Die Details des nächsten Milliarden-Deals in der Öldienstleistungs-Branche sind nun klar: Smith-Aktionäre sollen mit 0,6966 Schlumberger-Aktien für je eine eigene Aktie abgefunden werden. Daraus errechnet sich für die Smith-Aktie ein Aufschlag von 37,5 Prozent auf die letzte Börsennotierung vor Abgabe des Angebots. Nach Abschluss der Transaktion werden die ehemaligen Smith-Aktionäre 12,8 Prozent am Aktienkapital von Schlumberger kontrollieren.
Die Aktionäre beider Gesellschaften werden gut leben können mit dem Deal. Schlumberger rundet sein Produktportfolio ab. Denn Smith ist spezialisiert auf Bohrmeißel, ein Bereich, der Schlumberger bisher fehlte. Smith dagegen wird profitieren von Schlumbergers herausragender internationalen Präsenz mit Vertretungen in mehr 80 Ländern. Hinzu kommen Kosteneinsparungen, die Schlumberger-Chef Andrew Gould auf 480 Millionen Dollar in den ersten beiden Jahren beziffert. Von 2012 an soll der Kauf positiv auf denn Nettogewinn durchschlagen.
Suche nach Öllagerstätten wird immer teurer
Weil die Suche nach neuen Ölquellen in immer schwierigeren Umgebungen stattfindet, aber auch die Ausbeute bestehender Felder aufwendiger wird, steigen die Kosten. Entsprechend werden auch auf der Seiten der Ölserviceindustrie Größe, Kapitalstärke sowie das Angebot einer umfassende Produktpalette zu wichtigen Wettbewerbsargumenten, gerade auch um bei Großprojekten den Zuschlag zu bekommen. Mit Smith stärkt Schlumberger seine weltweit führende Marktstellung und baut den Vorsprung auf Konkurrent Halliburton aus.
Die Wurzeln von Schlumberger reichen zurück bis ins Elsass. Dort gründeten die Brüder Conrad und Marcel Schlumberger 1926 die Société de Prospection Électrique, eine auf die Kartierung unterirdischer geologischer Formationen spezialisierte Gesellschaft. Im Zweiten Weltkrieg emigrierten Mitglieder des Clans in die USA, der Hauptsitz des Unternehmens liegt seit 1940 in Houston. Es folgte der Aufstieg zum weltweit führenden Zulieferer der Ölindustrie mit heute 77.000 Mitarbeitern in 80 Ländern und fast 22,7 Milliarden Dollar Umsatz. Smith International wurde 1937 in Houston gegründet und kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von 8,2 Milliarden Dollar.
Der Zusammenschluss der beiden Ölbranchen-Dienstleister zeigt auch, dass die Branche wieder Hoffnung schöpft. Insgesamt hat sich das Umfeld für den Ölservicesektor wieder aufgehellt. Das lässt sich ablesen an der sogenannte Rig Count. Der US-Ölservicekonzern Baker Hughes ermittelt darin seit 1975 die Zahl der weltweit aktiven Bohrtürme. Seit Mai 2009 steigt die Rig Count wieder, auf zuletzt 2773 im Januar. In den acht Krisenmonaten zuvor wurden weltweit noch mehr als 1500 Bohrstellen stillgelegt, davon allein 1000 in den USA.
Letztlich hat dieser dramatische Einbruch der Bohraktivitäten aber auch dafür gesorgt, dass sich der Ölpreis trotz mäßiger Konjunktur wieder erholt hat auf aktuell 80 Dollar pro Fass. Der Ölpreis ist die wichtigste Kalkulationsgröße für Investitionen in der Ölindustrie. Anleger, die keinen vergleichbaren Ölpreiseinbruch mehr erwarten wie 2008, bieten die aktuellen Kursabschläge der Schlumberger-Aktie eine interessante Einstiegschance.