Schutz vor Inflation Ist das Gold wert?

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Pillen-Produktion bei Roche Quelle: LAIF/Stephan Elleringmann

Auch Tagesgeldkonten sind, obwohl sie hohe Flexibilität garantieren, mit Vorsicht zu genießen. Zwar passen die Banken in Inflationszeiten deren Guthabenzinsen regelmäßig an, meist aber nur mit Verzögerung. Selten wird auch viel mehr gezahlt als die Inflationsrate. Möglicherweise ist es deshalb besser, inflationsgeschützte Anleihen zu kaufen. Deren Verzinsung richtet sich entweder ausschließlich nach dem Ausmaß der Preissteigerung, oder sie zahlen einen niedrigen Grundzins und gleichen zusätzlich noch die Geldentwertung aus.

Stufenzins- oder Inflationsanleihen, die von steigenden Zinsen profitieren, werden neuerdings von immer mehr Sparkassen und Banken ausgegeben; meist haben sie eine Laufzeit von fünf Jahren. Bei ihnen, wie auch bei inflationsgeschützten Staatsbonds, muss allerdings darauf geachtet werden, welche Art von Inflationsrate dem Zins zugrunde liegt und wie sicher der Emittent ist. Meist gilt nämlich der Euro-Inflationsindex, der möglicherweise niedriger ist als der in Deutschland entscheidende Verbraucherpreisindex. Auch rentierten zum Beispiel inflationsgeschützte italienische Anleihen zuletzt überhaupt nicht gut, weil die Anleger offensichtlich kein großes Vertrauen in den Staat Italien und seine Schuldenpolitik hatten.

Neben den inflationsgeschützten Bonds gibt es noch die sogenannten Floater, deren variabler Zins sich in der Regel nach dem (in Inflationszeiten steigenden) Euribor richtet, also dem Zins, den europäische Banken verlangen, wenn sie sich untereinander Geld leihen.

Der Blick auf die Vontobel-Zahlen zeigt, dass – zumindest in der Vergangenheit und in den USA – mit normalen Staats- und Unternehmensanleihen in inflationären Zeiten eine Vermögenssicherung nicht möglich war. Das gilt umso mehr, je höher die Geldentwertung ausfiel. Richtig gut ging es dagegen Anlegern, die sich mit Aktien und Rohstoffen eingedeckt hatten: Diese Sachanlagen verzeichneten Renditen zwischen etwas mehr als einem und knapp vier Prozent – inflationsbereinigt.

Indexfonds bringen hohe Renditen

Dass die Aktie eine gute Arznei gegen Inflation ist, wird auch durch andere Untersuchungen bestätigt. Allerdings gibt es zwei wichtige Einschränkungen: Erstens nützt bei galoppierendem Preisauftrieb auch das beste Unternehmenspapier wenig; in den Jahren mit den höchsten Inflationsraten verloren laut Vontobel Aktien nämlich fast vier Prozent. Und zweitens kommt es ganz entscheidend auf die richtige Aktienauswahl an.

Kaufenswert sind vor allem die Papiere von Unternehmen, die steigende Preise (und steigende Kosten etwa durch teurere Vorprodukte oder anziehende Löhne) relativ problemlos weitergeben können, weil die Kunden auf ihre Produkte nicht verzichten wollen. Das sind etwa Firmen aus dem Nahrungsmittel-, Energie- und Rohstoffsektor. Auch die Hersteller von Pharmazeutika haben gute Chancen, ohne große reale Umsatzverluste durch eine Inflationskrise zu kommen. Starke Preissetzungsmacht haben dabei in erster Linie die wirklich globalen Marktführer, also Unternehmen, die nicht nur in den alten Industrienationen, sondern auch in den neuen Wirtschaftswunderländern wie China oder Indien gute Geschäfte machen. Letzter Punkt: Eine hohe Dividende hilft auch in Inflationszeiten, den Kurs nach unten abzusichern.

Wer will, kann seinem Depot auch Indexfonds (etwa auf Rohstoffaktien) oder kurz laufende Zertifikate beimischen. Schauen Sie sich etwa mal Bonuspapiere auf den Euro-Stoxx an. Mit ihnen kann man gegenwärtig auf Jahressicht bei sehr überschaubarem Risiko – Verluste entstehen erst, wenn der Index beispielsweise von gegenwärtig rund 3000 auf 1600 Punkte abstürzt – Renditen von immerhin vier bis fünf Prozent erzielen.

Bei alldem gilt: Auch in Inflationszeiten können Terroranschläge, Naturkatastrophen oder politische Erdbeben alle Anlagestrategien über den Haufen werfen. Und auch in Jahren der Geldentwertung hält der Staat die Hand auf. Beträgt die Inflationsrate also jährlich vier Prozent, muss schon eine Rendite von fast sechs Prozent erzielt werden, um am Ende des Jahres bei plus/minus null zu landen. Das ist anspruchsvoll. Manche vermögende Zeitgenossen kaufen denn auch lieber teure Uhren oder Kunst, beidem kann Inflation nichts anhaben. Oder Oldtimer: Alte Autos bringen schon seit Jahren eine bessere Rendite als Dax, Dow Jones und Co. Und schön anzuschauen sind die Preziosen auch noch.

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