Investmentguru Marc Faber "Wirtschaftlicher Selbstmord"

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Wird es den Euro in zehn Jahren noch geben?

Die Frage muss man stellen. Es ist zu hoffen, dass der Euro überlebt, aber ganz sicher kann man nicht sein. Allerdings wäre ein Austritt aus dem Euro für Italien und andere Länder wirtschaftlicher Selbstmord, weil ihre Schulden noch in Euro beziffert wären. Nach einem Austritt müssten sie ihre Währung abwerten – und ihr Schuldenberg würde sich noch erhöhen.

Werden die Rohstoffpreise weiter fallen?

Kurzfristig könnte es wie bei den Aktienmärkten eine Erholung geben. Rohstoffe sind aber immer noch nicht billig, obwohl sie kräftig eingebrochen sind. Langfristig dürften die Preise wieder steigen, denn der grundsätzliche Trend bleibt intakt: der Einstieg von drei Milliarden Menschen, die unter Sozialismus und Kommunismus gelebt haben, in die Weltwirtschaft. Einen Ölpreis von 150 Dollar sehe ich aber für längere Zeit nicht mehr. Ebenso wenig einen Ölpreis von zehn Dollar. Schon bei einem Preis von 40 Dollar geht der Nahe Osten pleite, weil die Förderkosten in den vergangenen Jahren so stark gestiegen sind.

Warum tritt der Goldpreis auf der Stelle?

Weil in einer Krise, in der Kredite verknappt werden, eines nach dem anderen verkauft wird. Und am Schluss eben das, was sich am besten gehalten hat. Dazu gehört auch Gold. Dazu kommt, dass der Dollar sehr stark war, da sind die Argumente für die Ersatzwährung Gold nicht mehr so stark. Außerdem sinkt auch die Nachfrage nach Schmuck. In der Krise kaufen die Männer ihren Freundinnen eben keine Goldringe mehr.

Vergrößern Sie Ihre Positionen bei Gold?

Ja. Idealerweise würde ich wesentlich erhöhen bei einem Preis von 600 bis 650 Dollar. Aber ich kaufe jeden Monat etwas physisches Gold dazu und lege es in den Tresor. Egal, ob der Preis bei 800 oder 700 Dollar ist.

Was können Privatanleger tun?

Wer im Moment voll in Aktien und beliehenen Immobilien engagiert ist, muss sich natürlich anders verhalten als jemand, der auf einem Haufen Bargeld sitzt. Dem würde ich sagen, dass man mit Aktien über die kommenden zehn Jahre sehr wohl mehr verdienen kann als mit einem Sparbuch. Außerdem glaube ich, dass sich Aktien besser halten werden als Staatsanleihen.

10 bis 15 Prozent des Geldes dürfen in Qualitätswerte rein. Etwa in Procter & Gamble, Johnson & Johnson, Nestlé oder in deutsche Pharmawerte. Die werden schon überleben. Wobei es natürlich denkbar ist, dass die Börsen nach einer kurzen Erholung nochmal um 40 Prozent fallen. Wenn das passiert, sollte man noch mal 15 Prozent seines Vermögens in Aktien stecken.

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