




Millionen Haushalte müssen sich im kommenden Jahr auf höhere Strompreise einstellen. 105 der insgesamt rund 900 Grundversorger haben laut dem Portal Strom Report angekündigt, 2017 ihre Preise zu erhöhen. Im Durchschnitt steigen die Preise dieser Anbieter um 3,3 Prozent. Das entspricht bei einem Zwei-Personen-Haushalt etwa 33 Euro im Jahr.
Doch manche Versorger langen deutlich stärker zu: Auf die Kunden einiger Stadtwerke in Bayern kommen zwischen sieben und 15 Prozent höhere Rechnungen zu. Insgesamt sind rund sechs Millionen Haushalte von den Preiserhöhungen betroffen, die meisten in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen.
Als Grund für die Preiserhöhungen führen die Versorger unter anderem eine gestiegene EEG-Umlage und höhere Netzentgelte an. Über die EEG-Umlage finanzieren Verbraucher den Ausbau der erneuerbaren Energien. Sie macht fast ein Viertel des Strompreises aus. 2017 steigt die EEG-Umlage um acht Prozent, von 6,35 Cent pro Kilowattstunde auf 6,88 Cent. Ein weiteres Viertel des Strompreises entfällt auf die sogenannten Netzentgelte: Damit werden Transport und Verteilung des Stroms finanziert. Laut Strom Report steigen die Transportkosten für Strom im kommenden Jahr durchschnittlich um 9 Prozent.
Doch Verbraucher sind diesen Preiserhöhungen nicht wehrlos ausgeliefert: „Die Stromanbieter sind nicht gezwungen, die höheren Abgaben eins zu eins an die Verbraucher weiter zu geben“, sagt Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Im Einkauf an der Börse sei Strom weiterhin sehr günstig. Anbieter, die gut wirtschaften, könnten mit der Ersparnis die höheren Abgaben ausgleichen. Wallraf rät Verbrauchern daher zu einem Wechsel des Stromanbieters, wenn sie von der Preiserhöhung betroffen sind.
Ein Drittel der Haushalte werde noch immer vom Grundversorger mit Strom beliefert, sagt Wallraf. Damit ließen viele Verbraucher bares Geld liegen. Je nach Verbrauch lasse sich durch einen Anbieterwechsel pro Jahr 250 Euro und mehr sparen. Die Verbraucherschützerin empfiehlt, sich bei Vergleichsportalen wie Check24 oder Verivox über einen Anbieterwechsel zu informieren. Doch auch dort lauern Fallstricke.
So versuchen viele Anbieter, Neukunden über hohe Bonuszahlungen zu ködern. Die drücken die Stromrechnung im ersten Jahr nach Vertragsabschluss. Doch in den Folgenjahren sind diese Anbieter oft nicht so billig, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Auch von Preisgarantien, die den Kunden vermeintlich gegen stark steigende Strompreise absichern, raten die Verbraucherschützer eher ab. „In der Praxis gibt es bei diesen Verträgen viele Einschränkungen“, sagt Wallraf.
Generell sollten Stromkunden darauf achten, die Verträge so flexibel wie möglich zu gestalten. Die Laufzeit sollte nicht länger als zwölf Monate sein. Auch sollten sich die Verträge nicht automatisch um mehr als ein Jahr verlängern, wenn der Kunde nicht rechtzeitig kündigt. Die Kündigungsfrist sollte höchstens vier Wochen betragen. Denn Stromanbieter müssen Preiserhöhungen sechs Wochen im Voraus ankündigen. So bleibt genügend Zeit, mit einem Anbieterwechsel auf eine Preiserhöhung zu reagieren.
Doch obwohl Online-Vergleichsportale den Anbieterwechsel so simpel wie nie machen: Die deutschen Verbraucher bleiben bei diesem Thema lethargisch. „Manchen wissen gar nicht, dass man den Stromanbieter wechseln kann. Andere sind schlicht zu faul“, erklärt Wallraf. Manche seien auch besorgt, ohne Strom dazustehen, wenn ein Anbieterwechsel nicht reibungslos funktioniert. „Aber das kann nicht passieren“, sagt Wallraf. Die Grundversorger sind gesetzlich verpflichtet, im Notfall einzuspringen. Die Verbraucherschützerin versichert: „Niemand muss fürchten, auch nur eine Minute keinen Strom zu haben.“