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Solarkraftwerke Utz Claassen wirft bei Solar Millennium hin

Utz Claassen gibt den Vorstandsvorsitz bei Solar Millennium auf, die Aktie stürzt ab. Über die Gründe wird noch gerätselt, doch die Wirtschaftswoche hatte immer wieder über die kreative Bilanzführung des einstigen Börsenstars berichtet.

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Utz Claassen Quelle: dpa

Mit einem kurzen Fax soll Utz Claassen sein Engagement bei Solar Millennium beendet haben. Der erst seit Jahresbeginn bei Solar Millennium amtierende Claassen hatte sein Amt als Vorstandsvorsitzender am späten Montagabend überraschend niedergelegt. „Er beruft sich auf ein ihm eingeräumtes Recht, innerhalb einer definierten Überlegungsfrist sein Amt niederzulegen. Weitere Gründe hat er dem Unternehmen nicht mitgeteilt“, hieß es in der Presseerklärung. Seitdem sei er telefonisch für das Unternehmen nicht mehr zu erreichen gewesen, hieß es aus informierten Kreisen.

Die Gründe für den überraschenden Rücktritt von Utz Claassen als Vorstandschef des Solarthermieunternehmens Solar Millennium liegen im Unklaren. Finanzvorstand Thomas Mayer wollte am Dienstagmorgen „keine Mutmaßungen über die Beweggründe“ anstellen.

Ärger mit kreativer Bilanzierung

An der Börse wurde der Rücktritt hingegen in Zusammenhang mit Bilanztricksereien gesehen, über die die Wirtschaftswoche mehrfach berichtet hatte. Die im relativ wenig regulierten Freiverkehr gehandelten Aktien brachen zum Handelsauftakt um mehr als ein Drittel ein.

Solar Millennium hat wiederholt Erlöse zunächst über Verkäufe an verbundene Unternehmen generiert. Anleger mussten beim Blick in die Bilanz davon ausgehen, dass das Geschäft brummt, obwohl Umsätze teilweise nur innerhalb des Konzerngeflechts erzielt wurden. Ohne diese Tricks wären Umsätze erst viel später erzielt worden. Durch die kreative Bilanzierung dürfte Solar Millennium Anleger bei der Stange gehalten haben, die ansonsten das Vertrauen in das Unternehmen verloren hätten. Das Unternehmen hatte die Berichte über angebliche Bilanztricks stets zurückgewiesen.

Spekulation über Gründe

Es gab auch Gerüchte über gesundheitliche Probleme oder private Gründe. Ein Trauerfall im engsten Familienkreis sollden Manager schwer belastet haben, berichtet die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus informiertenKreisen.

Andere vermuteten, dass Claassen die Aufgabe bei dem jungen Unternehmen unterschätzt habe. „Claassen und Solar Millennium haben wohl nicht so gut zusammen gepasst“, erklärte ein Unternehmensexperte. Der frühere Chef des Energieversorgers EnBW sei eher ein Konzernmensch und kein Manager für ein Start-Up-Unternehmen, was Solar Millennium im Kern sei.

Am Freitag war Claassen noch bei einem Forum für Erneuerbare Energien in St. Gallen als Chef von Solar Millennium aufgetreten. Ein Konferenzteilnehmer berichtete, dass nichts von einem möglichen Rücktritt zu spüren gewesen sei. „Der Weggang kam für den Aufsichtsrat unerwartet“ erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Pflaumer laut Mitteilung. Die Nachfolge solle „zeitnah“ geregelt werden.

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