Der Fiskus ist am 1. April nicht zu Scherzen aufgelegt. Im Gegenteil: Die Schonfrist von 15 Monaten läuft an diesem Tag ab. Alle, die ihre Abgaben für 2015 noch nicht bezahlt haben, müssen für die Steuerschuld somit von Samstag, dem 1. April, an 0,5 Prozent Zinsen pro Monat zahlen, erstmals also für den April. Der Zinssatz ist jedoch umstritten. Politiker und Juristen kritisieren, dass der Fiskus trotz des Zinstiefs unverdrossen sechs Prozent pro Jahr berechnet. So haben die CDU-geführten Bundesländer im Februar gefordert, den Satz zu halbieren. „Sechs Prozent sind jenseits der Realität“, sagte etwa der hessische Finanzminister Thomas Schäfer.
So schnell werden Steuererklärungen in Deutschland bearbeitet
Die Untersuchung basiert auf rund 100.000 über "Lohnsteuer kompakt" in den vergangenen zwölf Monaten erstellten Steuererklärungen.
In Hamburg brauchen die Finanzämter im Schnitt 45 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten. Die Hamburger Finanzämter sind damit bundesweit am zügigsten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Hamburg-Nord | 36,3 |
Hamburg-Harburg | 37,0 |
Hamburg-Oberalster | 37,7 |
Letzter | 58,3 |
In Rheinland-Pfalz brauchen die Finanzämter im Schnitt 46,6 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Worms-Kirchheimbolanden | 32,9 |
Bad Neuenahr-Ahrweiler | 35,7 |
Mainz-Süd | 37,7 |
Letzter | 62,7 |
In Berlin brauchen die Finanzämter im Schnitt 46,8 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Prenzlauer Berg | 39,8 |
Mitte/Tiergarten | 39,9 |
Schöneberg | 41,1 |
Letzter | 62,5 |
In Sachsen-Anhalt brauchen die Finanzämter im Schnitt 48,7 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Dessau-Roßlau | 37,2 |
Wittenberg | 37,2 |
Stendal | 39,6 |
Letzter | 60,7 |
In Brandenburg brauchen die Finanzämter im Schnitt 49,2 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Luckenwalde | 41,5 |
Strausberg | 41,9 |
Königs Wusterhausen | 46,9 |
Letzter | 63,5 |
In Nordrhein-Westfalen brauchen die Finanzämter im Schnitt 50 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Bielefeld-Außenstadt | 28,4 |
Warendorf | 29,4 |
Herne | 29,8 |
Letzter | 86,2 |
In Sachsen brauchen die Finanzämter im Schnitt 50,9 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Plauen | 37,1 |
Schwarzenberg | 37,3 |
Leipzig II | 43,5 |
Letzter | 60,1 |
In Baden-Württemberg brauchen die Finanzämter im Schnitt 51,3 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Offenburg Außenstelle Wolfach | 28,8 |
Sinsheim | 34,2 |
Balingen | 37,6 |
Letzter | 71,1 |
In Bayern brauchen die Finanzämter im Schnitt 53,4 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Kronach | 31,5 |
Immenstadt -Außenstelle des Finanzamts Kempten- | 32,8 |
Kitzingen | 34,8 |
Letzter | 78,5 |
In Schleswig-Holstein brauchen die Finanzämter im Schnitt 55,9 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Kiel-Süd | 42,1 |
Ratzeburg | 46,4 |
Dithmarschen | 47,8 |
Letzter | 69,5 |
In Thüringen brauchen die Finanzämter im Schnitt 57,6 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Gera | 43,1 |
Erfurt | 50,5 |
Gotha | 50,6 |
Letzter | 74,3 |
In Hessen brauchen die Finanzämter im Schnitt 58,1 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Bensheim Außenstelle Fürth | 36,8 |
Offenbach am Main I | 41,3 |
Bensheim | 45,5 |
Letzter | 72,7 |
In Niedersachsen brauchen die Finanzämter im Schnitt 58,6 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Cuxhaven | 35,5 |
Bad Bentheim | 36,7 |
Alfeld (Leine) | 37,6 |
Letzter | 78,6 |
In Mecklenburg-Vorpommern brauchen die Finanzämter im Schnitt 59,8 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Ribnitz-Damgarten | 50,8 |
Wismar | 51,7 |
Rostock | 54,1 |
Letzter | 86,6 |
Im Saarland brauchen die Finanzämter im Schnitt 68,2 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Saarbrücken Am Stadtgraben | 63,0 |
St. Wendel | 66,1 |
Neunkirchen | 66,4 |
Letzter | 77,1 |
In Bremen brauchen die Finanzämter im Schnitt 80,1 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten. Die Bremer Finanzämter sind damit bundesweit die langsamsten.
So viele Tage brauchen die drei schnellsten Finanzämter:
Bremen-Nord Arbeitnehmerbereich | 45,0 |
Bremen | 85,8 |
Steuerberater werden deutlicher: „Das kann man schon fast als fiskalisches Raubrittertum bezeichnen“, sagt Klaus Bührer, Partner der Kanzlei Dornbach in München. Schließlich soll der Zins Vermögensvorteile abschöpfen, die durch verspätete Steuerzahlungen entstehen. Aber wer kassiert heute noch sechs Prozent Zinsen?
Der durchschnittliche Satz für Tagesgeld liegt laut FMH Finanzberatung derzeit bei 0,2 Prozent. Schon im Jahr 2009 war er unter die Zwei-Prozent-Marke gesunken.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble beharrt dennoch darauf, dass der Satz eine verfassungsrechtlich zulässige „Typisierung“ ist – also eine Mittelwertbildung über viele Jahre. Der Fiskus sei nicht verpflichtet, Marktentwicklungen zeitnah abzubilden.
Damit bewegt er sich allerdings auf rechtlich dünnem Eis. „Angesichts des dauerhaften Zinstiefs kann man meines Erachtens nicht mehr von einer zulässigen Typisierung sprechen“, sagt Thomas Lübbehüsen, Partner der Kanzlei BRL in Hamburg. Wer Einspruch gegen Zinsfestsetzungen einlege, habe deshalb gute Chancen.
Musterverfahren läuft
Betroffene müssen nicht selbst klagen, sondern können auf ein Musterverfahren beim Bundesfinanzhof (BFH) verweisen (III R 10/16). Finanzbeamte müssen das Verfahren dann ruhen lassen – und Zinsen erstatten, wenn der BFH den Satz später als überhöht einstufen sollte.