Rubelkurs Moskau prüft Kauf von Yuan, Lira und Rupie im Wert von 72 Milliarden Euro

Dies soll den Rubelkurs stabilisieren. Dass 300 Milliarden Dollar sanktionsbedingt eingefroren wurden, bewertet ein Dokument als „Symbol für verpasste Chancen“.

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Rubelkurs Quelle: IMAGO/Russian Look

Russland prüft den Kauf von Yuan und anderen Währungen „befreundeter Staaten“ im Wert von rund 4,4 Billionen Rubel (72 Milliarden Euro) in diesem Jahr, um den Anstieg des Rubels zu bremsen. Mittelfristig will der Kreml seine Bestände der chinesischen Währung allerdings reduzieren und damit Investitionen finanzieren.

Der Vorschlag ist Teil eines Maßnahmenpakets, das die seit mehr als einem Jahrzehnt geltende Wirtschaftspolitik des Kremls vollkommen umkrempeln würde. Anlass für die Neuausrichtung sind die Sanktionen, die von den USA und ihren Verbündeten wegen Präsident Wladimir Putins Einmarsch in der Ukraine verhängt wurden.

Der Plan fand Unterstützung bei einem Planungstreffen von Spitzenbeamten der Regierung und der Zentralbank, darunter Gouverneurin Elvira Nabiullina. Das Treffen fand am Dienstag statt, wie mit den Beratungen vertraute Personen berichten.

Rubelkurs: Elivra Nabiullina unterstützt Plan zur Stabilisierung

Das Einfrieren von etwa der Hälfte seiner Devisenreserven in Höhe von 640 Milliarden Dollar nach der Invasion im Februar hat den Kreml ohne Zugang zu Mitteln gelassen, das er jahrelang für schlechte Zeiten gespart hatte. Vergangene Bemühungen, diese Bestände über Dollar und Euro hinaus zu diversifizieren, haben offenbar nur begrenzte Wirkung gezeigt.

Jahrelang hat der Kreml seine Staatsausgaben unter Kontrolle gehalten und Hunderte von Milliarden in Dollar, Euro und anderen ausländischen Währungen gespart, um die Wirtschaft gegen das Auf und Ab der Ölpreise abzusichern. Die bei dem Treffen vorgelegte Präsentation zieht eine ernüchterte Bilanz dieser Politik.

Russland: Sanktionen bewirkten Rückgang der Investitionen im Inland

„Die eingefrorenen 300 Milliarden Dollar haben Russland nicht geholfen, sondern sind im Gegenteil zu einer Schwachstelle und einem Symbol für verpasste Chancen geworden“, heißt es in der Präsentation – ein seltenes offizielles Eingeständnis der Auswirkungen der Sanktionen. Das eingesparte Geld habe „eine direkte Reduzierung der Investitionen in Russland zugunsten von Investitionen in anderen Ländern“ nach sich gezogen, heißt es in dem Dokument.

Bloomberg hat eine Kopie des Geheimdokuments eingesehen, und die Personen, die mit dem Treffen vertraut sind, bestätigten dessen Authentizität. Kreml und Zentralbank reagierten nicht sofort auf Bitten um eine Stellungnahme zu diesem Plan.

Kauf von Yuan erfordert Vereinbarung von China

Der Yuan baute nach der Nachricht seine Gewinne gegenüber dem Dollar aus und erreichte einen neuen Höchststand. Auch die türkische Lira und die indische Rupie legten zu.

Auch der Kauf von Währungen aus Ländern, die der Kreml als „befreundet“ erachtet, sei nicht unproblematisch, heißt es in dem Dokument. Der Verkauf der Yuan-Beständen erfordere „eine gesonderte Vereinbarung mit China, die in einer Krise nur sehr schwer zu bekommen sein wird“.

Andere Währungen wie der Dirham der Vereinigten Arabischen Emirate unterlägen hohen politischen Risiken. Die türkische Lira hingegen unterliegt großen Abwertungsrisiken.

Größter Inhaber chinesischer Yuan

Dennoch sollen kurzfristig 4,4 Billionen Rubel in Devisen „befreundeter“ Länder gesteckt werden, vor allem in den Yuan. Die Einnahmen aus den Öl- und Gasexporten sprudeln, treiben den Leistungsbilanzüberschuss auf ein Rekordniveau und den Rubel in die Höhe.

Vor dem Krieg hatte Russland seine Yuan-Investitionen bereits stetig erhöht und wurde so zu einem der größten Inhaber von Reserven in der chinesischen Währung. Diese Anlagen wurden zwar nicht durch die Sanktionen der USA und Europas eingefroren, aber der Zugang Russlands zu ihnen ist nach wie vor eingeschränkt.

Dem Dokument zufolge könnten sich die Yuan-Bestände auf 180 Milliarden Euro belaufen. Diese Mittel sollen in den nächsten drei bis fünf Jahren verwendet werden, um die enormen Kosten für den Ersatz ausländischer Technologien und die Verlagerung der Transportinfrastruktur in Richtung neuer Märkte in Asien zu decken.

Erstpublikation: 01.09.2022, 11:52 Uhr.

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