Oder gar die günstigsten. „Dann findet nämlich gar kein Pitch mehr um das Mandat statt, dazu ist es viel zu eilig“, sagt der Leiter der Rechtsabteilung eines Konzerns in Bayern, der nicht genannt werden möchte. „Dann geht es um Vertrauen, und Handeln ist angesagt.“
Das bestätigt auch eine umfangreiche Studie der WirtschaftsWoche in Zusammenarbeit mit der Kommunikationsagentur Faktenkontor, für die wir die ansonsten wenig redseligen Justiziare der 1500 größten deutschen Unternehmen sowie die 100 größten Banken und Versicherungen befragten. Wir wollten unter anderem wissen: Welche der 50 größten in Deutschland tätigen Kanzleien haben den besten Ruf? Welche beauftragen sie am häufigsten? Welche würden sie anderen Unternehmen empfehlen? Womit sind Unternehmen in der Zusammenarbeit mit Anwälten unzufrieden? Wie hoch sind die Honorare? Und vor allem: Wen beauftragen sie als Retter in größter Not?
Das überraschende Ergebnis: Obwohl Kanzlei-Verbünde aus Großbritannien und den USA seit Jahren aggressiv auf den lukrativen deutschen Markt drängen, können sich hiesige Sozietäten bestens gegen die angelsächsische Konkurrenz behaupten. Zwar wollten die Unternehmen nur unter Zusicherung absoluter Anonymität an der Umfrage teilnehmen. Doch unter dem Mantel der Verschwiegenheit fielen auf Nachfrage immer wieder Ausdrücke wie Vertrauen, sogar Geborgenheit, dass es am Ende des Tages menschele und die Chemie zwischen Entscheidern und Anwälten passen müsse.
Bedürfnisse, die deutsche Kanzleien offenbar besonders gut befriedigen, wenn es hart auf hart kommt: Obwohl sie, gemessen am Umsatz, deutlich hinter angelsächsischen Konkurrenten wie Marktführer Freshfields liegen, landete auf dem ersten Platz die Stuttgarter Kanzlei Gleiss Lutz, die schon für Ferrostaal und die Hypo Real Estate die Kohlen aus dem Feuer holte, gefolgt von Noerr aus München, zu deren Kunden der Chemiekonzern Fresenius gehört. Nach der britischen Kanzlei Freshfields, die unter anderem BP und ThyssenKrupp betreut, folgt mit Hengeler Mueller aus Düsseldorf schon die nächste rein deutsche Kanzlei auf Platz vier.
Deutschlands meistbeauftragte Kanzleien für Härtefälle
Gleiss Lutz Prozent*: 21
Noerr Prozent: 17
Freshfields Bruckhaus Deringer Prozent: 16
Hengeler Mueller Prozent: 13
* Angaben in Prozent auf die Frage: "Wen würden Sie in Notsituationen beauftragen?"; Quelle: WirtschaftsWoche/Faktenkontor 2012
Clifford Chance Prozent: 11
CMS Hasche Sigle Prozent: 11
Linklaters Prozent: 11
Beiten Burkhardt Prozent: 9
DLA Piper Prozent: 6
White & Case Prozent: 6
Hogan Lovells Prozent: 4
Osborne Clarke Prozent: 4
Allen & Overy Prozent: 3
Baker & McKenzie Prozent: 3
Cleary Gottlieb Steen & Hamilton Prozent: 3
Flick Gocke Schaumburg Prozent: 3
Heuking Kühn Lüer Wojtek Prozent: 3
Jones Day Prozent: 3
Shearman & Sterling Prozent: 3
Taylor Wessing Prozent: 3
Görg Prozent: 2
Graf von Westphalen Prozent:2
KPMG Law Prozent: 2
Latham & Watkins Prozent: 2
Luther Prozent: 2
PricewaterhouseCoopers Legal Prozent: 2
WilmerHale Prozent: 2
CBH Rechtsanwälte Prozent: 1
FPS Fritze Wicke Seelig Prozent: 1
Göhmann Prozent: 1
Heisse Kursawe Eversheds Prozent: 1
Kapellmann und Partner Prozent: 1
Mayer Brown Prozent: 1
Norton Rose Prozent: 1
Orrick Hölters & Elsing Prozent: 1
P+P Pöllath + Partners Prozent: 1
Rödl & Partner Prozent: 1
SJ Berwin Prozent: 1
Weil Gotshal & Manges Prozent: 1
Ashurst Prozent: -
Bird & Bird Prozent: -
Buse Heberer Fromm Prozent: -
GSK Stockmann + Kollegen Prozent: -
Heussen Prozent: -
Pluta Prozent: -
Raupach & Wollert-Elmendorff Prozent: -
Salans Prozent: -
Schultze & Braun Prozent: -
Skadden Arps Slate Meagher & Flom Prozent: -
SKW Schwarz Prozent: -
Auch ein Erfolg der Standhaftigkeit: Während in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche ursprünglich deutsche Kanzleien mit angelsächsischen Großkanzleien fusionierten, blieben Gleiss, Noerr oder Hengeler lieber eigenständig. Der Grund: die Unternehmenskultur. „Wir verstehen uns als echte Partnerschaft“ , sagen unisono Hengelers Managing-Partnerin Daniela Favoccia wie Gleiss-Chef Rainer Loges oder Noerr-Managing-Partner Tobias Bürgers. Als ein Team, wo niemand nur deshalb rausgeworfen werde, weil er ein weniger rentables oder kurzfristig weniger lukratives Rechtsgebiet bearbeite.