Grauer Kapitalmarkt Auch die letzte deutsche P&R-Vertriebsgesellschaft ist pleite

Die Milliarden-Pleite bei P&R weitet sich aus. Auch die beiden letzten bislang noch zahlungsfähigen deutschen Gesellschaften sind insolvent.

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P&R: Auch die letzte deutsche Vertriebsgesellschaft ist pleite Quelle: dpa

Düsseldorf, Berlin Die finanzielle Katastrophe beim Containerfinanzierer P&R betrifft seit heute alle Anleger. Nachdem im März drei Vertriebsgesellschaften pleitegingen, melden nun auch die übrigen deutschen Gesellschaften Insolvenz an.

Es handelt sich um die Dachgesellschaft P&R AG in Grünwald und um die P&R Transport-Container GmbH, in der seit 2017 das Neugeschäft gebündelt war (siehe Grafik). Das teilte am Freitag ein Sprecher des Insolvenzverwalters Michael Jaffé mit, dessen Kanzlei nun auch für diese beiden Fälle zuständig ist.

Damit sind nun auch die letzten 390 Millionen Euro Anlegergeld, die bislang nicht im Feuer standen, in Gefahr. Dieses Geld hatte die P&R Transport-Container GmbH seit 2017 von 14.900 Privatanlegern eingesammelt. Die Anleger hatten das Geld wie zuvor schon bei den alten P&R-Gesellschaften als Direktinvestments in Seecontainer angelegt. Basis dafür waren die von der Finanzaufsicht Bafin geprüften Prospekte zu den Angebotsnummern 5001 bis 5005.

Laut der Mitteilung des Insolvenzverwalters unterlagen diese Investments den neuen und strengeren Regulierungsstandards von 2017. „Trotz aller Bemühungen ließ sich keine positive Fortführungsprognose darstellen, sodass die Insolvenzantragstellung unvermeidlich war“, sagte Jaffé.

Die P&R-Insolvenz ist eine der größten Anlegerpleiten in der Geschichte der Bundesrepublik. Aktuell haben dort rund 50.000 Anleger Container gekauft und 3,5 Milliarden Euro investiert. Die nun ebenfalls insolvente P&R AG fungierte als Managementgesellschaft für die deutschen Vertriebstöchter. Sie hatte mit 25 Mitarbeitern die gesamte Geschäftsabwicklung mit den Anlegern übernommen.

In den Prospekten wurde die P&R Transport-Container als unabhängig von den anderen Vertriebsgesellschaften dargestellt, die Container bis 2016 an Anleger verkauft hatten. Wer allerdings im Prospekt des Angebots 5005 auf Seite 128 blättert, entdeckt eine bemerkenswerte Ungereimtheit: In einer Zwischenbilanz sind dort Forderungen gegen die eigentlich doch unverbundene P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH vermerkt, die schon im März pleiteging.

Die Summe hat es in sich: Die Ansprüche aus einem „internen Verrechnungskonto“ sollen sich auf 322 Millionen Euro belaufen. Wurden Gelder der Anleger in Schwester-Gesellschaften gesteckt und nicht wie versprochen in Container investiert?

Der Rosenheimer Anlegerschützer und Finanzexperte Stefan Loipfinger hat aus den Prospekten herausgefunden, dass die P&R Transport-Container zugleich 317 Millionen Euro Verbindlichkeiten gegenüber einer in der Schweiz sitzenden Gesellschaft hat.

Diese war in der P&R-Gruppe dafür zuständig, die Container zu kaufen und das operative Geschäft zu betreiben. In Deutschland war nur der Vertrieb an die Anleger gebündelt. „Es besteht der Verdacht, dass mit dem Anlegergeld nur Lücken aus dem Altgeschäft gedeckt wurden“, sagt Loipfinger.

Tatsächlich hatte die P&R Transport-Container GmbH kurz nach der Insolvenz der anderen Vertriebsgesellschaft eine Warnung veröffentlicht, dass eine finanzielle Schieflage drohe. Danach hat sie keine Stellungnahme mehr abgegeben. Den Vertrieb hatte sie ohnehin schon Wochen vorher eingestellt.

Viele Anleger und ihre Anwälte stellen sich nun weitere Fragen: Was wird aus der schweizerischen P&R Equipment & Finance, die Container der Anleger besorgte und weitervermietete? Wie viel Geld ist dort noch vorhanden? Die Firma ist der Flaschenhals und das Bindeglied im P&R-Reich. Obwohl die Insolvenzen in Deutschland auch damit zu tun haben müssen, dass Gelder aus der Schweiz ausgeblieben sind, ist eine Insolvenzmeldung der P&R Equipment & Finance bislang nicht bekannt.

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