Rückversicherer Forscher erwarten mehr Katastrophen

Stürme, Brände und Erdbeben haben in diesem Jahr Schäden von 50 Milliarden Dollar verursacht. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber 2008. Doch für eine Entwarnung sieht die Münchener Rück keinen Anlass: Die Schäden nähmen 2010 deutlich zu, warnt der Rückversicherer.

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Das Erdbeben im italienischen L'Aquila gehört zu den schwersten Naturkatastrophen 2009. Auch in dem nahe gelegenen Dorf Onna wurden Häuser zerstört. Insgesamt aber fielen die Katastrophenschäden in diesem Jahr geringer als 2008 aus. Quelle: dpa Quelle: handelsblatt.com

MÜNCHEN. Klimaforscher rechnen für das Jahr 2010 mit einer deutlichen Zunahme der Naturkatastrophen. "In diesem Jahr hatten wir Glück", sagte Peter Höppe, Leiter der Georisiko-Forschung der Munich Re, dem Handelsblatt. Insbesondere mit Blick auf den Klimawandel könne er keine Entwarnung geben.

Nach der Schadensstatistik des Münchener Rückversicherers verursachten Stürme, Brände, Überflutungen und Erdbeben in diesem Jahr Schäden von rund 50 Milliarden Dollar. Im Vorjahr waren es noch 200 Milliarden Dollar. "Doch global betrachtet hat sich die Zahl der Naturkatastrophen in den vergangenen 40 Jahren verdreifacht", sagte Höppe. Das sei nicht nur durch Bevölkerungswachstum und höhere betroffene Werte zu erklären, da habe sich auch die Gefährdungssituation, das Wetter, geändert.

Etwas hoffnungsvoller ist dagegen Thomas Hess, Chefökonom des Konkurrenten Swiss Re: "Auch wenn die Katastrophenschäden während der letzten 20 Jahre kontinuierlich nach oben tendierten, ist doch immer wieder eine hohe Schwankungsbreite von Jahr zu Jahr zu beobachten."

Weltweit kamen durch Naturkatastrophen 2009 rund 10 000 Menschen ums Leben. Im Vorjahr, das Munich Re als eines der schlimmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als hundert Jahren bezeichnete, waren es noch 220 000 Tote gewesen.

Dreimal so viele bedeutsame Naturkatastrophen wie 1970

In diesem Jahr haben vor allem heftige Gewitter und Hagel zugenommen. "Unsere Statistiken zeigen, dass es heute mehr Starkregen, mehr Hitzewellen und intensivere tropische Wirbelstürme als früher gibt", sagt Höppe. So zählten die Risikoforscher aus München um 1970 in Deutschland nur etwa zehn bedeutsame Naturkatastrophen im Jahr, heute sind es mehr als 30.

Zwar liegt die Summe der versicherten Schäden dieses Jahr mit 22 Milliarden Dollar deutlich unter dem Wert von 2008, als es 50 Milliarden Dollar waren. Im Trend stiegen die Kosten für die Versicherer seit 1980 jedoch um zehn Prozent pro Jahr, sagte Höppe. Der Anteil des Klimawandels darin ist klein. 2009 dürfte es Schätzungen zufolge weniger als eine Milliarde Dollar sein.

Wintersturm "Klaus" verursachte 2009 größte Schäden

Auffällig ist in diesem Jahr eine hohe Zahl von mittelschweren Katastrophen, die Schäden von bis zu wenigen Milliarden Dollar verursachen. 850 erfasste der Rückversicherer. Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre waren es rund 770 bedeutsame Ereignisse. Dass die Versicherer aktuell dennoch recht glimpflich davonkommen, erklären Munich Re und Swiss Re mit dem Ausbleiben von Großkatastrophen.

Das teuerste Einzelereignis 2009 war der Wintersturm "Klaus", der im Januar Teile Spaniens und Frankreichs verwüstete. Ungewöhnlich schwach verlief in diesem Jahr mit nur drei Stürmen die Hurrikansaison im Nordatlantik. Das liegt deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Im Schnitt rechnen die Forscher seit Mitte der neunziger Jahre mindestens mit sieben bis acht Hurrikans pro Jahr. Der bisher stärkste, Hurrikan "Katrina", verwüstete 2005 New Orleans. Wetterforscher führen die schwache Sturmsaison auf das ungewöhnliche Wetterphänomen El Niño zurück. Dadurch veränderten sich die Windgeschwindigkeiten, was die Sturmbildung erschwerte, aber eben nur für ein Jahr.

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