Nachfolge Li Lu und das Erbe von Warren Buffett

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Li Lu - Gründer von Himalaya Capital und LL Investment Quelle: Screenshot von der Homepage himalayacapital.com

Nach der blutigen Niederschlagung der Studentenrevolte floh er zunächst nach Frankreich, später in die Vereinigten Staaten. Er schrieb ein Buch über seine Erfahrungen und studierte an der Columbia University Recht, Wirtschaft und Betriebswirtschaftslehre.

Es war wohl ein Vortrag von Warren Buffett an der Columbia 1993, der seine Meinung über die Aktienmärkte änderte und sein Interesse weckte. Mit dem Erlös aus dem Verkauf seines Buches begann er  erste Investments. Als er 1996 seinen Abschluss machte, hatte er damit ganz hübsch verdient.

Nach einem Intermezzo bei einer Investmentbank gründete er den Hedgefonds Himalaya Partners und wenig später die Risikokapitalfirma LL Investment Partners. Über seine Kontakte zu amerikanischen Menschenrechtlern gelangte Li an zahlungskräftige Klientel, darunter Leute wie der Musiker Sting oder der ehemalige Chef des Verlags Random House Bob Bernstein, der auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch gegründet hat.

Berkshires innerer Kreis

Anfangs lief sein Unternehmen schlecht. Mit den vorrangig in Asien platzierten Investments erlitt sein Fonds aufgrund der Schuldenkrise in Asien 1998 deutliche Verluste. Aber nur ein Jahr später waren die Verluste ausgeglichen, neue Investoren vertrauten ihm Geld an. Ebenfalls über seine befreundeten Menschenrechtler gelangte er an den inneren Kreis des Berkshire-Managements. 2003 lernte er so auf einem Thanksgiving-Fest Charlie Munger kennen.

Munger und Li verstanden sich sofort prächtig. Mit seinem eigenen Geld sowie etlichen Millionen von Mungers Familie und weiteren 50 Millionen von anderen Investoren gründete Li 2004 neuen geschlossenen Fonds, berichtet das Wall Street Journal.

Lis erfolgreichstes Investment war der chinesische Batteriehersteller BYD. 2002 stieg Li ein, kurz nachdem BYD sein Börsendebüt in Hongkong feierte. Mit dem gemeinsam mit Munger gegründeten Fonds kaufte er ebenfalls Anteile an BYD.

Top-Performer dank BYD

Vor zwei Jahren  beauftragte Munger seinen Kollegen Sokol damit, ein BYD-Investment auch für Berkshire zu prüfen. Inzwischen hat das BYD-Investment Berkshire eine Wertsteigerung von 1,2 Milliarden Dollar beschert, die Investmentgesellschaft hält zehn Prozent der Anteile.

Abgesehen von dem sehr erfolgreichen BYD-Geschäft sind Lis Erfolge eher unauffällig. Vor allem dank seines BYD-Investments hat er Medienberichten zufolge seit 1998 mit seinem Fonds eine durchschnittliche Jahresrendite von 26 Prozent erwirtschaftet, im laufenden Jahr jedoch noch ein Minus von 13 Prozent in den Büchern.

Dass er jetzt als Anwärter auf den wohl begehrtesten Job der Finanzbranche gilt, liegt wohl auch an den speziellen Qualitäten, die Warren Buffett von einem möglichen Nachfolger fordert: Dazu gehöre weit mehr als Intelligenz, sagte Buffett einmal.

Für eine tragende Rolle bei Berkshire sei es notwendig, Probleme zu erkennen, noch bevor sie existierten. Und es helfe, unkonventionell zu denken. Davon kann man bei Li Lus bewegtem Leben wohl ausgehen.

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