Mark Böschen

Erstaunlich, was vergangenen Mittwoch bei der Anhörung von Goldman-Chef Lloyd Blankfein herauskam: Für 2008 erhält Blankfein umgerechnet 470.000 Euro – und somit etwas weniger als das maximale Gehalt von 500.000 Euro, das in Deutschland Bankvorstände bekommen, wenn ihre Bank Staatshilfe braucht. Dabei hatte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann noch im Oktober gesagt, die Besten der Branche bekomme man für dieses Geld nicht.

Banker werden billiger: JP Morgan hat die Boni um 38 Prozent gesenkt, Credit Suisse um 44 Prozent und Goldman um 65 Prozent. Die UBS hat ihre Boni gar um 78 Prozent gekürzt – allerdings stellt sich hier die Frage, warum eine Bank nach derart großen Staatshilfen überhaupt noch zahlt. Steuergestützte Millionen-Boni darf es nicht geben, das gilt auch für die Dresdner Bank, die inzwischen der teilverstaatlichten Commerzbank gehört. Eine Sondervergütung von 400 Millionen Euro, wie vom Vorbesitzer Allianz eingeplant, ist nicht mehr angemessen.

Dass Politiker hier eingreifen wollen, ist verständlich – dürfte aber schwierig werden, wenn Banker auf Bonusverträge pochen. Schuld an der Misere ist, wer solche Verträge zugelassen hat: die Aktionäre und ihre Vertreter, die Aufsichtsräte. Die Kontrolleure haben bei den Gehältern jahrzehntelang versagt. Es ist absurd, dass Investmentbanken zuletzt die Hälfte ihrer Erträge an die Angestellten ausgeschüttet haben. Der Anteil ist von 44 Prozent in den frühen Achtzigern auf 52 Prozent Anfang des laufenden Jahrzehnts gestiegen. Noch im Bärenmarkt 2002 verdienten mehrere Tausend Managing Directors bei Investmentbanken über eine Million Dollar jährlich, schätzt Branchenkritiker Philip Augar. Aktienanalysten in London erhielten noch vor kurzem über eine halbe Million Euro jährlich – für das Schreiben von Studien und die Investorenbetreuung.

Banker sind keine Zauberer

Bei allem Respekt: Das ist sehr viel. Drastischer drückte es Allen Wheat aus, der Ex-Chef von Credit Suisse First Boston: "Wenn ich ehrlich sein soll: Wir sind alle überbezahlt", sagte Wheat schon 1998, und fügte hinzu: "Es ist keine Zauberei an dem, was wir tun. Jeder kann das." Nun, vielleicht nicht jeder. Aber die Fähigen sind nicht so rar, dass Millionengehälter für Tausende gerechtfertigt wären.

Die Aktionäre haben jetzt gemerkt, wer das Risiko des Investmentbankgeschäfts trägt. Wenn damit irgendwann wieder Geld verdient wird, dürfen sie es nicht mehr zulassen, dass die Hälfte der Erträge bei denen landet, die viel weniger Risiko schultern. Die Marktpreise für Banker liegen unter dem, was bisher gezahlt wurde, als die Eigner geschlafen haben und ihre Interessen nicht richtig vertreten wurden.

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