Nicole Jakubowsky arbeitet im 5. Stock des Kölner Amts in der Veranlagung - bearbeitet also Steuererklärungen mit Prüfungsbedarf. Ihr Büro wird dominiert von Regalen mit blauen, roten und grünen Pappmappen. Darin liegen vor allem Steuerunterlagen von Geschäftsleuten. Die Unterlagen der meisten Arbeitnehmer schaffen es nicht in so eine Mappe. Wie genau Jakubowsky prüfen kann, ist auch eine Zeitfrage. Auf einen Bearbeiter kommen im Finanzamt Köln-Süd rund 2200 Arbeitnehmer-Steuerfälle. Besonders viel Arbeit fällt im April, Mai und Juni an. Hat ein Bearbeiter dann noch Urlaub, stapeln sich die Steuererklärungen - und es bleibt etwas weniger Zeit, um ganz genau hinzuschauen.
Jakubowsky sieht sich selbst nicht als Gegnerin der Steuerzahler. Leuten, die Baby-Erstausstattung oder Hochzeitskosten als außergewöhnliche Belastung angeben, unterstellt sie keine böse Absicht. "Wenn die Leute Kosten eintragen, die nicht absetzbar sind, sind sie nach meiner Erfahrung häufig davon überzeugt, dass das so richtig ist." Tricksereien wie falsche Wegstrecken zur Arbeit, kämen aber natürlich vor.
Auch in Jakubowskys Büro landet die Steuererklärung wieder auf einem großen Stapel – besser gesagt: ganz unten. Erneut müssen wir warten, bis die Steuererklärung an der Reihe ist. Und da Jakubowsky Fälle mit Prüfungsbedarf bearbeitet, dauert es bei ihr in der Regel etwas länger als im Erdgeschoss bei Helena Focht.
Es ist soweit: Jakubowsky hat die Steuererklärung im Detail geprüft und keine Fehler gefunden, die Angaben sind okay. 621 Euro Erstattung stehen im Bescheid - erledigt. Mit einem Klick schickt Jakubowsky den Datensatz nun an das zentrale Rechenzentrum im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf. Es ist für ganz NRW zuständig und verschickt im Jahr mehr als 22 Millionen Sendungen. Dort geht der Steuerbescheid in die Post.
Innerhalb weniger Tage sollte er nun im Briefkasten des Steuerzahlers sein - und die 621 Euro auf dessen Konto.