Skandal zieht Kreise Steuerparadiese im Madoff-Sumpf

Der milliardenschwere Betrugsfall um den New Yorker Broker Bernard Madoff zieht weitere Kreise. Ermittler hätten nun auch Fonds in Steuerparadiesen ins Visier genommen, heißt es. Offensichtlich stark getroffen ist zudem eine österreichische Bank.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

HB NEW YORK: Im Zusammenhang mit dem Betrugsfall könnten Anleger in dem gigantischen "Schneeball-System" mit Hilfe von Fonds Steuern hinterzogen haben, vermuten Ermittler laut einem Bericht der "New York Times". Untersucht werde dabei auch die Rolle von Banken außerhalb der USA, berichtete die Zeitung am Mittwoch unter Berufung auf einen Insider.

In dem wohl größten Betrugsfall der Finanzgeschichte richtete der New Yorker Broker Bernard Madoff nach eigenen Angaben einen Schaden von 50 Milliarden Dollar an. Der 70-Jährige hatte vor knapp drei Wochen den Behörden zufolge gestanden und steht derzeit in Manhattan unter Hausarrest.

Am Mittwoch sollte Madoff den Ermittlern eine Liste aller noch vorhanden Vermögenswerte seiner Firma und in seinem privaten Besitz vorlegen. Zur Abwicklung der Gesellschaft hatte ein Gericht am Dienstag rund 28 Millionen Dollar aus noch verbliebenen Geldern freigegeben. So soll den Angaben zufolge ein Verkauf noch vorhandener Vermögenswerte zugunsten von Madoffs Opfern ermöglicht werden.

Von dem mutmaßlichen Finanzbetrug ist die österreichische Bank Medici offenbar stärker betroffen als bisher bekannt. Wie das "Wall Street Journal" (WSJ) am Mittwoch in seiner Onlineausgabe berichtet, wird die staatliche Finanzmarktaufsicht das Management bei Medici übernehmen. Allerdings werde der österreichische Staat keine Finanzhilfe für das Institut leisten, sagte ein Behördensprecher der Zeitung. Das Geschäftsmodell der Bank habe keine Zukunft.

Nach Angaben aus informieren Kreisen habe das kleine Bankhaus rund 2,1 Mrd Dollar in die Madoff-Fonds investiert, schreibt die Zeitung. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet nur minimale Konsequenzen für den allgemeinen Finanzmarkt, da die Bank nicht mit traditionellen Bankoperationen befasst war. Das Bankhaus habe sich fast ausschließlich auf die Vermittlung von Madoff-Fonds spezialisiert.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%