Milliardenbetrug Madoff-Abwickler Picard: Jäger des verlorenen Geldes

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Ein Trostpflaster für die Geschädigten: Viele der kleineren Investoren dürften durch die Securities Investor Protection Corporation zumindest einen Teil ihrer Investments zurück bekommen. Bis Ende Juni hatte dieser Sicherungsfonds der Broker für 543 Madoff-Opfer 231 Millionen Dollar reserviert. Es werden maximal 500.000 Dollar pro Fall ausgezahlt. 

Schwierig dürfte es für Picard werden, noch an Geld zu kommen, dass von Hedge Fonds, die Geld bei Madoff investiert hatten, bereits wieder an ihre Kunden weiter gegeben worden ist. So verklagte er etwa die Fairfield Greenwich Group, den größten Madoff-Investor, der  rund sieben Milliarden Dollar von seinen eigenen Kunden bei Madoff angelegt hatte. Hedge Fonds wie Fairfield, die ohne groß zu prüfen bei Madoff investiert hatten, sehen sich aber mit direkten Klagen ihrer eigenen Investoren konfrontiert. Denn deren Geld ist ebenfalls im Madoff-Loch verschwunden. Sie werfen den Fondsmanagern Fahrlässigkeit vor, denn die vermeintlichen Anlageprofis hätten das Betrugssystem des Bernie Madoff bei kritischer Kontrolle erkennen müssen.

Jeder verklagt jeden, wobei ungewiss ist, wo überhaupt noch etwas zu holen ist. Die US-Gerichte werden mit der Aufarbeitung der Fälle für Jahre beschäftigt sein. Nur die beteiligten Anwälte freuen sich über fette Gebührenrechnungen. Abwickler Picard und seine Kanzlei haben beim zuständigen Konkursrichter eine Summe von 15,5 Millionen Dollar für Anwaltshonorare  beantragt. 

Selbst Picard wurde mittlerweile verklagt. Eine Gruppe von sechs älteren Investoren, die bereits sehr früh bei Madoff investiert hatte, hält das System, nach dem Picard  sichergestellte Gelder an Investoren verteilt, für unfair. Sie haben ihre kompletten Ersparnisse von rund neun Millionen Dollar verloren. Trotzdem könnten sie bei der Verteilung von sichergestellten Geldern leer ausgehen, denn sie hatten in der Vergangenheit im Vertrauen auf die von Madoff ausgewiesenen Gewinne immer wieder Geld für ihren Lebensunterhalt von ihren Konten abgezogen – mehr als sie ursprünglich investiert hatten. Eine 73jährige Witwe aus New Jersey musste deshalb jetzt einen Teilzeitjob in einem Kaufhaus annehmen, ein 76jähriger Kalifornier sein Haus verkaufen und bei seiner Tochter einziehen, eine 88jährige New Yorkerin kann ihre Arztrechnungen nicht mehr bezahlen. „Sie haben nichts mehr,“ sagt der Anwalt der Kläger, „das sind jetzt Sozialfälle.“

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