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Krötenwanderung

Die Zusatzbeiträge kommen - lohnt sich der Krankenkassen-Wechsel?

Anke Henrich
Anke Henrich Freie Autorin, Mittelstands-Expertin

Die ersten gesetzlichen Krankenversicherungen haben erklärt, dass sie aus Geldmangel von ihren Versicherten monatlich mindestens acht Euro Zusatzbeitrag fordern werden. Damit ist der politisch gewollte Beitragseinheitssatz von 14,9 Prozent für alle GKV-Kunden ausgehebelt, die Kassen nehmen wieder unterschiedliche Beiträge. Der Wechsel lohnt sich trotzdem nicht, befürchtet WirtschaftsWoche-Reporterin Anke Henrich.

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Anke Henrich: Krötenwanderung

Irgendjemand zieht immer den Schwarzen Peter, im Fall der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) sind es jetzt die DAK und die Deutsche BKK. Bei ihnen reicht der seit der Gesundheitsreform für alle Kassen politisch festgesetzte Einheitsbeitrag der Versicherten von 14,9 Prozent  vorne und hinten nicht aus, um die explodierenden Kosten der medizinischen Versorgung zu zahlen. Allen Kassen ist es gesetzlich erlaubt, in dieser Not von ihren Kunden entweder einen Standard-Zusatzbeitrag von acht Euro zu verlangen oder gar den Beitragssatz um ein Prozent auf 15,9 Prozent zu erhöhen.

Der feine Unterschied: Die acht Euro kann die Kasse einfordern ohne für jeden Versicherten eine Einkommensprüfung zu machen: Bei der Ein-Prozent-Forderung  - die sich für Kunden, die den Höchstsatz beim versicherungspflichtigen Einkommen zahlen mit stolzen 37,50 Euro im Monat niederschlagen - muss mit hohem Aufwand bei jedem Kunden die Zahlungsmodalität geprüft werden.

In der kommenden Woche werden die nächsten Kassen erklären, dass die den  Zusatzbeitrag von acht Euro einfordern werden - das Wasser steht nämlich vielen der rund 180 gesetzlichen Krankenversicherungen schon länger bis zum Hals. Klar war aber: Wer sich zuerst mit der schlechten Nachricht outet, der bekommt den meisten Ärger der Versicherten und hat schlechte Presse.  Deshalb zögern zur Zeit alle Kassen die Stunde der Wahrheit so lange hinaus, bis sich der Kanonendonner gelegt hat.

Man darf davon ausgehen, dass die viele, vermutlich die meisten Kassen im Laufe des Jahres nachziehen werden. Schon von daher lohnt sich der Krankenkassenwechsel vermutlich kaum oder nur für wenige Monate.

37,50 statt 8,00 Euro

Entscheidender wird sein, welche Kassen nicht umhin kommen, auf die Ein-Prozent-Lösung zuzugreifen, denn dann wird es erst richtig teuer für die Versicherten. Das werden nicht wenige Kassen sein, denn von acht Euro im Monat profitieren sie kaum, weil schon die Verwaltungskosten, um sie künftig einzuziehen - es geht nicht übers Gehalt - mindestens ein Drittel davon verschlingen.

In Zeiten der Geldnot also Augenwischerei. Vermutlich werden bis zum Ende des Jahres einige Kassen auf die teurere Lösung zurückgreifen. Zugleich ist dann auch klar, welche Kasse eigentlich in Zukunft welche Gesundheitsangebote und Kostenübernahmen noch machen könne.

Der Kassenwechsel ist also ein Termin für die private Wiedervorlage - spätestens im Herbst.

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