Der Fall Calhanoglu Muss Bayer Leverkusen für Gehaltsverzicht Steuer zahlen?

In Krisen verzichten Manager, aber auch Profi-Sportler wie jüngst Hakan Calhanoglu von Bayer Leverkusen, auf ihr Gehalt. Überraschende Folge: Unternehmen droht dann Schenkungsteuer.

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Was sich 2017 für Steuerzahler ändert
Steuererklärung 2017Geringverdiener, Familien und Alleinerziehende – der Staat will sie 2017 mehr unterstützen. Deshalb werden viele staatliche Leistungen und Freibeträge erhöht. Die Vereinigte Lohnsteuerhilfe (VLH) hat einen Überblick über die Änderungen erstellt. Quelle: dpa
Der Grundbetrag steigt kontinuierlich Mit der Erhöhung zum 1. Januar 2017 ist der Grundfreibetrag in den vergangenen zehn Jahren insgesamt um mehr als 1.000 Euro gestiegen. Quelle: dpa
Grundfreibetrag steigtDer Grundfreibetrag erhöht sich zum 1. Januar 2017 um 168 Euro. Fortan dürfen Steuerzahler 8820 Euro Einkommen steuerfrei behalten. Das Doppelte steht Eheleuten und eingetragenen Lebenspartnern zu. Quelle: dpa
Familien mit mehr Kindern bekommen mehr GeldEtwas höher fällt das Kindergeld für kinderreiche Familien aus: Für das dritte Kind bekommen Eltern 2017 198 Euro und ab dem vierten Kind monatlich 223 Euro. Das Kindergeld bis zur Volljährigkeit gezahlt. Wenn das Kind studiert, zahlt es der Staat sogar noch bis zu seinem 25. Geburtstag. Quelle: dpa
Zwei Euro mehr Kindergeld im MonatDeutlich sparsamer als beim steuerlichen Kinderfreibetrag ist der Staat beim Kindergeld. Dieses steigt 2017 um gerade einmal um zwei Euro pro Kind und Monat. Für die ersten beiden Kinder gibt es im kommenden Jahr jeweils 192 Euro im Monat. Quelle: dpa
Kinderfreibetrag erhöht sichNicht nur der Grund- auch der Kinderfreibetrag erhöht sich 2017 von 4.608 Euro auf 4.716 Euro für verheiratete Eltern und für eingetragene Lebenspartner mit Kind. Hinzu kommen 2.640 Euro Freibetrag für Betreuungs-, Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf. Das ergibt insgesamt einen Freibetrag von 7.356 Euro pro Kind. Quelle: dpa
Was kalte Progression istVon „kalter Progression” spricht man, wenn eine Gehaltserhöhung zwar die Inflation ausgleicht, aber der Arbeitnehmer durch sie in einen höheren Steuertarif rutscht. Das Zusammenspiel der Inflation mit dem höheren Steuertarif sorgt dafür, dass der Arbeitnehmer nach der Gehaltserhöhung real weniger in der Tasche haben kann als vorher. Quelle: Fotolia

Es ist oft die letzte PR-Masche, die Managern oder anderen Top-Angestellten bleibt: der Gehaltsverzicht. In einer angespannten Situation, vielleicht gar nach eigenen Fehlern oder Skandalen, erklären sie medienwirksam, für eine Zeit auf ihr Gehalt verzichten zu wollen. Freiwillig, versteht sich.

So war es jüngst etwa bei Hakan Calhanoglu, einem Fußballspieler des Erstligisten Bayer 04 Leverkusen. Der hatte - lange vor seinem Wechsel zu Bayer Leverkusen -, gegen Transferrecht verstoßen, wurde deswegen aber erst im Februar vom Sportgerichtshof CAS zu einer viermonatigen Spielsperre verurteilt. 2011 hatte Calhanoglu - nach eigener Aussage auf Druck seines Vaters - einen Vorab-Vertrag beim türkischen Fußballverein Trabzonspor unterzeichnet, später jedoch seinen Vertrag beim deutschen Verein Karlsruher SC verlängert. Auf dem Papier war er somit bei zwei Vereinen angestellt. Das war nicht zulässig.

Weil er während der Sperre nicht für Bayer Leverkusen spielen kann, erklärte Calhanoglu den Gehaltsverzicht. Es sei für ihn „selbstverständlich, dass ich den Klub nicht noch weiter schädigen werde und für die Zeit meines Ausschlusses vom Spielbetrieb auf mein Gehalt verzichte", wurde Calhanoglu zitiert.

Unternehmen müssen in solchen Fällen allerdings gewaltig aufpassen, sagt Joerg Andres, Fachanwalt für Steuerrecht und Steuerrechtsprofessor aus Düsseldorf. "Ein solcher Gehaltsverzicht kann für die Unternehmen negative steuerliche Folgen haben, die meist wohl kaum bedacht werden."

Denn durch den Gehaltsverzicht kann das Finanzamt von ihnen unter Umständen sogar Schenkungsteuer fordern: Auch der Verzicht auf eine Forderung, wie das Gehalt, gilt als Schenkung, wenn das Unternehmen einfach mitmacht. Und die Schenkungsteuer fällt dann durchaus ins Gewicht. "Da Angestellte und Unternehmen, oder hier Spieler und Verein, nicht verwandt sind,  greift in einschlägigen Fällen Steuerklasse III mit 30 Prozent Eingangssteuersatz und nur 20.000 Euro Freibetrag", sagt Andres.

Bei einem angenommenen Gehalt von zum Beispiel einer Million Euro, auf das ein Angestellter verzichtet, würden fast 300.000 Euro Schenkungsteuer fällig. Das jeweilige Unternehmen müsste dann auch eine Schenkungssteuererklärung abgeben. Tut es das nicht und zahlt auch keine Steuer, kann es sich sogar der Steuerhinterziehung schuldig machen.


Im konkreten Fall sieht sich Bayer 04 Leverkusen allerdings auf der sicheren Seite. Zwar gebe man "grundsätzlich keine Auskünfte zu Vertragsinhalten mit Spielern, weil diese vertraulich sind", teilte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade auf Anfrage der WirtschaftsWoche mit. "Wir können Ihnen aber mitteilen, dass wir immer – auch bei der Übereinkunft mit dem Spieler Calhanoglu – im Einklang mit den anwendbaren steuerrechtlichen Regelungen handeln."

Auch das Thema Schenkungssteuer sei von Experten intensiv geprüft worden, im vorliegenden Einzelfall aber nicht als einschlägig angesehen worden, sagte Bayer-Geschäftsführer Schade.

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"Wie im Steuerrecht üblich, komme es stark auf den Einzelfall an", sagt Fachanwalt Andres. So könne es zum Beispiel fraglich sein, ob ein Angestellter, der seine Arbeitsleistung faktisch gar nicht erbringen kann, überhaupt Anspruch auf sein Gehalt habe. Ist das nicht der Fall, verzichtet er letztlich nicht auf eine Forderung - und damit liege dann natürlich auch keine steuerpflichtige Schenkung vor, die der Arbeitgeber annehmen könne. Das allerdings würde auch den öffentlichkeitswirksamen Gehaltsverzicht zur Luftnummer machen.

Wie die Konstellation im Fall von Hakan Calhanoglu genau ist, lässt sich mit Blick von außen nicht sagen. Doch andere Unternehmen sollten hellhörig werden, wenn hochdotierte Angestellte auf ihr Gehalt verzichten wollen. Nur gut, dass das nicht so oft vorkommt.

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