Ratingagenturen Kreditversicherungen: Regenschirme nur bei Sonnenschein

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CDS-Sekuritisationen (Verbriefungen) werden oft als "exotisch" beschrieben, da ihre Marktwerte/Bonitätsbeurteilungen lediglich über komplizierte mathematische Berechnungen abgeleitet werden, aus dem dann ein simples – aber oft dubioses - Top-Rating entstand (und noch stets entsteht?). Bemüht man in diesem Zusammenhang ein anders Spiel um Worte - Scrabbel -, so kann man aus dem "exotischen Wertpapier" durch umstellen der Buchstaben die „toxischen Wertpapiere“ bilden, was deren Natur aus heutiger Sicht offensichtlich erheblich besser beschreibt.

Klassische Absicherung

Das zweite Teekesselchen "Kreditversicherung" beschreibt die Versicherung offener Zahlungsziele im Intercompany-Trade. Diese Kreditversicherung ist also die klassische Absicherung von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen von Unternehmen an andere Unternehmen oder staatliche Institutionen. Die bekanntesten Formen sind die Warenkreditversicherung, die Ausfuhrkreditversicherung und die Investitionsgüterkreditversicherung. Je nach Ausfallrisikoart unterscheidet man zwischen politischem (in etwa: Zahlungsunmöglichkeit) und wirtschaftlichem Risiko (in etwa Zahlungsunfähigkeit oder auch Zahlungsunwilligkeit). Auch die Lieferantenkreditversicherung, die gegen Abnehmerinsolvenzen Schutz bietet, wurde im Rahmen der Finanzkrise intensiv diskutiert. Zum einen entstand ein rasant erhöhtes Absicherungsbedürfnis bei der bis dato blanko liefernden "Realwirtschaft", dem aber keine ausreichenden Rückversicherungspotentiale zur Verfügung standen. Zum anderen zeichneten die Banken bei ihrer Kreditvergabe zunehmend restriktiver, wodurch verlängerte Zahlungsziele der Abnehmer in Anspruch genommen werden mussten, während die Kreditversicherer (analog der Banken) tendenziell straffere Kreditzusagen aussprachen.

Dass ein Kreditversicherer bei einer plötzlichen Schlechtwetterfront allerdings nicht deutlich mehr Schirme verkaufen kann, wenn die Nachfrage in der Traufe rapide ansteigt, beschreibt das Bild allerdings besser, als die weit verbreitete Wahrnehmung, dass die Kreditversicherungswirtschaft Schirme an sonnigen Tagen zwar verleiht, aber beim ersten aufziehen von Gewitterwolken wieder zurückverlangt. Eine breite Rückrufaktion bereits zuvor verkaufter Schutzschirme konnte bisher jedenfalls nicht beobachtet werden… Nichtsdestotrotz installierte die Bundesregierung wegen dieses Empfindungsdilemmas im Rahmen der Soffin-Programme eine gesonderte Tranche für dieses "Teekesselchen". Die als staatliche Top-up-Deckung bekannte Ergänzungsdeckung wurde Ende 2009 mit einem Volumen von Sieben Milliarden Euro allen Unternehmen zur Verfügung gestellt, die eine klassische Kreditversicherung verwenden (das Programm wird bereits Ultimo 2010 auslaufen, da die Wirtschaft die Deckungsmöglichkeit nur in marginalen Abschlüssen annahm. Als Hauptgrund wird der fixierte Preis identifiziert).

Im Finanz- und Rechnungswesen ist die Abschreibung einer Forderung als Delkredere bekannt. Aus diesem Grund bezeichnet man dieses Teekesselchen auch als Delkredere-Versicherung. Sicherungsnehmer sind stets Unternehmen, Sicherungsgeber sind meist spezialisierte Kreditversicherungsunternehmen oder aber Kreditinstitute, die Forderungen finanzieren und dabei das Delkredere übernehmen. Als Delkredere wird ferner auch die Bezeichnung des entsprechenden Geschäftsvorfalls im Kontenrahmen bezeichnet.

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