
Der sich zuspitzende Konflikt im arabischen Inselstaat Bahrain hat den Ölpreis erneut in die Höhe getrieben. War in den Tagen zuvor die Katastrophe in Japan und der dort drohende Nachfrageausfall mit dafür verantwortlich, dass der Ölpreis vorübergehend mit 107 Dollar je Barrel (159 Liter) auf den tiefsten Stand seit Wochen sank, rückt nun wieder die arabische Welt in den Fokus.
Anleger fürchten eine Ausweitung der Unruhen auf den weltgrößten Öl-Exporteur Saudi-Arabien. Saudische Truppen unterstützen das Königreich Bahrain am Persischen Golf seit Montag bei der gewaltsamen Niederschlagung der Aufstände. Zudem spekulierten Anleger laut Händlern auf eine steigende Ölnachfrage aus Japan, da dort nach der verheerenden Strahlenkatastrophe künftig weniger Strom in Atomkraftwerken produziert werden könnte. "Zudem wandelt sich Japan wegen des verstärkten Einsatzes von Dieselgeneratoren und des Ausfalls einiger Ölraffinerien vom Diesel-Ex- zum Diesel-Importeur“, sagt Rohstoff-Experte Eugen Weinberg von der Commerzbank. Das Nordsee-Öl Brent stieg nach dem deutlichen Preissturz von vorgestern inzwischen wieder auf 112.79 Dollar je Fass, das US-Leichtöl WTI verteuerte sich am zweiten Tag in Folge auf 99,75 Dollar.
Im Sog der Panikverkäufe am japanischen Aktienmarkt waren am Dienstag alle Rohstoffmärkte betroffen, aber schon gestern kam es zu einer Erholung. Sogar der Goldpreis, der üblicherweise in Krisenzeiten steigt, verzeichnete zunächst ein deutliches Minus, offenbar weil Investoren durch Gold-Verkäufe Verluste in anderen Sparten ausgleichen wollten. "Dies kann man nur mit Panikverkäufen erklären, die Marktreaktion ist überzogen", sagt Rohstoffanalyst Weinberg. Unter großen Schwankungen erholte ich der Goldpreis allerdings gestern wieder, heute gab er leicht auf 1.395 Dollar je Unze nach.
China rechnet mit Auftragsplus
Noch vorige Woche hatten viele Anleger auf steigende Preis gesetzt. Mit dem Schock durch das Erdbeben in Japan wurden jedoch vermehrt Risikoanlagen abgestoßen und für einen Preisrutsch gesorgt. "Die erste Reaktion ist die Liquidation, auch weil Japan der drittgrößte Metallimporteur der Welt ist. Wegen des Wiederaufbaus wird jedoch die Metallnachfrage wieder steigen“, sagt Weinberg. Hamsterkäufe der verängstigten Japaner und vermutete Verluste der Lagerbestände durch den Tsunami hätten ebenfalls in steigenden Preisen für Agrarrohstoffe niedergeschlagen, nachdem auch diese in Folge der steigenden Risikoaversion zuerst massiv unter Druck kamen.
Chinas Stahlverband rechnet als Konsequenz aus dem schweren Erdbeben in Japan mit einer anziehenden Nachfrage nach Stahl aus der Volksrepublik. Chinesische Stahlprodukte würden deutlich mehr nachgefragt werden, kündigte der frühere Chairman der China Iron & Steel Association, Luo Bingsheng, heute an. Zugleich erwartet er Preisrückgänge bei Eisenerz. „Japans Stromausfall wird sich deutlich auf die Stahlproduktion auswirken und das Land wird wiederum seine Eisenerz-Importe zurückfahren.“ Japan ist nach China der weltweit zweitgrößte Stahlproduzent. Das Land reagierte nach dem Beben und Tsunami auf die Stromausfälle mit der Schließung einiger Fabriken.
Der Wiederaufbau in den japanischen Katastrophengebieten wird viele Ressourcen erfordern, so dass es zuletzt zu erneuten Preisanstiegen kam. Zumindest beim Öl rückt nun die arabische Welt wieder in den Fokus. Die Unruhen in Bahrain und Libyen könnten sich zu einem handfesten Konflikt in der Golfregion ausweiten. Die Sorge, dass das größte Ölförderland der Welt, Saudi-Arabien, in die Konflikte hineingezogen wird, wächst.