Einkommensteuer 10 Prozent zahlen 50 Prozent der Steuern – gehören Sie dazu?

Quelle: imago images

Eine neue Studie zeigt, dass eine kleine Gruppe von Top-Verdienern den Großteil der Einkommensteuer schultert. Die Mittelschicht wird steuerlich zur Oberschicht umdefiniert. Wo Sie stehen, zeigt eine Infografik.

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Wenn es in Deutschland eine Steuer gibt, die auf Umverteilung ausgelegt ist, dann ist es die Einkommensteuer, flankiert vom Solidaritätszuschlag. Das belegt nun auch eine Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts IW Köln. Demnach sorgt das reichste Zehntel der Bevölkerung für mehr als die Hälfte der Einkommensteuer-Einnahmen. „Die Einkommensteuer wirkt also genau so, wie es vorgesehen ist“, erklärt IW-Experte Martin Beznoska. „Den Löwenanteil tragen Reiche.“

Ein Viertel der Einnahmen wird demnach alleine von den 2,3 Prozent der Topverdiener getragen. Die zahlen mehr als 25.000 Euro im Jahr. Ein Single mit einem Einkommen von einer Million Euro beispielsweise müsste inklusive Solidaritätszuschlag 457.000 Euro an Steuern zahlen. Grund ist, dass die Einkommensteuer progressiv angelegt ist, also mit dem Einkommen ansteigt.

Auf der anderen Seite der Skala finden sich laut IW 20 Millionen Erwachsene, die gar keine Einkommensteuer zahlen. Unter ihnen sind viele Rentner, aber auch Studenten, Auszubildende, geringfügig Beschäftigte oder Arbeitslose. Insgesamt zahlen damit 30 Prozent der Erwachsenen keine Einkommensteuer.

Fast 80 Prozent der Deutschen zählen sich zur Mittelschicht. Der Staat sieht das an sich ähnlich, definiert jedoch übers Steuersystem einen Teil der Mitte um zur Oberschicht.
von Kristina Antonia Schäfer

Dass die Einkommensteuer für Umverteilung sorgt, ist so gewollt. Es gilt das Mantra, dass starke Schultern mehr tragen sollen. Umstritten ist jedoch, welche Schultern als wie stark gelten. Genauer: Ab wann ein Verdiener nicht mehr zur Mittel-, sondern zur Oberschicht zählt und deshalb den Spitzengrenzsteuersatz von 42 Prozent zahlen soll.

Wie die Forscher des IW aufzeigen, ist das Steueraufkommen in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Grund ist, dass die Durchschnittseinkommen gestiegen sind, es jedoch keine Entlastungen bei den Steuern gab. Dadurch fallen immer mehr Menschen unter den Spitzensteuersatz. In Zahlen: Mussten 2001 noch 879.000 Steuerpflichtige den Spitzensteuersatz zahlen, waren es 2013 bereits 2,1 Millionen. 2017 waren es laut einer Schätzung der Bundesregierung 2,7 Millionen Menschen. Die Mittelschicht wird also qua Steuerrecht schleichend zur Oberschicht umdefiniert.

Den Staat freut das freilich: Er bestreitet über die Einkommensteuer 40 Prozent seiner Einnahmen. Zusammen mit dem Solidaritätszuschlag sind das Jahr für Jahr über 300 Milliarden Euro.

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