Kreditkartenmarkt American Express setzt stärker auf Deutschland

Die internationalen Kreditkartenanbieter haben nach der Krise ihre Strategie geändert: Statt besonders auf wachstumsstarken Märkten zu investieren, schätzen American Express und Co. nun das niedrige Ausfallrisiko in Westeuropa. Besonders der deutsche Kreditkartenmarkt wird für die Anbieter immer interessanter.

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Die Kreditkartenanbieter haben den deutschen Markt wiederentdeckt. Quelle: ap Quelle: handelsblatt.com

FRANKFURT/HAMBURG. Die westeuropäischen Kreditkartenmärkte gehen aus der aktuellen Krise eher gestärkt hervor. So hat das Deutschlandgeschäft des Kreditkartenanbieters American Express (Amex) innerhalb des Unternehmens an Stellenwert gewonnen, wie Deutschlandchef Werner Decker im Handelsblatt-Gespräch betont. Beim Kreditkartenanbieter Barclaycard sieht man wiederum genügend Chancen in Westeuropa und plant daher aktuell keine Expansion in Osteuropa, wie Antony Jenkins, der Chief Executive Global Retail Banking von Barclays, im Interview sagte.

Das Deutschlandgeschäft habe in der Krise aufgrund seines geringen Risikoprofils profitiert, sagt Decker. Früher habe sich die internationale Strategie von American Express vor allem auf Wachstumsmärkte konzentriert. "Jetzt steht mehr im Vordergrund, welches Wachstum mit welchem Risiko verbunden ist", so Decker. Hier schneide der deutsche Markt gut ab: Die Margen seien zufriedenstellend, aber die Risiken geringer als etwa in angelsächsischen Ländern.

Das belegen auch die Ausfallraten, die Amex errechnet. Sie lagen 2008 im internationalen Geschäft bei American Express bei 0,24 Prozent des Kreditkartenumsatzes. "In Deutschland sind wir noch ein ganzes Stück darunter", sagt Decker. Die Bedeutung des Deutschlandgeschäfts sei innerhalb des Konzerns daher gestiegen und er werde 2010 in Deutschland stärker investieren. Amex sieht in Deutschland unter anderem im Geschäft von Unternehmen untereinander (B2B) Wachstumschancen. "Unser Ziel ist es, dass nicht nur der Endkunde mit seiner Kreditkarte beispielsweise in einer Apotheke zahlt, sondern, dass auch der Apotheker seine Bestellung beim Pharmagroßhandel mit der Kreditkarte abwickelt."

Dieses Geschäft ist schon deshalb attraktiv, weil hier die Volumina größer sind als bei den Einkäufen privater Nutzer. "Außerdem sind gerade die betriebsnotwendigen Zahlungen eines Unternehmens von Konjunkturschwankungen weit weniger betroffen", so der Amex-Deutschlandchef. 2009 erzielt das Unternehmen damit einen hohen dreistelligen Millionenumsatz.

Trotz der anfallenden Gebühren habe für Firmen eine Umstellung auf Kreditkartenzahlung auch ihre Vorteile, sagt Decker. "Für den Lieferanten hat dies den Vorteil, dass er kein Kreditrisiko trägt und er den Kunden stärker an sich bindet. Der Käufer hat den Vorteil, dass er ein längeres Zahlungsziel hat", so Decker.

Auch bei Barclaycard führte die Krise zu Strategieänderungen. "Barclaycard ist sehr viel restriktiver bei der Vergabe von Krediten geworden", sagt Jenkins. Das Unternehmen reagiere sofort, sofern es konkrete Gefahren sehe. "Andererseits haben wir das Betreuungsangebot für Kunden erweitert, die in Schwierigkeiten geraten sind", ergänzt er. In Großbritannien rufe man aktiv ausgewählte Kunden an und frage, ob sie derzeit finanzielle Probleme hätten.

Geografisch setzt Jenkins auf Bewährtes: "Ich sehe aktuell genug Chancen in unseren bestehenden westeuropäischen Märkten. In unserem Geschäft sind anfangs jahrelange Investitionen nötig", sagte Jenkins. Eine Expansion nach Osteuropa stehe augenblicklich nicht an. Derzeit stabilisiert sich laut Jenkins die globale Wirtschaft. Er rechnet aber mit Spätfolgen: "Es dauert länger, bis der Jobmarkt richtig anspringt. Wir rechnen für die USA mit einer Bodenbildung im ersten Quartal, für Deutschland im zweiten oder dritten - und in Großbritannien vielleicht im Sommer."

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