Ähnlich verhält es sich mit den neuerlichen Überlegungen der SPD, möglicherweise die strafbefreiende Wirkung der Selbstanzeige bei Steuerhinterziehung abzuschaffen. Einerseits verstehe ich die Logik. Es ist ja auch nicht möglich, dass ein Einbrecher, der in einem Haus etwas gestohlen hat, danach zur Polizei gehen kann, das gestohlene zurückgeben kann und dann ohne Strafe davon kommt. Andererseits verstehe ich auch, dass der Fiskus sagt, Hauptsache ich bekomme das Geld, und wenn mir durch ein Geständnis die Arbeit erleichtert wird, dann soll derjenige auch nicht bestraft werden. Ganz gerecht ist das freilich nicht.
Generell habe ich aber für alle, die jetzt unabhängig von Herrn Hoeneß mit ihrem ausländischen Konto ein Problem haben, kein Verständnis. Es gab schon unter dem früheren SPD-Finanzminister Herrn Eichel die Gelegenheit, mit einer einmaligen Zahlung Steueramnestie zu erlangen. Ich habe schon damals verschiedenen Freunden gesagt, wenn ich ein Konto in der Schweiz hätte, würde ich die Gelegenheit ergreifen.
Trigema und Grupp
Trigema besteht seit 1919. Anders als fast alle Konkurrenten produziert die Bekleidungsfirma aus Schwaben komplett selbst, statt im Ausland fertigen zu lassen. Über die Hälfte der Artikel verkauft Trigema in eigenen Läden und im Internet.
Wolfgang Grupp übernahm 1969 in dritter Generation. Er gab kurz darauf unrentable Firmenteile auf und setzte aufs T-Shirt. Heute garantiert er die Arbeitsplätze - auch den Kindern seiner Mitarbeiter.
Eines muss ich hier jedoch anmerken: Wie kann es sein, dass in einem mit uns befreundeten Land Banken die Menschen im Nachbarland fast auffordern, Schwarzgeld zu deponieren oder die Erträge von Anlagen nicht zu versteuern? Viele Schweizer Banker haben doch solche Wege angeboten, um der deutschen Steuer zu entgehen. Das ist so, wie wenn mein befreundeter Nachbar bei sich eine Drogenhöhle einrichtet und dann meine Kinder dort hinlocken würde und mir dann sagen würde, er könne doch nichts dafür, dass meine Kinder Drogen nehmen. Auf die Schweiz bezogen, hätte diese Arbeitsweise der Banken viel früher abgestellt werden sollen.
Wir in meiner Firma haben nur Festgelder. Ich vertraue den spekulierenden Bankern, die mit Superzinsen und eventuell Steuerfreiheit werben, unser Geld nicht an.
Meine Firma TRIGEMA hat 100 Prozent Eigenkapital. Ich habe nur Festgelder, die ich ausschließlich bei unserer Hausbank angelegt, das ist die Volksbank Albstadt. Ich muss das Geld konstant zur Verfügung haben zur Sicherung unserer Arbeitsplätze, sofern das Konsumklima wie zum Beispiel jetzt im Frühjahr durch den langen Winter nicht optimal war. Die Zinsen sind für mich dabei nicht ausschlaggebend, wir verdienen unser Geld in unserer Produktion!
Ich habe mich nie über den Spitzensteuersatz in Deutschland, den ich bezahlen muss, beschwert. Mich hat aber immer wieder gestört, dass Personen für Milliarden Verluste verantwortlich waren und sich anschließend problemlos aus der Verantwortung ziehen konnten. Denken wir nur an den Medienunternehmer Thomas Haffa, der Ende der 90er-Jahre von seiner Yacht im Mittelmeer grüßte und den deutschen Steuerzahler die Zeche zahlen ließ. Vielleicht fragen wir auch mal alle gescheiterten Konzern- oder Unternehmensführer, ob sie persönlich auch für ihre Schäden, die nicht selten ausschließlich auf Gier und Größenwahn zurückzuführen sind, aufkommen.
Wolfgang Grupp ist einer der profiliertesten deutschen Mittelständler. Der alleinige Inhaber der Textilfirma Trigema im schwäbischen Burladingen wurde durch die Fernsehspots berühmt, in der ein Schimpanse für seine T- und Sweat-Shirts wirbt. Grupp besteht darauf, nur in Deutschland zu produzieren. Ab heute schreibt er regelmäßig in seiner Kolumne "100 Prozent Grupp" für wiwo.de