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MDax-Aktie Pfleiderer-Chef Overdiek: "Echter Gewinn ab 2011"

Nach Kurssturz und Umschuldung muss Hans Overdiek, Chef des Holzwerkstoff-Spezialisten Pfleiderer, nun die Wende schaffen.

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Hans Overdieck

WirtschaftsWoche: Herr Overdiek, mit 20 Millionen Euro Quartalsverlust begann 2010 für Pfleiderer schlechter als erhofft. Scheitert die Gesundung des Unternehmens an der wackligen Konjunktur? 

Hans Overdiek: Nein. Der Verlust lag innerhalb der Durchschnittserwartungen der Analysten. Wir spüren eine Belebung in unseren Märkten. In Westeuropa wurden Überkapazitäten stillgelegt, deshalb ist die Auslastung der Werke innerhalb der Industrie und speziell bei uns derzeit auf befriedigendem Niveau. In Nordamerika kommt der Aufschwung zwar nur langsam in Gang, dafür ist seit Februar unser Werk in South Carolina in Produktion. Osteuropa und Russland laufen zufriedenstellend.

Dennoch leidet Pfleiderer unter hohen Preisen für Vorprodukte wie Holz und Leim.

Deshalb haben wir Preiserhöhungen durchgesetzt, weitere werden folgen. Natürlich, von auskömmlichen Preisen sind wir noch weit entfernt. Unsere Rohmarge, also der Bruttogewinn vom Umsatz, lag zu Beginn des Jahres bei nur 21 Prozent. Erst ab 24 bis 25 Prozent ist sie für uns auskömmlich.

Bis wann schaffen Sie die?

Von Januar bis März haben wir eine Verbesserung erreicht, im April war die Marge abermals höher. Wenn wir nun weitere Preiserhöhungen durchsetzen, könnte es im vierten Quartal so weit sein.

Sind Ihre Kunden überhaupt bereit, mehr für Holzplatten oder Laminatfußböden von Pfleiderer zu zahlen?

Sicher, vor drei Jahren bekamen wir für den Kubikmeter Standardspanplatte 175 Euro, heute nehmen wir 45 bis 50 Euro weniger ein. Preiserhöhungen sind deshalb durchaus drin. Bei einer Einbauküche machen unsere Spanplatten sechs bis acht Prozent der Kosten aus. Wenn wir unsere Preise zum Beispiel um zehn Prozent erhöhen, schlägt das auf die Gesamtkosten mit nicht einmal einem Prozent zu Buche.

2009 schrumpfte der Umsatz von 1,7 auf 1,4 Milliarden. Welches Ziel haben Sie für 2010?

Trotz des schwierigen Umfelds wollen wir in diesem Jahr besser als 2009 abschneiden. Für eine konkrete Zielvorgabe sind die Märkte noch zu unsicher.

Wann kommt Pfleiderer wieder in die Gewinnzone?

2010 sind Verluste absehbar, 2011 wollen wir wieder echtes Geld verdienen.

Reicht das, damit die Sanierung wie geplant vorankommt? Ende März hatte Pfleiderer 899 Millionen Euro Nettoschulden.

Ich würde nicht von Sanierung sprechen. 2009 war zwar ein schwieriges Jahr, doch wir hatten keinen Liquiditätsengpass.

Dennoch dauerte es Monate, bis eine Umschuldung zustande kam. Mit der kletterten dann auch Ihre Zinskosten.

Die Mehrkosten belasten uns mit einem kleinen zweistelligen Millionenbetrag zusätzlich. Dafür sichert uns die Umschuldung bis Ende 2013 die Finanzierung, die im Übrigen deutlich günstiger ist als von vielen erwartet. Durch laufende Einnahmen und den Verkauf von Randbereichen wollen wir die Schulden in drei Jahren um bis zu 350 Millionen Euro senken.

Sollte die Erholung stocken, könnte das nicht ausreichen. Wäre der Verkauf des großen Laminatgeschäfts möglich?

Der Geschäftsbereich Laminat hilft uns, die Werke für Faserplatten auszulasten und den Kunden ein ausgewogenes Angebot zu machen. An diesem Produktportfolio wollen wir festhalten – es sein denn natürlich, jemand würde einen exorbitant hohen Preis für den Laminatbereich bieten.

Geben die Gläubigerbanken Ihnen nach der Umschuldung jetzt vor, wie Sie Ihr Geschäft zu führen haben?

Banken diktieren uns nicht das operative Geschäft. Allerdings haben wir nicht mehr denselben großen finanziellen Spielraum wie in der Expansionsphase. Zukäufe oder größere Investitionen wird es deshalb vorerst nicht geben – diese machen momentan auch keinen Sinn. Die Banken sehen übrigens, dass unsere operative Entwicklung derzeit besser ist als zum Zeitpunkt der Umschuldung angenommen.

Ihr Großaktionär, der Finanzinvestor One Equity von JP Morgan, bekommt den Vorsitz im Aufsichtsrat. Müssen Sie sich auf eine schärfere Überwachung gefasst machen?

Wir haben One Equity als unternehmerisch denkenden Investor kennengelernt, der sich nicht in das operative Geschäft einmischt. Die Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzes ist ein Signal dafür, dass One Equity Pfleiderer als langfristiges Investment betrachtet.

Soeben fielen Pfleiderer-Aktien aus dem MDax. Fürchten Sie, dass die Papiere von Anlegern nun weniger beachtet werden?

Wenn unsere operativen Ergebnisse besser werden, wird auch das Interesse der Anleger wieder zunehmen. Wir haben ein zyklisches Geschäft, das jetzt wieder in der Aufwärtsbewegung ist. Normalisieren sich die Märkte, kann es ab 2012 eine Dividende geben.

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