100 Prozent Grupp

Gier und Größenwahn müssen gestoppt werden

Was Uli Hoeneß getan hat, war falsch. Dennoch ist er kein typischer Steuerhinterzieher. Die Probleme sind weitaus vielschichtiger, als die Politik bereit ist zuzugeben. Welche das sind, beschreibt Trigema-Chef Wolfgang Grupp in seiner neuen Kolumne.

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Uli Hoeneß muss sich wegen Steuerhinterziehung verantworten. Wolfgang Grupp, Geschäftsführer der Textilfirma Trigema schreibt auf WirtschaftsWoche Online über seine Meinung im Fall Hoeneß und die strafbefreiende Wirkung der Selbstanzeige. Quelle: dpa

Ich habe zunächst Mitleid mit Uli Hoeneß. Er hat sehr viel geleistet. Er hat Arbeitsplätze in seinem Unternehmen geschaffen und zahlt in dieser Funktion sicher sehr viele Steuern. Er hat mit Bayern München einen Verein aufgebaut, der zu den Ausnahmeerscheinungen in Deutschland und in Europa zählt und übrigens auch der Stadt München sehr viele Steuern beschert.

Ich verstehe aber nicht, weshalb so jemand sich dann in eine solche Situation begeben konnte. Ich registriere immer häufiger, dass Menschen, die eigentlich ausgesorgt haben, meinen, sie müssten stille Reserven außerhalb Deutschlands anlegen und das, obwohl sie es überhaupt nicht nötig haben. Uli Hoeneß hat sicher so viel Geld, dass er es gar nicht ausgeben kann. Ich glaube nicht, dass er sich der Trageweite seines Handelns bewusst war. Der typische Steuerhinterzieher ist er sicher nicht!

Wer sich in der Öffentlichkeit präsentiert, darf generell Dinge, die er kritisiert, unter gar keinen Umständen selber machen. Herr Hoeneß hat leider etwas getan, das er selbst in der Hand hatte und damit es auch zu verantworten hat. Es war kein Zufall oder eine Krise von außen, die ihn dazu gezwungen haben. Es war sicher sehr unüberlegt.

Die Medien reagieren allerdings jetzt zweifelsohne sehr übertrieben, so wie das 2008 auch beim damaligen Post-Chef Herrn Zumwinkel war, als er ebenfalls wegen Steuerhinterziehung angeklagt wurde.

Weshalb regt sich eigentlich niemand groß auf über die Millionen, die zum Beispiel das Oberlandesgericht München verursacht hat, indem es sichtlich die ausländische Presse benachteiligt hat? Wo bleibt die Empörung über die Arroganz des Richters, der das zu verantworten hat? Bei Herrn Hoeneß wird dagegen vorgerechnet, wie viele Schulen oder ähnliches man von den hinterzogenen Steuern bauen könnte.

In den Fünfziger- und Sechzigerjahren, als ich noch zur Schule ging, war es etwa für gut verdienende Personen fast selbstverständlich, dass man ein Konto in der Schweiz hatte! Das ist sicher heute weniger, nicht zuletzt durch die aktuellen Entwicklungen.

15 Dinge, die Sie noch nicht über Wolfgang Grupp wussten

Uli Hoeneß hat ja offenbar auf das Steuerabkommen mit der Schweiz spekuliert. Wäre das nicht von der SPD im Bundesrat verhindert worden, hätte er seine Rechnung bezahlt und niemand hätte etwas von seinem Konto in der Schweiz bemerkt.

Hier schlagen aber, ehrlich gesagt, zwei Herzen in meiner Brust. Ich kann die CDU verstehen, die mit dem Abkommen Ruhe haben wollte und nach dem Motto handelte: Lieber den Spatz, sprich: die zehn Milliarden Euro, in der Hand als die Taube, also ein viel größere aber unsichere Summe, auf dem Dach. Ich kann aber auch die Opposition verstehen, die verhindern wollte, dass Leute straffrei ausgehen, die Millionen hinterzogen haben.

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