




Warum ist die Diskussion über den „Anachronismus“ der Geldscheine und Münzen („Wirtschaftsweiser“ Peter Bofinger) und über die Abschaffung großer Geldscheine (US-Ökonom Kenneth Rogoff) gerade zuletzt wieder entbrannt? Nur weil nach Schweden bald auch Dänemark den massiven Kampf gegen Bares aufnehmen will? Das ist gedanklich viel zu kurz gesprungen. Andere Begründungen kommen da schon etwas plausibler daher: Weil Banken und Handel vom teuren Umgang mit Bargeld entlastet würden. Weil digitale Vorreiter, von großen Konzernen wie Apple und Alibaba bis zu kleinen Fintech-Klitschen, Vorteile vom bargeldlosen Zahlen hätten. Weil – so das weit verbreitete Totschlagargument Nummer eins – Schwarzarbeit und Drogenhandel unterbunden werden könnten. Und weil – Nummer zwei – der Kampf gegen den Terrorismus erleichtert würde.
Wo die Deutschen gerne mit dem Smartphone zahlen würden
33 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um an Tankstellen zu bezahlen.
33 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um im Öffentlichen Personennahverkehr zu bezahlen.
30 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um in Supermärkten und Drogerien zu bezahlen.
29 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um in lokalen Geschäften wie Elektronik- oder Modehändlern zu bezahlen.
29 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um in der Gastronomie zu bezahlen.
27 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um in Online-Shops zu bezahlen.
25 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um im Taxi zu bezahlen.
23 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne für Rechnungszahlungen nutzen.
15 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um an Kiosken zu bezahlen.
Auswahl der Interviews: 1002 Interviews in Deutschland
Grundgesamtheit: Personen in Privathaushalten in Deutschland ab 14 Jahren
Erhebungsmethode: Befragungen durchgeführt als Telefoninterviews
Herausgeber: Yapital Financial AG
Doch dieses Sammelsurium an Argumenten bringt uns nicht wirklich weiter. Allein schon deshalb, weil es interessengetrieben ist und zum Teil an der Realität vorbei zielt. Da passt es ganz gut, dass Rogoff uns mit einem seiner weiteren akademischen Vorschläge auf eine heiße Spur führt: Die EZB könnte uns in bargeldlosen Zeiten zum Konsum zwingen, indem sie auf Kontogeld Strafzinsen erhebt. Aha, Enteignung auf amerikanische Art. Jenseits des Großen Teichs hat die Verteufelung des Bargelds ja schon mehrfach geklappt: Musterung mit einem schiefen Blick durch die Kassiererin, wenn man einen Einkauf über mehr als 50 Dollar bar bezahlen möchte. Oder, noch schlimmer, Verdacht auf Geldwäsche, sobald jemand einen hohen Betrag im Bankschließfach lagert.
George Orwell lässt grüßen
Rogoffs Spur ist deshalb heiß, weil er ausgerechnet zu einem Zeitpunkt laut wurde, als in Europa die Renditen der Staatsanleihen schlagartig nach oben schossen und der Goldpreis sich erholte. Diese beiden Entwicklungen sprechen dafür, dass das scheinbar blinde Vertrauen, das man bis März dieses Jahres in das Management staatlicher Schulden hatte, dem Misstrauen in alles weicht, was gemeinhin als Papiergeld bezeichnet wird: neben Kontogeld auch Anleihen aller Art, auf ihnen basierende Fonds, Kapitallebens- und Rentenversicherungen, der weit überwiegende Teil der Riester-Renten und sonstige Systeme der Altersvorsorge.
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Aus welchen Gründen Amerikaner auf das Bezahlen per Handy verzichten
Befragt wurden 1386 US-Amerikaner über 18, die auf das mobile Bezahlen per App verzichteten.
Quelle: Thrive Analytics/Statista
7 Prozent fanden es zu zeitaufwändig, ihr Smartphone für mobiles Bezahlen einzurichten.
8 Prozent sagten, ihr Handy biete nicht die nötigen Voraussetzungen, um mobile Bezahldienste zu nutzen.
18 Prozent sahen keinen Vorteil in der neuen Zahlungsmethode.
32 Prozent sagten, sie hätten schlichtweg noch nicht darüber nachgedacht.
37 Prozent antworteten, sie fänden es einfacher, mit Geld- oder Kreditkarte zu zahlen.
46 Prozent gaben an, auf das Bezahlen per Handy zu verzichten, weil sie sich Sorgen um die Sicherheit dieser Zahlungsmethode machen.
6 Prozent nannten "andere Gründe".
Auch Geld in der Brieftasche, im Portemonnaie oder unter der Matratze ist natürlich Papiergeld. Es hat im Vergleich zum nicht baren Papiergeld allerdings mindestens die vier folgenden Vorteile: stetige Verfügbarkeit; Annahmezwang im Laden, an der Tankstelle oder Theaterkasse; keine Abhängigkeit von Plastikteilen und Geldautomaten (zuletzt in Griechenland immer wieder ein Problem); kein Hinterlassen von Spuren und damit Schutz der Privatsphäre. Durch den Zwang zum Bezahlen mit den anderen Papiergeld-Varianten müsste man einen Großteil der Privatsphäre letzten Endes dem Staat preisgeben. Den Rest hat George Orwell in seinem epochalen Werk mit dem Titel „1984“ weit vorausschauend schon vor Jahrzehnten beschrieben.